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Dividend Post Interview mit Sebastian (DIVIDENDENCHECK)

Autor: The Dividend Post (Clemens)
21 August 2022

Mein nächster Gesprächspartner für das Dividend Post Interview teilt ähnlich wie ich eine ausgeprägte Passion für das Investieren in Dividendenwachstumswerte. Seit einigen Jahren veröffentlicht Sebastian als DIVIDENDENCHECK auf Youtube sehr gut aufbereitete Inhalte mit Mehrwert. Welche Sektoren in seinem Portfolio am stärksten gewichtet sind, warum die Demut wichtig für Sebastian ist und von welchem Unternehmen er seine ersten Aktien kaufte, erfahrt ihr im neusten Interview.

Lieber Sebastian, herzlich Willkommen zum Dividend Post Interview! Wie immer zum Auftakt meine Bitte, dass Du Dich am besten mit Deinen eigenen Worten den Lesern vorstellst.

Sebastian: Hallo Clemens, vielen Dank für deine Einladung! Ich bin 35 Jahre alt und stamme aus dem schönen Ruhrgebiet. Vor einigen Jahren bin ich berufsbedingt Richtung Münsterland umgezogen, wo ich mit meiner Frau zusammenlebe. Seit meiner Kindheit bin ich begeisterter Hobbykicker und Fan vom VfL Bochum. Vielleicht kennen mich einige Börsianer durch meinen kleinen YouTube-Kanal „Dividendencheck“, den ich vor ca. 2,5 Jahren ins Leben gerufen habe. Mittlerweile würde ich sogar soweit gehen und behaupten, dass die Börse den Fußball als Hobby Nr. 1 abgelöst hat.

Erzähl uns von Deinem Weg an die Börse?

Ich habe mich schon als Jugendlicher für Wirtschaft interessiert und regelmäßig den Wirtschaftsteil (natürlich neben dem Sportteil 😉) in der Zeitung gelesen. Über diesen Weg habe ich auch die Finanzkrise 2008/2009 miterlebt, allerdings noch ohne direkt investiert zu sein.

Nach meiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann 2009 rieten mir meine Eltern dazu, vorzusorgen und die Wahl fiel, zugegebenermaßen nicht ganz optimal, auf den Abschluss einer Riesterrente in Verbindung mit einem Aktienfonds. Ich habe mir die Entwicklung 3-4 Jahre „von der Seitenlinie“ angeschaut und habe mich danach ein wenig intensiver mit den Fonds auseinandergesetzt. Ich begriff relativ schnell, dass Eigeninitiative und Selbstverantwortung ein wichtiger Faktor bei der Altersvorsorge sind.

In dieser Zeit (um 2012/2013) gab es im deutschsprachigen Raum noch relativ wenige Inhalte (Blogs/YouTube) rund um Aktien und ETFs und ich war damals noch treuer Abonnent der Zeitschrift „Finanztest“. Um 2014 habe ich dann mein erstes Depot inklusive Sparplan auf den MSCI World eröffnet, welcher bis heute stur und stetig weiterläuft.

Mit fortlaufender Zeit, Weiterbildung über Bücher und englischsprachige Blogs wurde mir ein einzelner ETF zu langweilig und ich begann mich mit Aktien einzelner Unternehmen zu befassen. Die erste Aktie in meinem Depot war Coca-Cola.

Seit einigen Jahren widmest Du Dich dem Dividend Investing und teilst in den Sozialen Medien Deine Gedanken mit uns. Erzähle uns über Deine Motivation und Beweggründe, warum Du DIVIDENDENCHECK begonnen hast?

Ich bin von Grund auf ein neugieriger Mensch und probiere gerne neue Dinge aus. Streng nach dem Motto „was andere können, kann ich auch“ habe ich 2020, übrigens kurz vor dem Coronacrash, meinen Kanal eröffnet. Im Vordergrund steht ganz klar der Gedankenaustausch mit anderen Investoren. Die kreative Arbeit zur Videoerstellung macht mir ebenfalls unheimlich viel Spaß, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. 😉 Da ich mir privat sehr viele Unternehmen anschaue und darüber eine Meinung bilde konnte es ja nicht schaden, meine Auffassung darüber auf YouTube zu teilen. Ich selber freue mich über jede neue Inspiration, die ich von meinen favorisierten Bloggern oder YouTubern erhalte. Wie du schon angedeutet hast, stehen bei meinen Vorstellungen Aktienunternehmen im Fokus, die eine Dividende ausschütten. Außerdem glaube ich, dass das Thema finanzielle Bildung und Vorsorge ein sehr wichtiges ist. Speziell in Deutschland gibt es noch immer viele Vorbehalte und die überwiegende Mehrheit hat noch Angst vor Unternehmensbeteiligungen.

Und wie zufrieden bist Du mit der Entwicklung? Welche Resonanz aus Deinem Umfeld und Bekanntenkreis gibt es zu Deinem Engagement bisher?

Meine Frau habe ich jedenfalls überzeugt und auch für Sie ein kleines, aber feines Depot aufgebaut. 😊 Ansonsten erhalte ich überwiegend positives Feedback. Konfliktpotential im familiären Umfeld ist bei dem Thema natürlich immer vorhanden. 😉 Auf der Arbeit hänge ich das Thema verständlicherweise nicht an die große Glocke. Die Entwicklung des Kanals läuft klasse, mittlerweile folgen mir über 2.000 Menschen auf Youtube. Damit habe ich zu Beginn überhaupt nicht gerechnet. Leider schaffe ich es aktuell aus Zeitgründen nicht, regelmäßig neue Videos aufzunehmen. Potenzial sollte also noch vorhanden sein.

Zurück zum Investieren: auf welchen wesentlichen Aspekten beruhen Deine Entscheidungen in Deinem Investment-Prozess?

Ich favorisiere Unternehmen mit leicht verständlichen Geschäftsmodellen, möglichst hohem Burggraben und im besten Fall langjährig steigenden Dividendenzahlungen. Wahrscheinlich machen deshalb die defensiven Sektoren nichtzyklische Konsumgüter, Health Care und Immobilien (REITs) den größten Teil meines Depots aus. Bei der fundamentalen Betrachtung beurteile ich das Gewinn- und Cashflow-Wachstum, Margen, Bilanzqualität bzw. Verschuldungskennzahlen sowie das „Commitment“ zur Dividende. Der Vergleich mit der direkten Konkurrenz ist unabdingbar und ein weiterer zentraler Faktor für mich ist die Integrität des Managements. Bei der Bewertung einer Aktie schaue ich primär auf den Unternehmenswert im Verhältnis zum EBITDA und Free Cashflow sowie auf die Free Cashflow-Rendite.




Welche Rolle spielt das Thema Diversifikation für Dich als Investor?

Für die Risikoreduzierung halte ich ein diversifiziertes Einzelaktienportfolio für elementar. Es gibt Studien, die besagen, dass das Risiko ab einer Streuung von 30 Positionen nur noch marginal abnimmt und ab 60 Positionen die maximale Risikoreduktion erreicht ist. Ich persönlich halte dennoch lieber 60 als 30 Aktien im Depot und schlafe damit sehr gut.

An der Börse bilden wir uns als Investoren eine bestimmte Meinung, bevor wir in ein Unternehmen unser Geld investieren. Wann hat sich Deine Meinung das letzte Mal geändert?

Als Verfechter der Dividendenwachstumsstrategie steht für mich die Sicherheit und Fortsetzung von im besten Fall jährlichen Steigerungen an vorderster Stelle. Dividendenkürzungen offenbaren immer eine grundlegende Fehleinschätzung. Bei Red Electrica, einem spanischen Stromnetzbetreiber, habe ich das politische Risiko unterschätzt und deswegen nach der Ankündigung der Drosselung im Februar 2021 meine relativ große Position mit schmerzhaftem Verlust veräußert. Am Ende gehören aber auch falsche Entscheidungen und Enttäuschungen zum Investieren dazu. Wichtig ist, dass man seine Strategie durchzieht.

In Anbetracht des aktuellen „Bärenmarktes“: Deine Einschätzung der Lage und allfällige Handlungsempfehlungen für das Dein eigenes Portfolio, die Du weitergeben möchtest?

Bei Einschätzungen halte ich mich lieber zurück. Keiner kennt die Zukunft und niemand hätte nach dem grandiosen Börsenjahr 2021 erwartet, dass es 2022 so weiter geht. Wie bereits gesagt, wenn man eine Strategie gefunden hat macht es aus meiner Sicht Sinn, daran festzuhalten. Risikotoleranzen sind sehr individuell, deshalb verstehe ich alle, die nun erstmal an der Seitenlinie stehen und abwarten.

Selbstverständlich habe ich auch für volatilere Zeiten eine für mich geeignete Vorgehensweise um von günstigeren Kursen zu profitieren. Für diese Phasen habe ich meine Cash-Position, die gestaffelt nach festgelegten prozentualen Kursrückgängen vom Gesamtmarkt (z.B. S&P 500) in den Markt investiert wird. Die 1. Tranche ab -20 % vom Hoch, die 2. Tranche ab einem Rückgang des Gesamtmarkts von ~40 % und die letzte Tranche ab einem Minus von ~60%. Auch hier halte ich mich an statistische Auswertungen. Rückgänge um über 50 % beim S&P 500 sind nämlich verdammt selten. Seit 1956 war dies nur einmal der Fall.

Das Thema Lernen ist ein steter Begleiter auf und abseits der Börse. Was waren Deine prägendsten Erfahrungen, aus denen Du für Dich am meisten gelernt hast?

Theorie und Praxis sind an der Börse zwei verschiedene paar Schuhe. Man kann die Lehren noch so gut beherrschen. Ohne eigene, praktische Erfahrungen kommt man nicht weiter. Ansonsten finde ich wichtig, dass man als Aktionär lernt Bilanzen sowie Geschäftsberichte zu lesen und zu verstehen.

Hast Du eine Medienempfehlung für unsere Leser?

Aus dem deutschsprachigen Raum lese regelmäßig die Blogs www.mission-cashflow.de und www.dividendenadel.de von Christian W. Röhl. Auf YouTube schaue ich gerne Videos von „European Dividend Growth Investor“ und „Nicholas Ward Investing„.

Twitter Dividendencheck Interview

Sebastian auf Twitter


Was hast Du für die Zukunft geplant?

Meine Strategie beim Investieren habe ich gefunden und diesen Weg werde ich weiter fortsetzen. Ich habe mir vorgenommen etwas kontinuierlicher neue Videos auf meinem Kanal hochzuladen.

Andererseits sollten viele weitere wichtige Punkte nicht vernachlässigt werden. Speziell in den letzten Jahre hat mich das Thema Gesundheit familiär sehr geprägt und wir mussten einige Schicksalsschläge hinnehmen. Demut hat in meinem Leben einen extrem wichtigen Platz eingenommen. Damit bin ich eigentlich schon bei der letzten Frage angekommen.

Zum Schluss: worum geht’s im Leben?

Natürlich wollen wir alle weiterkommen und was erreichen. Dennoch denke ich, dass wir auch mal innehalten dürfen – und sollten – und dankbar sein, für die Dinge, die man bereits hat.

Sebastian, vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!





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Ich besitze keine Aktien der genannten Unternehmen. Der Kauf und Verkauf von Aktien, Aktienfonds und anderen Finanzinstrumenten kann zu Verlusten, bis hin zum Totalverlust, führen und sollte stets im Einklang mit dem eigenen Risikoappetit erfolgen. Meine auf dividendpost.net veröffentlichten Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, sondern dienen schlichtweg der Unterhaltung und Information. Das Handeln mit Wertpapieren erfolgt auf eigene Gefahr. Ich tätige Börsengeschäfte ausschließlich als Privatanleger. Meine Einschätzungen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, dafür übernehme ich keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der präsentierten und bereitgestellten Inhalte. Eigene Recherche und Due Diligence sind Schlüsselfaktoren für einen selbstbestimmten Vermögensaufbau. Unbezahlte Werbung durch Markennennung.


1 Kommentar wurde geposted.
23. August 2022 20:24 - Michael  

Dieses nette Interview hat mir (ihm) ein neues YouTube Abo verschafft.

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