Autor: The Dividend Post (Clemens)
15 Juni 2022
Lieber Markus, herzlich Willkommen zum Dividend Post Interview! Am besten Du stellst Dich mit Deinen eigenen Worten den Lesern vor.
Markus: Vielen Dank für die Einladung zum Interview. Eventuell werden mich ein paar Deiner Leser als „investieren_mit_hirn“ bzw. über unsere Plattform Finanzenverstehen.at kennen, wo ich einer der drei Mitgründer bin. Ich arbeite im Hauptberuf in der Verwaltung der Polizei und habe mein Studium in Public Management vor Kurzem abgeschlossen.
Erzähl uns von Deinem Weg an die Börse?
Ziemlich unspektakulär aus meiner Sicht. Als Vorstufe zum Investieren brachte mir die Basics des Sparens mein Opa sehr einprägsam bei. Mit den ersten Jahren des eigenständigen Geldverdienens gelangte ich an den Punkt, an dem ich mir dachte, wie das gesparte Geld für mich doch arbeiten könnte. Zunächst beschäftigte ich mich mit ETFs, ab 2018 ging es dann mit Einzelwerten los. Tatsächlich entwickelte sich die Börse und damit verbundenen Themen zu einer wahren Leidenschaft.
Ich habe in einem Beitrag über das Warum als Teil des Investierens gebloggt. Warum investierst Du?
Zum einen der motivierende Faktor des langfristigen Investierens, sich schrittweise unabhängig von der staatlichen Pension dank des eigenständigen Vermögensaufbaus zu machen. Ein anderes Warum ist wie bereits erwähnt die entstandene Leidenschaft. Ich beschäftige mich gerne mit dem Unternehmen und freue mich, wenn ich als Aktionär am Erfolg partizipieren kann. Diese Faszination fängt bei der Nutzung der Produkte als Kunde an, umfasst ebenso Firmen die sich in einem persönlichen Interessensgebiet engagieren.
Seit einiger Zeit teilst Du unter dem Account „investieren_mit_hirn“ auf Instagram regelmäßig Content zum Thema Finanzielle Bildung. Erzähle uns über Deine Motivation und Beweggründe für Dein Engagement?
Da ich selbst meine ersten positiven Erfahrungen an der Börse sammelte, dachte ich mir, warum nicht gleich diese mit der Öffentlichkeit teilen? Ich bin da sozusagen empathisch geprägt. Mein Instagram-Account fokussiert sich auf die Basisanforderungen für das Investieren, ohne großartig Vorerkenntnisse wissen zu müssen. Mit Alltagsbeispielen möchte ich den Menschen verschiedene Wege aufzeigen, um überhaupt einmal in das Investieren reinzukommen. Das betrifft allgemein den selbstverantwortlichen Umgang mit Geld als Teil einer soliden Finanzbildung.
Gemeinsam mit zwei Mitstreitern startete ihr die Website Finanzenverstehen.at. Welche Ziele verfolgst Du bzw. ihr damit?
Finanzenverstehen.at ist eine direkte Folge aus meiner Anfangszeit auf Instagram. Mit Matthias und Philipp fand ich glücklicherweise zwei kongeniale Partner für dieses Projekt. Unser Ziel ist es gemeinsam die finanzielle Bildung in der Sparbuchnation Österreich in die Breite zu tragen. Zu dritt bekommen wir da deutlich mehr auf die Reihe, als wenn jeder von uns einzeln sein Ding durchziehen würde. Mittlerweile bieten wir das Grundwissen für den Einstieg in das Investieren an der Börse kompakt auf unserer Website an: Buchtipps, Basiswissen zu sämtlichen Assetklassen, Steuern, Brokervergleich. Dieses Grundgerüst bieten wir kostenlos mit aktuellem Content auf Finanzenverstehen.at an. Im Rahmen einer Community möchten wir den Austausch unter Gleichgesinnten ermöglichen. Last but not least verstehen wir uns durchaus als ein Sprachrohr zu den Produktanbietern und Brokern. Hier geben wir das gesammelte Feedback von vielen österreichischen Privatanlegern an diese Institutionen weiter – mit der Erwartungshaltung einer Verbesserung der aktuellen Situation in vielerlei Hinsicht wie zum Beispiel den Ausbau des Aktiensparplan-Angebots.
Welche Resonanz aus Deinem Umfeld und Bekanntenkreis gibt es zu Deinem Engagement bisher?
In meinem engeren Umfeld merke ich eine spürbare Veränderung zum Themenkomplex Investieren. Die Leute sind deutlich aufgeschlossener demgegenüber als in der Vergangenheit. Dennoch gibt es im Freundeskreis auch den einen oder anderen, wo wir über andere Themen als die Börse oder interessante Unternehmen sprechen 😊. Ich zwinge niemandem meine Leidenschaft auf und so soll es auch bleiben.
Auf der Website habe ich zu Deinem Profil gelesen, dass Dein Weg in die Finanzielle Freiheit führt bzw. führen soll. Wie definierst Du diesen Begriff?
Mittlerweile ist der Begriff schon sehr abgedroschen und es obliegt jedem selbst wie sie oder er die finanzielle Freiheit exakt definiert. Das kann jetzt weniger Abhängigkeit vom staatlichen Pensionssystem sein, der Einstieg mit 40 Lebensjahren als Privatier oder den Aufbau eines zusätzlichen Cashflow-Stroms beispielsweise durch Dividenden bedeuten. Wie gesagt eine sehr subjektive Auslegungssache.
Auf der Website steht, dass Du eine Buy&-Hold-Strategie als den geeigneten Weg für Dich gefunden hast. Wie würdest Du diesen Weg charakterisieren?
Ich bin wohl ruhiger und defensiver geworden, wenn ich mein jetziges Verhalten als Investor mit der Anfangszeit vergleiche. Market Timing versuche ich erst gar nicht. Wenn ich mich an Unternehmen beteilige, liegt der Investitionshorizont auf mehrere Jahre.
Auf welchen wesentlichen Aspekten beruhen Deine Entscheidungen in Deinem Investment-Prozess?
Für mich hat es sich als wichtig erwiesen, zunächst einen Schritt aus der Unternehmensebene herauszugehen. Was bedeutet das konkret: ich achte stark auf die Makrosituation wie anhand von politischen Risiken, die in einem Investitionszielland potentiell auftreten könnten. Danach geht es auf die fundamentale Ebene, den Kennzahlen und die langjährige Entwicklung dieser. Weiters spielt in meinen Augen das Management eine zentrale Rolle, welches die strategische Grundrichtung des Unternehmens maßgeblich beeinflusst. Welchen Track Record haben die verantwortlichen Personen, welchen Ausblick bzw. wie wird die Einschätzung des Potentials an die Aktionäre kommuniziert. Das sind wesentliche Punkte für mich, die ich vor einer Investition durchchecke.
Welche Rolle spielt das Thema Diversifikation für Dich als Investor?
Ich diversifiziere innerhalb der Aktien als auch generell über verschiedene Asset Klassen hinweg. Das heißt in der Realität neben Einzelunternehmen auch Investments in Rohstoffe (u.a. Gold), Kryptos oder breit gestreute ETFs. „Sektor-Wetten“ über Themen-ETFs schließe ich aus.
An der Börse bilden wir uns als Investoren eine bestimmte Meinung, bevor wir in ein Unternehmen unser Geld investieren. Wann hat sich Deine Meinung das letzte Mal geändert?
Durch die aktuelle Marktlage hat sich meine grundsätzlich positive Meinung zur Börse verändert. Die Inflation verharrt auf konstant hohem Niveau, die Notenbanken sind zu Maßnahmen gezwungen, globale Lieferkettenprobleme und ein Krieg in Europa sind nicht so einfach Faktoren, die man blauäugig beiseite wischen kann. Ich nehme diese Entwicklungen wahr, allerdings habe ich einen langfristigen Anlagehorizont diesbezüglich und sehe das relativ entspannt. Für uns jüngeren Investoren, die jetzt noch nicht Jahrzehnte an der Börse sind und bis dato eigentlich nur die eine Richtung nach oben kennen, sind das neue Erfahrungen. Eine für längere Jahre andauernde Seitwärtsbewegung an den Weltbörsen kann nicht ausgeschlossen werden. Wenn man sehr langfristig orientiert ist, können sich einige Chancen in diesem Wirtschaftszyklus bieten.
Das Thema Lernen ist ein steter Begleiter auf und abseits der Börse. Was waren Deine prägendsten Erfahrungen, aus denen Du für Dich am meisten gelernt hast?
Das hört sich vielleicht abgedroschen an, aber wesentlich ist, dass man einmal überhaupt investiert ist und somit erste Erfahrungen als Aktionär gewinnt. Irgendwelche Learnings aus der Theorie allein können auch helfen, doch fehlen hier meiner Meinung nach die Emotionen, die aus einer eigenen Betroffenheit gezogen werden. Sowas lässt sich nun mal nicht simulieren.
Hast Du eine Medienempfehlung für unsere Leser?
Ich bin ein Freund von internationalen Medien wie CNBC oder Seeking Alpha. Vor allem in den amerikanischen Medien spürt man die positive Leidenschaft und Verbundenheit zum Kapitalmarkt. Im deutschsprachigen Raum lese ich Handelsblatt sowie ansonsten Gewinn und Trend aus Österreich.
Was hast Du für die Zukunft geplant?
Weiter auf meinen Weg zur inneren Zufriedenheit hinarbeiten. Das Gesamtpaket aus Familie, Arbeit, Freunde, Gesundheit und Freizeit muss passen, monetäre Ziele müssen nicht zwangsweise immer die oberste Priorität haben. Mehr Reisen als in den letzten beiden Jahren steht bei mir auch ganz groß am Plan.😊
Zum Schluss: worum geht’s im Leben?
Im Leben geht es für mich um das Gefühl glücklich zu sein. Geld ist nur ein Mittel zum Zweck.
Markus, vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!
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