Beitragsbild Lisa Osada Aktiengram Interview

Dividend Post Interview mit Lisa Osada von Aktiengram

Autor: The Dividend Post (Clemens)
12 November 2023

Mit Lisa Osada hatte ich nicht nur eine begeisterte und langjährige Börsianerin im Interview zu Gast, sondern eine Investorin, die dank der von ihr mitorganisierten Community-Events einen Austausch auf Augenhöhe zwischen Unternehmen und Privatanlegern ermöglicht. Im Interview sprachen wir über Lisas Weg an die Börse, ihr Portfolio und das neueste Buch-Projekt!

Liebe Lisa, Servus und herzlich Willkommen zum Dividend Post Interview! Am besten Du stellst Dich mit Deinen eigenen Worten den Lesern vor und wie Du zur Börse gekommen bist?

Lisa Osada: Ja, gerne. Mein Name ist Lisa Osada und ich investiere seit mittlerweile zwölf Jahren an der Börse. Angefangen hat das Ganze eigentlich durch einen glücklichen Zufall im Rahmen meiner Ausbildung zur Fachinformatikerin. Bei meinem damaligen Arbeitgeber gab es Mitarbeiteraktien und ich muss zugeben, dass ich damals einfach nicht wusste, was das überhaupt ist. Ohne mir allzu viele Gedanken zu machen, entschied ich mich für die Aktien des Unternehmens und kurze Zeit später landete die erste Dividende auf dem Verrechnungskonto. So habe ich mit 19 Jahren einfach angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen.

Gab es damals jemanden in Deinem Umfeld, der Dein Interesse für die Börse und das Investieren mit Dir teilte?

Nein, im Grunde nicht. Ich hatte selbst wenig Berührung mit dem Thema, aber auch niemanden in meinem Umfeld, der sich damit auskannte. Das war auch noch lange danach so. Tatsächlich hörte ich ab und zu Bedenken über Investitionen und die Börse. Ich hatte nicht das Selbstvertrauen zu sagen: „Okay, ich gehe jetzt auf jemanden im Unternehmen zu und frage ihn, ob er beim Mitarbeiteraktienprogramm mitmacht“. Es war ein Prozess des „Learning by doing“ und der eigenen Recherche im Internet. Dabei habe ich auch viele Fehler gemacht. Ein Beispiel ist, dass ich mich nur auf die Dividendenrendite konzentriert habe und wie oft ausgeschüttet wurde. Ich war stolz, dass ich Unternehmen gefunden habe, die jeden Monat eine Dividende ausschütten und dann auch noch irgendwie zehn Prozent Dividendenrendite haben... Dabei wäre ein Blick auf die langfristige Kursentwicklung schon ein erstes Warnsignal gewesen. Im Prinzip musste ich viele klassische Anfängerfehler selbst machen, auch weil ich mich eben nicht so austauschen konnte oder keinen Zugang zu anderen Privatanlegern hatte. Später kam ich auf die Idee, mich in einem Online-Forum zu engagieren. Dort habe ich viele Erfahrungsberichte gelesen, die ich vorher selbst schmerzhaft machen musste.

Im Jahr 2020 hast Du Aktiengram auf Instagram und eigenen Blog gestartet. Erzähle uns über Deine Motivation und Beweggründe, warum Du damit begonnen hast?

Wie schon erwähnt, habe ich anfangs immer für mich selbst zu bestimmten Themen, Kennzahlen und Unternehmen recherchiert. Im Jahr 2020 kam mir dann die Idee, ob ich nicht auch einen Blog dazu starten könnte. Daraus ist schließlich Aktiengram entstanden. Ich schreibe über alles, was mich auch persönlich interessiert oder womit ich mich gerade gerne beschäftige. Ich berichte zum Beispiel auch über meine Dividendeneinnahmen. Außerdem schreibe ich gerne über „speziellere Themen“, wie vermögenswirksame Leistungen mit ETFs. So ist letztlich der Austausch über Börse & Co entstanden, den ich privat nicht hatte.

Logo-Pen

Und wie zufrieden bist Du mit der Entwicklung? Welche Resonanz aus Deinem Umfeld und Bekanntenkreis gibt es zu Deinem Engagement bisher?

Ich bin ziemlich überwältigt, wie extrem sich das entwickelt hat, was die Reichweite angeht, wie viele Follower der Instagram-Kanal hat und so weiter. Das hätte ich überhaupt nicht erwartet, auch weil ich am Anfang gedacht habe, dass das nicht viele Leute interessiert. Dieser Irrglaube basierte auch auf meinen Erfahrungen in meinem Umfeld und Freundeskreis, wo sich einfach niemand so sehr für das Thema interessiert hat oder vielleicht einfach nicht darüber gesprochen wurde. Im Nachhinein war es eine extreme Überraschung, dass Aktiengram wirklich so schnell so groß geworden ist und mittlerweile so viel daraus entstanden ist. So viele Leute, die ich kennenlernen durfte, verschiedene Kontakte oder Veranstaltungen, auf die ich gehe. Das war überhaupt nicht das, was ich irgendwie als Ziel hatte. Mein Gedanke damals war, dass ich mich gerne ein wenig mehr über die Börse austauschen möchte. Im privaten Umfeld hatte mich dann einmal der Inhaber meines Fitnessstudios angesprochen, als er das Interview bei Finanzfluss gesehen hatte, wo ich zu Gast war. Das war schon etwas surreal (lacht).

Dann kommen wir zum eigentlichen Kern, nämlich das Investieren. Wie würdest du Deinen Investmentansatz beschreiben?

Ich bin auf jeden Fall Cashflow-orientiert und versuche sehr breit gestreut zu investieren. Mit der Zeit möchte ich mir ein passives Einkommen als eine gewisse Unabhängigkeit aufbauen. Was mich bis heute am meisten motiviert, sind einfach diese konstanten Einnahmen aus Dividenden, die im besten Fall immer wachsen. Ich vergleiche mich dabei nur mit mir selbst, also mit meinem Einkommen aus Dividenden vor einem Jahr oder vor vier Jahren. Daraus ziehe ich auch die meiste Begeisterung für das Thema. Langfristig funktioniert es, wenn man sich solide Dividendentitel aussucht, bei denen man versucht zu verstehen, wie das Geschäftsmodell funktioniert, wie das Wachstum zustande kommt etc.

Nach meiner Logik bin ich so aufgestellt, dass ich mit dieser Strategie hoffentlich immer steigende Dividenden bekomme. Das ist mein Ansatz. Am Ende ist die Qualität der Unternehmen entscheidend, denn ich habe aus der Vergangenheit auch Unternehmen in meinem Portfolio, die nicht in diesen Ansatz passen. Ich lerne nie aus und beschäftige mich auch privat viel mit dem Thema Investieren. Es macht einfach Spaß, neue Ideen zu bekommen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn man von oben draufschaut, wie setzt sich Dein Portfolio zusammen?

Auf jeden Fall machen die Einzelwerte den größten Teil aus. Das hängt einfach damit zusammen, dass ich mich gerne mit den Unternehmen beschäftige. Auch wenn ich weiß, dass es vielleicht rationaler und weniger zeitaufwendig wäre, wenn ich im Prinzip auch in einen breit gestreuten ETF investieren könnte. Die aktuelle Aufteilung zwischen Aktien und ETFs ist so um die 70:30 und damit fühle ich mich auch ganz wohl.

Die Profis meinen, dass das Risiko vor der Rendite kommt. Wie sieht Dein Risikomanagement aus?

Ich versuche, mein Portfolio relativ ausgewogen zu gestalten, also zum Beispiel nicht nur in Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich zu investieren. Dabei orientiere ich mich am GICS-Standard, um eine gewisse Diversifikation zu erreichen. Das habe ich im Laufe der Zeit gelernt, denn anfangs hatte ich den Automobilsektor in meinem Portfolio extrem hoch gewichtet. Nach einem ordentlichen Kursanstieg von Daimler und einem Depotanteil von zeitweise knapp zehn Prozent fühlte ich mich damit nicht mehr wohl. Heute achte ich auf die Sektorallokation und die Positionsgrößen im Sinne eines ausgewogenen, selbst zusammengestellten Portfolios.

Ab und zu verkaufe ich auch mal einen Teil, wenn mir die Position zu groß erscheint. Feste Allokationsvorgaben mache ich mir nicht, das halte ich für variabel. Grundsätzlich fühle ich mich wohl, wenn die Position zwischen zwei und drei Prozent des Marktwerts des Gesamtportfolios ausmacht. Die einzige Ausnahme sind die ETFs, die dürfen ruhig etwas größer werden.

Lisa-Foto Jana Haus

Das Thema Benchmarking spielt für Dich keine Rolle, wenn ich Dich richtig verstanden habe.

In der Tat nicht zwangsläufig. Ich gehe nicht davon aus, dass ich mit meiner Investmentstrategie langfristig den MSCI World schlagen muss. Ich habe also nicht das Bild vor Augen, dass ich so gut im Stock Picking bin und riesige Überrenditen einfahre. Mein Ziel ist es, eine durchschnittlich gute Rendite zu erzielen, ohne eine fixe Zahl im Kopf zu haben. Ich habe nicht das Bedürfnis, einen Index zu schlagen, um mich mit meinem Investmentansatz wohl zu fühlen. Wenn ich das Gefühl oder das Bedürfnis hätte, könnte ich im Prinzip auch einfach einen ETF kaufen, wo ich immer die Marktrendite bekomme.

Auf welche Faktoren achtest Du bei Unternehmen, bevor sie zu einem Investment von Dir werden oder auf Deiner Watchlist landen?

Im Grunde muss mich das Unternehmen oder die Branche in irgendeiner Form auch interessieren, dass ich mir den Geschäftsbericht ansehe oder auch eine Analyse anschaue. Das ist die Einstiegshürde. Das passiert oft im Alltag, wenn ich irgendein Produkt sehe, kenne oder entdecke und mich dann frage, welches Unternehmen steckt dahinter? Das heißt nicht automatisch, dass ich investiere, aber ich bekomme dadurch Ideen für verschiedene Aktien oder auch Branchen, mit denen ich mich dann eventuell näher beschäftige. Zuletzt war das zum Beispiel ein spezielles Whey aus dem Fitnessstudio. So etwas, also die Firma dahinter, landet dann auf meiner Watchlist, weil ich das Thema spannend finde und mich vielleicht in Zukunft mal näher damit beschäftigen möchte. Da ich auch viele andere Inhalte verfolge, zum Beispiel Abilitato oder deine Aktienanalysen, komme ich auf neue Ideen, wo ich vielleicht noch ein Unternehmen aus einer Branche gerne im Portfolio hätte.

Welche Bedeutung spielt das Thema Diversifikation für Dich als Investor mit einem Portfolio von über 80 Einzelwerten?

Wie meine Verteilung der einzelnen Unternehmen nach dem GICS-Standard aussieht, verfolge ich mit dem Portfolio Tracking von Parqet*. Ich bin nicht so sehr auf bestimmte prozentuale Größen fixiert, dass die Branchen unbedingt exakt gleich verteilt sind. Ich versuche, große Übergewichtungen einzelner Branchen zu vermeiden. Wenn ich zum Beispiel zehn Unternehmen aus dem Pharmasektor anschaue, dann nehme ich den aus meiner Sicht besten Wert. Wenn ich ein Unternehmen austausche, schaue ich, welche anderen Ersatzkandidaten es aus der gleichen Branche gibt. Früher habe ich das nicht so gemacht, sondern einfach in ein neues Unternehmen investiert, ohne auf die Branche zu achten.

Spielen das Heimatland des Unternehmens und/oder die dazugehörige Währung auch eine Rolle für Dich?

Ja, das ist auf jeden Fall da, aber für mich nicht entscheidend. Eine Zeit lang war ich in deutschen Aktien deutlich übergewichtet, was ich aus heutiger Sicht als zu riskant erachte und heute so nicht mehr machen würde. Dafür fühle ich mich mit den knapp 50 Prozent US-Aktien wohl. Den Rest des Portfolios mit 15 Prozent Deutschland sowie jeweils 6 Prozent in Frankreich und der Schweiz und knapp 4 Prozent in Großbritannien halte ich für ausreichend diversifiziert. Damit sehe ich auch die Währungsthematik ganz gut abgedeckt, aber das ist nichts, worauf ich mich gezielt fokussiere.

Welche Tools verwendest Du für Deinen Investmentprozess und wieviel Zeit fließt in die Pflege Deines Portfolios?

Allein für die Pflege und Verwaltung des Portfolios benötige ich etwa eine Stunde pro Woche. Dazu gehören Tätigkeiten wie das Eintragen aller Käufe (monatliche Sparpläne), Dividendeneingänge etc. Das mache ich alles sehr zeitnah, damit sich nicht so viel ansammelt. Anders sieht es bei der Recherche aus. Hier nehme ich mir vier bis fünf Wochen Zeit, aber das hängt von individuellen Faktoren wie Branche, Wettbewerb etc. ab. Manchmal investiere ich an einem Tag drei bis vier Stunden, lasse die Rechercheergebnisse zwei Tage ruhen und fange dann wieder mit dem Investmentprozess an. Einen festen Zeitplan für die Aktienanalyse gibt es definitiv nicht.

Was die Tools betrifft, so verwende ich für die Recherche und Kennzahlenanalyse den Aktien.Guide* und den Aktienfinder. Für das Portfoliotracking verwende ich parqet, um das Gesamtportfolio über die verschiedenen Depots im Auge zu behalten.

Wer Dir in den Sozialen Medien folgt, was über Deine zahlreichen Besuche von Hauptversammlungen Bescheid. Woher stammt diese Leidenschaft für HV‘s?

Ich glaube, das Wichtigste ist der Austausch mit den Leuten vor Ort, den ich sonst nie in diesem Umfeld treffen könnte. Natürlich gibt es auch langweilige Punkte auf der Tagesordnung, bei denen ich mir denke: „Oh, hoffentlich ist dieser Teil gleich vorbei“. Im Großen und Ganzen konnte ich von jeder Hauptversammlung neue Erkenntnisse mitnehmen, sei es über das Unternehmen oder über das Top-Management und deren Aussagen zu den weiteren Geschäftsaussichten.

Natürlich ist der Besuch einer HV mit einem gewissen Zeit- und Kostenaufwand verbunden, wie z.B. die An- und Abreise. Aber ich finde es für das allgemeine Verständnis wichtig, dass hinter jeder Aktie ein reales Unternehmen steht, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Produkten und Dienstleistungen für Kunden arbeiten.

Achtest Du auf spezielle Punkte bei der HV z.B. die Präsentation der Strategie oder die Außendarstellung des Managements?

Auf jeden Fall. Zum Beispiel, wie die Stimmung in der ganzen Riege ist, die da vorne sitzt. Hat man das Gefühl, dass der eine schon die Augen verdreht, wenn der andere spricht? Auch bei der Beantwortung von Aktionärsfragen: Muss das Vorstandsmitglied, das die Frage beantwortet, alles vorlesen oder kann man das quasi frei erzählen, weil man wirklich tief in der Materie drin ist? Positiv ist mir die letzte Hauptversammlung von Fielmann in Erinnerung geblieben. Eine Frage, die direkt an den Finanzvorstand gestellt wurde, konnte dieser ohne Rücksprache mit dem Backoffice aus dem Stand beantworten. So etwas macht meiner Meinung nach einen guten Eindruck und kann niemals aus dem Geschäftsbericht abgeleitet werden.

Zusammen mit Jonathan Neuscheler organisierst Du Community-Events bei börsengelisteten Firmen aus Deutschland. Was war die Idee dahinter?

Das Thema ist aus eigenen Erfahrungen bei Besuchen von Hauptversammlungen entstanden. Den Austausch zwischen Privatanlegern und Unternehmen zu ermöglichen, um eben das Verständnis zu fördern, dass hinter jeder Aktie ein reales Unternehmen mit realen Produkten von realen Mitarbeitern steht. Diesen Gedanken zu verankern, dass man sich mit Aktien an einem Unternehmen und dessen realer Wertschöpfung beteiligt, ist unsere zentrale Motivation und Hauptantrieb für die Organisation der Community-Events. Die Menschen vor Ort und abseits der Online-Welt zusammenzubringen, stellt nach dem bisherigen Feedback den größten Mehrwert für die Besucher dar. Gemeinsam mit den Unternehmen versuchen wir einen Rahmen zu schaffen, in dem sich die Teilnehmer einfach mal offen über Finanzen, Unternehmen, Kennzahlen etc. austauschen können.

Der Blick hinter dem Vorhang: wie sieht die Organisation so eines Events aus?

Das erste ist, den richtigen Ansprechpartner zu finden, d.h. einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich habe in der Vergangenheit einen großen, bekannten Automobilkonzern in Deutschland angeschrieben und nie eine Antwort erhalten. Bei Bechtle kam das Unternehmen auf mich zu. Ich habe mir dann überlegt, Jonathan zu fragen, ob er Interesse hätte, eine Community-Veranstaltung zu organisieren. Dabei stellen sich sowohl organisatorische als auch inhaltliche Fragen: Wo kommunizieren wir die Veranstaltung? Was genau machen wir an diesem Tag? In welchem Format soll sich das Unternehmen vorstellen, damit die Community auch Fragen stellen kann? Die Besucher sollen eine gute Erfahrung von dem Abend mitnehmen. Mittlerweile haben wir dank der bisherigen Events auch eine zielführende Struktur. Ich hoffe auch, dass wir in Zukunft noch viele weitere Community-Events organisieren werden. Das Feedback war bisher großartig!

Vor einem Jahr hast Du Dich beruflich verändert und bist zum Teil selbstständige Unternehmerin. Wie war die Phase der Umstellung und wie siehst Du Deinen Schritt der Veränderung heute?

Es fühlt sich immer noch ein bisschen unwirklich an. Um ehrlich zu sein, ist die Tatsache, dass ich nicht mehr jeden Tag ins Büro gehen muss, um anwesend zu sein, ein echter Segen. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass es in den acht Jahren davor im IT-Support durchaus sinnvoll war, vor Ort sein zu müssen. Aus heutiger Sicht war es absolut die beste Entscheidung, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen. Ich sehe mich schon als jemanden, der gut und gerne alleine arbeitet und so am besten konzentriert an einer Sache arbeiten kann. Wenn ich mit anderen darüber spreche, werde ich nicht selten gefragt, ob ich die gemeinsamen Mittagspausen oder das Kaffeetrinken mit den Kollegen vermisse. Ich muss ehrlich sagen, dass für mich eher das Gegenteil der Fall ist. Ich habe das Gefühl, mich voll und ganz fokussieren zu können. Für andere ist das oft eher nicht nachvollziehbar. Es bleibt eine ganz individuelle Sache und jeder muss sich wohlfühlen können. Für mich ist es wirklich optimal, weil ich auch so der Typ dafür bin.

An der Börse bilden wir uns als Investoren eine bestimmte Meinung, bevor wir in ein Unternehmen, ETF, Fonds, o.ä. unser Geld investieren. Wann hat sich Deine Meinung zu einem Investment das letzte Mal geändert?

Was ich noch in Erinnerung habe, ist der komplette Verkauf der Aurelius-Aktie. Das ist eine deutsche Beteiligungsgesellschaft. Ich hatte sie damals, natürlich, mit der Aussicht auf schöne Dividenden gekauft, nachdem ich irgendwo in einem Forum von dem Unternehmen gelesen hatte. Als dann öffentlich Bilanzvorwürfe gegen das Unternehmen aufkamen und mich die Kommunikation des Vorstands nicht mehr überzeugt hat, habe ich alle meine Aktien verkauft. Danach ist es mir im Prinzip egal, wie der Kurs gerade steht. Für ein langfristiges Investment war aus meiner Sicht als Privatanlegerin das Vertrauen in das Unternehmen nicht mehr gegeben. Für mich ist es wichtig, die Quelle zu prüfen, woher die Gerüchte kommen und wer mit welchen Interessen dahinter steht. Vieles an der Börse ist ein Grundrauschen ohne Substanz.

Welche Medienempfehlungen möchtest Du den Lesern mitgeben?

Auf jeden Fall Abilitato. In den detaillierten Aktienanalysen von Jonathan Neuscheler steckt wirklich viel Arbeit. Wenn ich seine Artikel lese, finde ich neue Ansätze und überlege mir, wie das eine oder andere Unternehmen in meinem Portfolio das eigentlich macht.

Außerdem höre ich regelmäßig und gerne den Minimal-Empires Podcast von Sumit, der sich thematisch vor allem auf Unternehmensgründungen und damit verbundene Fragen konzentriert. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich gerne Markus Koch, da er tagesaktuelle Inhalte gut aufbereitet. Als klassisches Medium habe ich die NZZ abonniert. Ein YouTube-Klassiker ist für mich auch EchtgeldTV mit Christian Röhl und Tobias Kramer.

Was hast du für die Zukunft geplant?

Ich schreibe gerade an meinem ersten Buch mit dem Titel „Aktien-Life-Balance“, das du ja schon lesen durftest und mir Anregungen gegeben hast. Das ist zweifellos mein größtes Projekt. Da steckt sehr viel Arbeit drin. Am Anfang habe ich den Zeitaufwand etwas unterschätzt, weil ich auch gerne Blogbeiträge und längere Texte schreibe. Aber das ist einfach noch mal eine andere Ebene, dieses strukturierte Vorgehen, sich eine sinnvolle Gliederung zu überlegen und zu entscheiden, welche Kapitel ins Buch kommen und welche ich weglasse. Die inhaltliche Abwägung mit der Zielgruppe in dem Sinne, dass es jetzt nicht überbordend ist für Anfänger, aber trotzdem noch interessant für Leute, die sich schon mit der Börse beschäftigt haben. Ansonsten möchte ich noch mein Fernstudium abschließen, das ich nebenberuflich absolviere. Momentan muss ich wegen des Buches etwas kürzer treten, aber die ersten zwei Drittel liegen schon hinter mir. Das Ende ist in Sicht. In meinem aktuellen Job bei parqet arbeite ich genau in dem Bereich, in dem ich meine Leidenschaft für die Börse verbinden kann. Alles rund um Aktiengram möchte ich in gewohnter Form weiterführen. Ich denke, das Wichtigste bleibt insgesamt, immer mehr von den Dingen zu machen, die mir auch Spaß machen.

Zum Schluss: worum geht es im Leben?

Ein zufriedenes Leben zu führen und sich in irgendeiner Form selbst zu verwirklichen. Die Lust am eigenen Leben zu spüren, dass man morgens aufsteht und sich einfach auf den Tag freut. Das ist für mich eine zentrale Sache im Leben.

Lisa, es war mir eine Ehre! Vielen Dank für Deine Zeit!

PS: 2022 war ich bei Lisas Podcast zu Gast. Hier kannst Du die Folge nachhören.






Feedback zum Interview mit Lisa => Ich freue mich auf eure Kommentare.

Willst Du künftig keinen Beitrag mehr verpassen? Dann sichere Dir jetzt meinen kostenlosen Newsletter!

Disclaimer & Transparenzhinweis:

Ein potentieller Interessenskonflikt ist aufgrund eigener Investments in den besprochenen Aktien und ETFs nicht auszuschließen. Der Kauf und Verkauf von Aktien, Aktienfonds und anderen Finanzinstrumenten kann zu Verlusten, bis hin zum Totalverlust, führen und sollte stets im Einklang mit dem eigenen Risikoappetit erfolgen. Meine auf dividendpost.net veröffentlichten Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, sondern dienen schlichtweg der Unterhaltung und Information. Das Handeln mit Wertpapieren erfolgt auf eigene Gefahr. Ich tätige Börsengeschäfte ausschließlich als Privatanleger. Meine Einschätzungen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, dafür übernehme ich keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der präsentierten und bereitgestellten Inhalte. Eigene Recherche und Due Diligence sind Schlüsselfaktoren für einen selbstbestimmten Vermögensaufbau. Unbezahlte Werbung durch Markennennung.


2 Kommentare wurden geposted.
12. November 2023 09:56 - Lisa  

Danke dir, Clemens - hat Spaß gemacht! ☺️

Antworten
12. November 2023 23:00 - (Clemens) The Dividend Post  

Hi Lisa,

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast! Freue mich auf unser nächstes Treffen!

Liebe Grüße,
Clemens

Poste deinen Kommentar

Wird für die Bestätigung des Kommentars benötigt.