Autor: The Dividend Post (Clemens)
14 Januar 2024
Mit dem dritten Teil, den ich wie üblich in den Newsletter packe, schließe ich den Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr. Hierbei reflektiere ich aus dem Blickwinkel des Privatinvestors über mein Investorenjahr 2023. Möchtest Du mehr über das Setup meines privaten Portfolios erfahren, wer die Kursgewinner bzw. -verlierer im Jahr 2023 waren oder wie es sich mit der Sektorenaufteilung verhält? Dann kannst Du Dich für den Newsletter anmelden, wo ich diese Einblicke teile.
Da war das neue Jahr noch keine Woche alt, schon gab es für die Aktionäre eines altehrwürdigen Dividendenaristokraten eine Hiobsbotschaft zu verdauen. Die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance kürzte die Dividende um fast die Hälfte. Bis auf weiteres gibt es nun 0,25 USD anstatt 0,48 USD pro Quartal.
Mehr brauchte es nicht, ehe die Experten (?) aus den Finanzmedien und der Finfluencer-Blase unisono in den Chor einstiegen, um das Konzept der Dividendenaristokraten zu hinterfragen oder gleich für tot zu erklären. Recht so! Ja, richtig gelesen. Allerdings hätte ich mir von der einen oder anderen Seite doch mehr Tiefgang in der Debatte erwünscht. Die Diskussion kapriziert sich vornehmlich auf die Verpackung (den Titel Dividendenaristokrat) anstatt auf den Inhalt (das Unternehmen).
Sei’s drum.
Was sich daraus herausdestillieren lässt, bleibt das in regelmäßigen Abständen zu vollziehende Hinterfragen des eigenen Investment Cases. Die singulären Betrachtungen von Kennzahlen wie die aktuelle Höhe der Dividendenrendite, die Marketing-erprobte Etikettierung á la Dividendenaristokrat aber auch selbst die historische Dividendenwachstumsrate sind meines Erachtens keine abschließenden (Kauf-)Argumente im Investmentprozess. Die Gründe zu kennen, woher eigentlich das Dividendenwachstum stammt – sei es ein über unterschiedliche Konjunkturzyklen hinweg funktionierendes Geschäftsmodell, das im Einklang mit einer nachhaltigen Kapitalallokation steht – ist des Pudels Kern.
Der, für das Dividendenwachstum zugeneigten Investorenschaft blieben neben den laufenden Dividendenausschüttungen doch einige erfreuliche Höhepunkte in Erinnerung. In der folgenden Grafik sind jene Unternehmen mit den stärksten Dividendensteigerungen im Jahr 2023 angeführt:
Weiter geht’s mit den Rankings aufgeschlüsselt auf die zwölf Monate des vergangenen Kalenderjahres.
Erstes Quartal
Zweites Quartal
Drittes Quartal
Viertes Quartal
Passend zum medialen Aufbauschen von einzelnen Parametern, stürze ich mich mit Augenzwinkern auf das Dividendenwachstum als Selektionskriterium für die Ermittlung des „Top-Wert des Jahres“. Mit der üppigsten Dividendenerhöhung, die ich zumindest in meinem Screener führe, setzte sich das US-amerikanische Unternehmen Nexstar Media Group für das Jahr 2023 die Krone auf.
Dabei handelt es sich nach Eigendefinition um den größten lokal-verwurzelten (sprich regionalen) Fernsehsender-Betreiber der Vereinigten Staaten. Der Medienkonzern aus Texas konzentriert sich auf den Erwerb bzw. die Eigenentwicklung und den operativen Betrieb von Fernsehsendern sowie interaktiven Community-Websites als digitale Mediendienste. Wie gesagt liegt der Fokus des Geschäftsmodells ausschließlich auf die USA. An Größe gewann das Unternehmen vor allem durch die offensive Akquisitionsstrategie in den letzten zehn Jahren.
Die Nexstar Media Group wurde im Jahr 1996 von Perry A. Sook, noch heute CEO und mit knapp 20 Prozent größter Anteilseigner, gegründet und hat ihren Hauptsitz in Irving, Texas. Heute notiert das unter dem Ticker NXST börsengelistete Kommunikationsunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 5,8 Mrd. US-Dollar an der Nasdaq.
Bei einem aktuellen Kurs von 171,82 USD ergibt das eine Dividendenrendite von 3,14 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt 29,2 Prozent per anno. Nexstar Media hebt seit elf Jahren ununterbrochen die Dividende an.
Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen im Überblick:
Auf Basis des Free Cash Flow landen wir bei der Ermittlung des Payout-Ratio bei als äußerst niedrig zu bewertenden 22,1 Prozent, auf den Gewinn bezogen beträgt die Ausschüttungsquote 46,5 Prozent.
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine Kursperformance von +106,3 Prozent im Fünfjahresüberblick bzw. +21,3 Prozent Kursgewinn pro Jahr:
Aktueller Aktienchart von Nexstar Media Group (Quelle: aktien.guide*)
In der geographischen Verteilung der Umsätze von Nexstar Media braucht man nach einem Anteil des internationalen Geschäfts nicht suchen. Zurzeit wird der Gesamtumsatz iHv. Ca. 5,2 Mrd. USD ausschließlich in den Vereinigten Staaten erzielt. Der in zweijährigen Abstand stattfindende Wahlkampf auf politischer Bühne kommt dem Medienunternehmen dabei auf der Ertragsseite zupass.
Ein Blick auf die Passiva der Bilanz sagt uns, dass das Medienunternehmen bei einem Schuldenstand von ca. 9,7 Mrd. USD liegt. Dabei entfallen auf die zinstragenden Finanzverbindlichkeiten 7,1 Mrd. USD, denen liquide Mittel und Wertpapiere von 0,2 Mrd. USD gegenüberstehen. Teilen wir die verbleibenden Nettoschulden von 6,9 Mrd. USD durch das zuletzt erwirtschaftete EBITDA iHv. 2 Mrd. USD ergibt sich ein Ratio von 3,5. Dieser Wert liegt über dem als kritisch erachteten Schwellenwert von 3 (allerdings branchenabhängig). Zwar ist ein höherer Verschuldungsgrad bei Unternehmen aus dem Kommunikationsbereich aufgrund der Kapitalintensität des Geschäftsmodells keine Seltenheit, allerdings engt dieser Umstand die strategischen Optionen von Nexstar Media ein. Zukünftige Akquisitionen scheinen eingedenk der höheren Zinsen auf Fremdkapital schwieriger zu stemmen. Immerhin baute NXST einen nicht unerheblichen Teil der langfristigen Schulden ab. Zu Ende des Geschäftsjahres 2019 betrugen die Schulden insgesamt noch 8,7 Mrd. USD.
Zuletzt noch ein kurzer Blick auf die aktuelle Bewertung von Nexstar Media. Basierend auf einem gegenwärtigen, von Sondereffekten bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,2 ist eine Überbewertung im Vergleich mit dem historischen Durchschnittswert von 14,9 für die letzten zehn Jahren festzuhalten.
Bevorzugt verwende ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen das Multiple aus Enterprise Value (EV) zu EBITDA. Die Heuristik und vorherrschende Meinung besagt, dass ein Wert von unter 10 eine „gesunde Bewertung“ signalisiert – wie immer bei generischen Daumenregeln muss der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Im Anwendungsfall von Nexstar Media müssen wir für eine günstigere Bewertung als das aktuelle Ergebnis von 8,8 gar nicht weit zurückblicken. Im Herbst 2023 lag das Multiple unter 7.
Enterprise Value zu EBITDA von Nexstar Media Group (Quelle: Seeking Alpha*)
Wo Licht ist, fällt bekanntermaßen auch Schatten. Insgesamt erhöhten 580 Unternehmen, die ich im DGI-Screener tracke, ihre Dividende im Jahr 2023. Dennoch muss ich für summa summarum 35 Unternehmen den Exit aus dem erlauchten Kreis vermelden. Hier folgt die vollständige Liste der Abgänge, geordnet je Sektor, mit der Begründung in Klammer:
Die Abgänge habe ich nochmals gesondert nach ihrem Grund und ihrer Sektorenzuteilung grafisch dargestellt. Was auffällt und wenig überrascht ist der hohe Anteil an klassisch zyklischen Sektoren wie Finanzen und den eng damit verbundenen Immobilienbereich sowie Materialien (Grund- und Rohstoffe) und Nicht-Basiskonsum.
Gründe für den Exit im Jahr 2023 (Quelle: eigene Darstellung)
Aus welchen Sektoren die Abgänge im Jahr 2023 stammen (Quelle: eigene Darstellung)
Nun die positive Nachricht: 2023 stießen in Summe 45 neue Unternehmen in den Kreis dazu, die zumindest seit zehn Jahren die Dividende kontinuierlich anhoben:
Aus welchen Sektoren die Neuzugänge im Jahr 2023 stammen (Quelle: eigene Darstellung)
Weiter geht es mit einer Übersichtsgrafik zu jedem Sektor, in der ich wesentliche Informationen aus dem DGI Screener in einer kompakten Tabelle zusammentrage. In der unteren Grafik ist die aktuelle Verteilung je Sektor dargestellt. Knapp ein Drittel stammt aus dem Finanzsektor, gefolgt von den Sektoren Industrie (18 Prozent) und Versorger (9 Prozent).
(Quelle: eigene Darstellung)
Sektorenverteilung alle Unternehmen im DGI-Screener (Quelle: eigene Darstellung)
Das zu Ende gegangene Jahr 2023 bedeutet gleichzeitig für mich über das Bestehende zu reflektieren und sich die primären Ambitionen der einzelnen Inhaltsstränge in Erinnerung zu rufen. Grob gliedere ich das „Dividend Post Engagement“ in fünf Bestandteile:
Wenn ich diesen modus operandi so aufrechterhalten kann, bin ich damit ehrlich zufrieden. Die weitere Ausrichtung des zeitlichen Engagements wird sich als Resultat aus den beiden Variablen, nämlich der Interessen eurerseits und meiner verfügbaren Lebenszeit nebst Familie und Beruf, ergeben. Mein Credo für eine Liebhaberei – und auf Dividend Post trifft diese Bezeichnung unverändert zu 100 Prozent zu – liegt schlussendlich in der sinnvollen Verwendung der investierten Lebenszeit.
Beim Blick auf das aktuelle Setup bestehend aus den Komponenten Echtgeld-Portfolio, Aktien-Screener, Investment Cases, Newsletter, Monats-Report sowie ab und an ein Interview sehe ich kaum Anlass, daran großartig herumzuschrauben. Ebenso schicken Luis und ich den Geldgeschichten-Podcast in seine zweite Saison, allerdings betrachte ich diese gemeinsame Aktivität als eine unabhängige Sache.
Die wahren Highlights bleiben für mich jene Gelegenheiten, die der persönlichen Interaktion dienen. Die Invest in Stuttgart und die Gewinn-Messe in Wien waren solche Ereignisse. Für mich von hoher Bedeutung sind die Leser-Treffen! Da diese bis dato ausschließlich in Wien über die Bühne gingen, habe ich als Alternative die virtuell stattfindende Q&A-Session ins Leben gerufen. Da die Resonanz äußerst positiv ausfällt, wird mit diesen beiden „Touchpoints“ auch heuer der persönliche Austausch ermöglicht.
Für 2024 spare ich mir große Ankündigungen. In meinem Wunschdenken entwickelt sich der von mir wertgeschätzte persönliche Austausch weiterhin so positiv wie in den drei Jahren davor. Andererseits sind die geschilderten Formate nach meiner beruflichen Veränderung im letzten Jahr der richtige (und wohl auch einzige) Weg, die Interaktion mit euch in meinem pickepackevollen Kalender ohne Kollateralschäden unterzubekommen. Den Kaffeeplausch in vertrauter Atmosphäre in ein buchbares „Coaching“ oder „Mentoring“ zu transformieren, wie es mir tatsächlich ein Leser wohl im Scherz vorschlug, schafft es vorerst nicht auf meine Agenda 😊.
Vorsichtig formuliert ist es meine Ambition für die Zukunft, eine Brücke zwischen den börsengelisteten Unternehmen und der „Community“ zu bauen. Meine Bemühungen in diese Richtung sind klar an die Investor-Relations-Abteilungen der heimischen Konzerne adressiert. Mal schauen, was da rauskommt. Unabhängig davon plane ich die eine oder andere Hauptversammlung auch 2024 zu besuchen. Mehr dazu zeitgerecht in den kommenden Newslettern!
Ein wesentlicher Punkt bleibt bei den Neujahresvorsätzen unverändert: die „Mission“ von Dividend Post weiterhin ohne zeitlichen Druck oder jeglichen finanziellen Zwang weiterzuentwickeln. Deshalb bleibt im Kern die Essenz dieselbe: vieles kann, nichts muss.
Besonderen Dank möchte ich denjenigen Personen aussprechen, ohne sie ungefragt direkt beim Namen zu nennen, die mit ihrem Erfahrungsschatz, tiefer Branchenkompetenz und selbstloser Hilfsbereitschaft mich enorm unterstützen. Über die Zeit baut sich zwar ein Grundstock an Wissen auf, glaubt jedoch nicht, dass ich die Finessen einer Rückversicherungsbranche kenne oder eine Produktpipeline im Biotech-Bereich einzuschätzen vermag. Hinter Dividend Post stehen viele helfende Hände – angefangen von der Technik (Bruderherz!) bis zur inhaltlichen Gestaltung des Blogs.
Nach einem abermals intensiven Börsen-Jahr 2023 möchte ich zum Abschluss die Gelegenheit nutzen, mich bei Dir für Deine Treue und Unterstützung zu bedanken. Danke dafür, dass Du meinem beschaulichen Nischen-Blog die wertvollste Ressource Lebenszeit schenkst. Vielen Dank!
Ich freue mich darauf, wenn Du mich weiterhin begleitest.
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