Autor: The Dividend Post (Clemens)
21 Januar 2023
Lieber Felix, herzlich Willkommen zum Dividend Post Interview! Am besten Du stellst Dich mit Deinen eigenen Worten den Lesern vor.
Felix: Mein Name ist Felix, ich bin 37 Jahre alt, dreifacher Papa und einfacher Ehemann. Wir wohnen in Norden des wunderschönen Ruhrgebiets. Beruflich bin ich als IT-Berater tätig.
Erzähle uns von Deinem Weg an die Börse?
So genau weiß ich das nicht mehr. Was sicher ist: Meine ersten Aktien kaufte ich im Juni 2013. Es waren fünf Anteile der C.A.T. OIL AG – heute Petro Welt Technologies AG. Der erste Griff ins Klo.
Du bloggst seit mittlerweile acht Jahren unter „finanzblogroll.net“. Was waren Deine ursprünglichen Beweggründe einen Finanzblog zu starten?
Ich war jung und brauchte das Geld. Nein… es war Anfang 2016 und unser zweites Kind war glücklicherweise recht pflegeleicht. In der Elternzeit habe ich mich häufig auf Finanzblogs getummelt und viel über die langfristige Geldanlage gelernt.
Mir fehlte allerdings stets ein zentraler Anlaufpunkt, damit ich nicht jeden Blog einzeln abklappern oder mich in Newsletter eintragen muss. Da ich früher (vor der Jahrtausendwende) schon mal eine Webseite hatte und mich die Technik dahinter interessiert, habe ich den Finanzblogroll aufgesetzt.
„Gemeinsam für eine bessere deutsche Finanzkultur“, so lautet das Credo des im Jahr 2020 ins Leben gerufene Finanzblogroll-Magazins. Kannst Du über die Motivation und Ziele sprechen, warum Du neben des Blogs mit einem eigenen Magazin gestartet bist?
Ich hatte einfach Bock darauf. Wer den Finanzblogroll verfolgt, weiß, dass ich weder Strategien und langfristige Konzepte verfolge. Ich mache immer das worauf ich Lust und wofür ich gerade Zeit habe. Da letzteres fehlt, pausiert das FBR-Magazin derzeit auf unbestimmte Zeit. Leider.
Wie zufrieden bist Du mit der bisherigen Entwicklung von FBR?
Läuft!
Innerhalb der letzten beiden Jahren kamen viele neue Finanzblogs (notabene: auch dieser beschauliche Blog hier). Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Kommerzialisierung bzw. Monetarisierung der leitende Gedanke eines Engagements auf Social Media & Co ist. Die Frage an Dich als jemanden, der sicherlich einen besseren Überblick über das Treiben in der Finanzblogosphäre hat als ich: welche Wahrnehmung hast Du in den letzten Jahren seit 2020 darüber?
Ich halte es mit Finanzwesir Albert: Es ist alles gesagt, aber eben nicht von jedem. Jeder kann und sollte tun oder lassen was er/sie/es will. Manchmal kommen tolle persönliche Blogs dabei raus. Oft aber auch unnötige „Projekte“. Die verschwinden allerdings auch wieder schnell, weil die Selfmade-Entrepreneure zwei Dinge merken: Erstens, dass es eine Menge Aufwand bedeutet. Zweitens, dass man damit nicht reich werden kann. Okay… außer man verkauft völlig überteuerte und sinnfreie Seminare.
Auf Instagram ist es aber noch viel schlimmer.
Der Bärenmarkt sorgt für ordentliche Molltöne auch abseits des Depots. Wie siehst Du die Entwicklung der Finanz-, Investment- bzw. Aktienkultur im deutschsprachigen Raum in den vergangenen Jahren?
Wahrscheinlich wird das Aktien-Interesse nachlassen, wenn die Kurse über Jahre mehr oder weniger seitwärts laufen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wahrscheinlich kommt die lang ersehnte Aktienrente genau zum falschen Zeitpunkt.
Kommen wir wieder zurück zum Investieren. Wie würdest Du Deine Anlagestrategie definieren und welches Warum verfolgst Du damit?
Seit rund drei Jahren Buy-and-Hold mit einem globalen Aktien-ETF. Die Strategie heißt: „… und fertig ist die Laube“.
Finanzblogroll
Auf welchen wesentlichen Aspekten beruhen Deine Entscheidungen in Deinem Investment-Prozess bzw. Regelwerk?
Um das Regelwerk kümmert sich der Indexanbieter FTSE. Ich habe einen monatlichen Sparplan.
Was sind aus Deiner Sicht die Vorteile dieses Investmentansatzes? Wo ortest Du gegebenenfalls Defizite?
Vorteile: simpel, kostengünstig, nervenschonend, renditesicher.
Nachteile: Ich kann in der Kneipe nicht damit prahlen. Und für eine eigene Yacht wird es auch nicht reichen.
In Deinen Blogbeiträgen thematisierst Du oftmals das Leben als – in Deinem Fall dreifachen – Familienvater. Ein lesenswerter Beitrag über Pragmatismus und Idealismus blieb mir im Kopf hängen. Auf welche Aspekte im Kontext von Familie spielen beim Investieren eine (andere) Rolle?
Es ist natürlich schon so, dass mit Beruf und Großfamilie weniger Zeit für Hobbies bleibt. Ob das die Investitionsstrategie beeinflusst weiß ich nicht. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass das ETF-Depot meines Sohnes über drei Jahre erfolgreicher lief als meine Einzelaktien…
…und es gibt doch schönere Dinge im Leben als die Aktienanalyse.
Oder wie Anthony Hopkins es wunderschön ausgedrückt hat:
„Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.“
„Dividendenwachstumsinvestoren betrachten Aktien in der Regel als echte Unternehmensbeteiligung“ las ich in einer Ausgabe von Mai 2021. Welche Rolle spielt denn das Dividendenwachstum für Dich?
Für mich persönlich keine (mehr). Wer unbedingt in Einzelaktien investieren möchte, findet in der Dividendenwachstumsstrategie sicherlich einen recht motivierenden Ansatz.
Du erwähntest u.a. die Essenz eines diversifizierten Portfolios interessanterweise in der Schwerpunktausgabe zum Thema Glücksspiel. Welche Bedeutung hat Diversifikation im Portfolio für Dich?
Oh je. Die kritische Ausgabe zum Thema Glücksspiel hat mir bei Google ganz schön Ärger eingebracht. 😊 Aber um auf deine Frage zu kommen: Für mich gibt es drei Ansätze:
Ich habe lange Strategie 3 verfolgt, aber dann festgestellt, dass das ja wirklich der unsinnigste Ansatz ist. Zumindest dann, wenn man zum Punkt kommt, dass man weniger Aufwand betreiben möchte - und ETFs nicht als Ausgeburt des Bösen (#blackrock) sieht.
Und bei Strategie zwei sehe ich langfristig keine Möglichkeit der Überrendite.
An der Börse bilden wir uns als Investoren eine bestimmte Meinung, bevor wir in ein Unternehmen, ETF, Fonds, o.ä. unser Geld investieren. Wann hat sich Deine Meinung zu einem Investment das letzte Mal geändert?
Wie gesagt vor etwa drei Jahren. Ich erwische mich aber regelmäßig, dass ich den Drang dazu habe, doch in Einzelaktien zu investieren. Einfach deshalb, weil ich mich für gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge und Trends interessiere. Bis jetzt konnte ich diesen Drang aber immer unterdrücken. Die meisten aktiven Anleger scheitern ohnehin am Overthinking.
An der Stelle frage ich um konkrete Medienempfehlungen, die Du den Lesern mitgeben möchtest. Ich rate zum Blick auf finanzblogroll.net, dort findet sich immer was Passendes. Daher sei mir eine andere Frage erlaubt: wann dürfen wir uns wieder über eine neue Ausgabe erfreuen?
Das weiß ich selbst nicht. Ich hoffe aber, noch ein paar „Tacheles“-Interviews führen zu dürfen 😊
So soll es sein. Und: wie viele Blogs mit Tiernamen gibt es denn aktuell?
Zum Schluss: worum geht’s im Leben?
Da halte ich es mit Harald Juhnke: „Keine Termine und leicht einen sitzen.“
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Hallo zusammen,
danke Clemens, für die Vorstellung vom Felix.
Das waren doch mal interessante Einblicke.
Auch wenn ich selbst ein breit aufgestelltes Depot aus Einzelaktien habe, finde ich die Strategie vom Felix genial.
Ich mag es auch einfach und gerade an der Börse sind das oft die beste Strategien.
Bei vielen Finanzbloggern bleiben solche Strategien aber oft außen vor, weil man damit kein Geld verdienen kann. Was wirklich sehr schade ist.
Auf jeden Fall finde ich die Einstellung vom Felix sehr sympathisch und seine Seite natürlich auch. 👌
VG Michael
@dividenden_einkommen
Hallo Michael,
vielen Dank für Deinen Besuch und Kommentar. Ich kann dem nur beipflichten und Felix hat das auf den Punkt gebracht. Phasenweise bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass zwanghaft eigene Strategien (wenn überhaupt davon die Rede sein kann) beworben werden, um schlichtweg eine damit verbundene Coaching-Leistung oder sonstiges zu verkaufen. Wie auch immer, sollte die an sich positive Entwicklung über die letzten Jahre von solchen entbehrlichen Begleiterscheinungen nicht unerwähnt bleiben.
LG
Clemens