Autor: The Dividend Post (Clemens)
15 November 2023
Der Beginn der unternehmerischen Erfolgsgeschichte von Nestlé ist unmittelbar mit dem Namensgeber des weltweit größten Nahrungsmittelkonzerns verbunden. Der ursprünglich aus Frankfurt am Main stammende Heinrich Nestle, zu späterer Zeit nannte er sich Henri Nestlé, beschäftigte sich als Stadtapotheker mit Experimenten rund um die Gewinnung von Flüssiggas als probates Mittel zur Stadtbeleuchtung von Vevey im frankophonen Teil der Schweiz. Dorthin war Nestlé aufgrund politischer Repressalien in seiner hessischen Heimat ausgewandert.
Auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, denn die Umstellung des Brennstoffs auf Steinkohlebasis machte Nestlés Produkt quasi obsolet, kam er auf die künstliche Säuglingsnahrung. Die ersten Versuche zur Herstellung von Muttermilchersatz waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt. In der Zwischenzeit forschte und entwickelte Justus von Liebig im Jahr 1865 das erste Fertigprodukt für Säuglinge. Nestlé fügte Liebigs Rezeptur kondensierte Milch hinzu und brachte das Pulver nach einer kurzen Versuchsphase als Henri Nestle’s Kindermehl 1868 auf den Markt. In den darauffolgenden Monaten wurde das Unternehmen umgerüstet, um die Massenproduktion zu bewerkstelligen.
Einstige Fabrik von Nestlé (Quelle: Offizielle Website)
Nachdem sich bereits 1875 Nestlé durch den Verkauf seiner Anteile aus dem Unternehmen zurückzog, setzte die Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten ein. Ein Katalysator für das prosperierende Business war mit Sicherheit die Fusion mit der größeren Rivalin Anglo-Swiss Condensed Milk Company, die auf die Fabrikation von Kondensmilch, damals in Büchsen abgepackt, spezialisiert war. Der Markenname Nestlé wurde beibehalten, allerdings trug das zusammengeschlossene Unternehmen den sehr fantasiereichen Namen Nestlé und Anglo Swiss Condensed Milk Company. Erst ab dem Jahr 1977 lautete die Firmenbezeichnung dann wieder Nestlé.
Bis heute erfolgten zahlreiche Fusionen oder Übernahmen, die entweder die bestehenden Produktkategorien stärkten oder komplementär das Portfolio erweiterten. Unter den vielen Transaktionen seien die Geschäftsfelder verarbeitete Tiefkühlprodukte (Findus), Gewürzmischungen und Fertigprodukte (Maggi, Carnation), Schokolade- und Süßwaren (Rowntree Mackintosh, Buitoni), Wasser (Perrier, Sanpellegrino) oder Tiernahrung (Ralston Purina) erwähnt.
Im Non-Food-Bereich erwarb Nestlé im Jahr 1974 einen 51-Prozent-Anteil an der Holdinggesellschaft Gesparal. Da Gesparal ca. 54 Prozent der Aktien des Kosmetikunternehmens L’Oréal besaß, wurde Nestlé nach der Fusion von Gesparal mit L’Oréal direkter Eigentümer von L’Oréal. Erwähnenswert ist zudem die im Mai 2018 bekanntgegebene Zusammenarbeit mit Starbucks. Nestlé übernahm weltweit die Rechte für die Vermarktung der Konsum- und Gastronomieprodukte von Starbucks für ca. 7,2 Milliarden USD.
Heute ist Nestlé mit seinen diversen Produkten in über 190 Ländern vertreten. Zu Beginn des Jahres 2023 beschäftigte das Unternehmen 275.000 Mitarbeiter.
Überblick über Nestlé (Quelle: Investor Presentation DB, S. 3)
Nestlé bietet auf seiner Website eine interaktiv gehaltene virtuelle Tour durch das Schweizer Nest Museum an.
Im Zentrum von Nestlés Geschäftsmodell dreht sich alles im weitesten Sinne um die Herstellung von Konsumgüterwaren in den Bereichen Ernährung und Getränke. Das Schweizer Unternehmen produziert, verkauft und vertreibt eine breite Palette von Getränken (Pulver- und flüssiger Form), Wasser, Milchprodukte und Speiseeis, Ernährungs- und Gesundheitsprodukte, Fertiggerichte, Süßwaren und Tiernahrung. Dementsprechend gliedert sich auch die Struktur für die einzelnen Geschäftssegmente nach den Produktkategorien:
Die Geschäftssegmente von Nestlé nach Umsatzanteil (Quelle: HY1 2023, S. 28)
Ein weiteres Kennzeichen für den hohen Diversifikationsgrad von Nestlé ist die Internationalität. Selbst der größte, auf ein einzelnes Land zuordenbare Umsatz, der mit ca. 32 Prozent auf die Vereinigten Staaten entfällt, macht nicht einmal ein Drittel der Gesamterlöse aus. Rund zwei Fünftel des Gesamtumsatzes vereinnahmen die Emerging Markets, wobei die Staaten Brasilien, China und Mexiko sowie mit Abstand Indien und die Philippinen ins Gewicht fallen.
Geographische Verteilung der Umsätze von Nestlé (Quelle: HY1 2023, S. 28)
Die Marktpositionierung von Nestlé in den Emerging Markets (Quelle: Investor Presentation DB, S. 8)
Es verwundert daher nicht, dass Nestlé in den aufstrebenden Ländern die Wachstumstreiber für die Zukunft sieht. Neben den bestehenden Zentren für Forschung-&-Entwicklung in Afrika, China, Südostasien und Indien wurde ein fünftes F&E-Zentrum in der chilenischen Hauptstadt Santiago eröffnet. Der demographische Wandel in Verbindung mit einer allgemein im Wohlstand wachsenden Bevölkerung machen diese Regionen abseits der eher gesättigten Märkte in den Industrieländern für Nestlé attraktiv, wie das folgende Schaubild anhand einiger ausgewählter Faktoren unterstreichen soll:
Die Wachstumstreiber in den Emerging Markets für Nestlé (Quelle: Investor Presentation DB, S. 11)
In den vergangenen Jahren beschäftigte sich das Management im Rahmen der Unternehmensstrategie mit der Transformation und Konsolidierung des Produktportfolios. Auf Basis eines auf Langfristigkeit ausgerichteten Wertschöpfungsmodells und einer verbesserten Effizienz des eingesetzten Kapitals strebt Nestlé ein organisches Wachstum im mittleren einstelligen Bereich an. Seit 2017 hat der Schweizer Konzern über 100 Transaktionen (Akquisitionen und Veräußerungen) abgeschlossen oder initiiert, deren Jahresumsatz etwa 22 Prozent des Umsatzes der Gruppe im Jahr 2017 entspricht.
Die Transformation von Nestlé in den Jahren 2012 bis 2022 (Quelle: Investor Seminar 2022, S. 3)
Nestlé priorisiert Forschung-&-Entwicklung, Markenstärkung und Kapitalinvestitionen, um ein rentables organisches Wachstum zu fördern. Dabei liegt der Fokus auf die Durchführung der Investitionspläne für die wachstumsstarken Kategorien, insbesondere Kaffee und Produkte für Heimtiere. In puncto Akquisitionen und strategischen Partnerschaften sind die Übernahme der Marke Seattle's Best Coffee von Starbucks oder die Kooperation mit der Private-Equity-Gesellschaft L Catterton, die Freshly und Kettle Cuisine unter einem Dach zusammenführt. Nestlé besitzt eine Minderheitsbeteiligung an diesem Joint Venture. Nichtsdestotrotz halten sich die Akquisitionen und Veräußerungen die Waage. Schließlich sollen die freien Ressourcen auf stark wachsende, mit höheren Margen ausgestattete Produkte allokiert werden:
Das Portfoliomanagement von Nestlé seit 2017 (Quelle: Investor Seminar 2022, S. 18)
Der durch die Unternehmensstrategie von Nestlé laufende rote Faden zieht sich in der Kapitalallokationspolitik bzw. den darin festgehaltenen Prioritäten hindurch. Der Kapitalrückfluss in Form von beinahe drei Jahrzehnten steigenden Dividenden und voluminösen Aktienrückkäufen setzt ein sorgfältiges Management der Schulden voraus.
Das Wertschöpfungsmodell von Nestlé (Quelle: Investor Seminar 2022, S. 21)
An der Eigentümerstruktur von Nestlé sei der bei Mega-Caps für gewöhnlich hohe Anteil an Institutionellen Investoren anzumerken. Dieser speist sich aus den „üblichen Verdächtigen“ der Vermögensverwalter. Der recht hohe Anteil an Institutionellen Investoren kann legitimerweise als Wertschätzung des Unternehmens von Seiten der professionellen Kapitalmarktvertreter interpretiert werden.
Eigentümerstruktur von Nestlé (Quelle: tikr.com)
Anteil von Investoren-Gruppen von Nestlé (Quelle: Seeking Alpha*)
Seit Januar 2017 führt Ulf Mark Schneider als Chief Executive Officer die Geschäfte von Nestlé. Mit Ausnahme des ehemaligen CEO von Fresenius, der neben der deutschen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, sind alle restlichen Mitglieder des Verwaltungsrats nicht exekutive Mitglieder.
(Ulf) Mark Schneider, CEO von Nestlé (Quelle: Offizielle Firmenwebsite)
Neben der personellen Ausstattung des Vorstands spielen die Vergütungsprinzipien der verantwortlichen Top-Manager eine entscheidende Rolle, um als Außenstehender eine Ahnung davon zu bekommen, warum welche Entscheidungen auf Vorstandsebene womöglich getroffen wurden. Die persönliche Incentivierung in Form von Bonuszahlungen durch das Erreichen vordefinierter Ziele sind in der Regel im Sinne einer funktionierenden Corporate Governance öffentlich einsehbar.
Performance-Metriken für das Top-Management von Nestlé (Quelle: Compensation Report 2022, S. 46)
Nestlé orientiert sich an den STOXX Europe 50 Index, ausgenommen sind Unternehmen aus der Finanzbranche, als primäre Referenzgröße in der Gestaltung der Vorstandskompensation:
Peer Group von Nestlé (Quelle: Compensation Report 2022, S. 47)
Neben dem obligatorischen Grundgehalt (base salary) gesellen sich zwei variable Vergütungskomponenten, deren Auszahlungshöhe maßgeblich vom Abschneiden im Vergleich zur gewählten Peer Group determiniert wird: der jährliche Bonus (short-term bonus) und sogenannte langfristige Incentivierungen (long-term incentives). Beide variablen Vergütungselementen werden über einen Mehrjahreszeitraum verteilt an die Executives ausbezahlt.
Der Großteil der jährlichen Gesamtvergütung des Top-Managements erfolgt in Form von variablen Bar- und Aktienvergütung (performance share unit plan (PSUP)). Die langfristigen Incentivierungen orientieren sich an Leistungswerten, welche die strategischen Ziele von Nestlé berücksichtigen und deren Erreichung sich in der Regel aufgrund eines mehrjährigen Zeitraums bemisst.
Vergütungsschema von Nestlé (Quelle: Compensation Report 2022, S. 46)
Unterfüttert mit Zahlen ergibt sich folgende Auflistung für die Entlohnung des Top Managements von Nestlé für das Geschäftsjahr 2022. Für CEO Mark Schneider liefert das Unternehmen eine separate Aufstellung der Gesamtentlohnung für die beiden Jahre 2022 und 2021:
Total Compensation von Nestlé (Quelle: Compensation Report 2022, S. 38)
Total Compensation CEO Mark Schneider (Quelle: Compensation Report 2022, S. 51)
Die Charakteristik des Geschäftsmodells von Nestlé ermöglicht den Vergleich mit der börsennotierten Konkurrenz, gleichwohl die individuellen Parameter je Unternehmen wie der Internationalisierungsgrad oder das Produktportfolio als ein Bestandteil der qualitativen Unternehmensanalyse gesondert zu betrachten sind.
Als adäquate Orientierungsgeber in einem ersten Vergleich entschied ich mich für die beiden Mitbewerber PepsiCo und Unilever. Ob diese Liste nun um andere Branchengrößen wie Mondelez, Danone, etc. erweitert wird, kann und soll jeder Anleger für sich selbst entscheiden.
Die von mir ausgewählte Peer Group dient zur leichteren, allgemeinen Einordnung und begründet sich aus dem Umstand, dass für die meisten Menschen nun mal nur limitierte Geldressourcen, sprich das zu investierende Kapital, zur Verfügung stehen und diese Mittel entsprechend nutzbringend eingesetzt werden. Für alle Fälle macht euch selbst ein Bild auf Basis der evaluierten Fundamentaldaten:
Quelle: Eigene Darstellung
Anmerkungen zu den in der Tabelle enthaltenen Werten:
Nachdem wir uns einen Überblick über die Branche im Allgemeinen verschafften sowie das Unternehmen, das Management und den Wettbewerb als entscheidungsgebende Faktoren näher betrachteten, werfen wir einen Blick in die Bilanz und den daraus abgeleiteten Finanzkennzahlen von Nestlé. Der Fokus liegt hierbei auf die Aspekte Wachstum, Profitabilität und Finanzierung.
Zur Analyse des finanziellen Lagebilds sehen wir uns im ersten Schritt die Entwicklung von Umsatz, Gewinn und Free Cash Flow an. Zur unternehmensinternen Verteilung der Umsätze je Segment ging ich bereits weiter oben im Kapitel über das Geschäftsmodell ein. Im Durchschnitt wuchs die Top Line in den letzten fünf Jahren um lediglich 0,9 Prozent p.a. an. Auf den ersten Blick wirkt dieses Wachstum schwach, erklärt sich aber aus den umtriebigen Aktivitäten im Rahmen der Restrukturierung des Produktportfolios.
Entwicklung des Umsatzes von Nestlé (Quelle: Aktienfinder)
Beim Gewinn pro Aktie sehen wir seit zehn Jahren eine kontinuierlich nach oben gerichtete Entwicklung. Ziehen wir das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 heran, so stieg der bereinigte Gewinn pro Aktie um über 8,6 Prozent (4,80 vs. 4,42 CHF). Nestlé erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 9,3 Mrd. CHF (2021: 16,9 Mrd. CHF, jedoch ist dieser Wert durch den Veräußerungsgewinn dank eines Teilverkaufs des L’Oréal-Aktienpakets stark verzerrt).
Entwicklung des Gewinn pro Aktie von Nestlé (Quelle: Aktienfinder)
Der dem Unternehmen zur Verfügung stehende Free Cash Flow kann für die Rückzahlung von Schulden, Expansion via Unternehmenszukäufe, Ausschüttungen von (steigenden) Dividenden oder Aktienrückkäufe verwendet werden. In absoluten Zahlen – auf die ich primär gerne zurückgreife – drückt sich das Bild aus Operativen und Freien Cash Flow sowie Kapitalinvestitionen für den Zeitraum 2018 bis 2022 folgendermaßen aus:
Entwicklung des Free Cash Flow von Nestlé (Quelle: tikr.com)
Die Anzahl an ausstehenden Aktien reduzierte sich um 2,8 Prozent pro Jahr bzw. 16,5 Prozent addiert in den vergangenen sechs Jahren.
Aktienrückkäufe von Nestlé (Quelle: aktien.guide*)
Das aktuelle Aktienrückkaufprogramm beinhaltet das dem Management eingeräumte Pouvoir von 20 Mrd. CHF für Aktienrückkäufe. Bis Ende nächsten Jahres sollte dieses abgeschlossen sein:
Aktienrückkaufprogramm von Nestlé (Quelle: HY1 2023, S. 31)
In der Kostenstruktur von Nestlé sind mir keine gravierenden Punkte aufgefallen. Einhergehend mit langfristig steigenden Umsätzen wachsen im verhältnismäßig geringeren Ausmaß die damit verbundenen relevanten Kostenpositionen COGs (Cost of Goods Sold), R&D (Research & Development) und SG&As (Selling General & Admin expenses / Operating expenses) mit.
Aufwendungen von Nestlé (Quelle: tikr.com)
Der Blick auf die Verschuldungssituation sagt uns, dass auf Basis der letzten Halbjahreszahlen für 2023 Nestlé einen Anteil an zinstragenden Finanzverbindlichkeiten von 59,6 Mrd. CHF aufweist, dem wiederum liquide Mittel und Wertpapiere von in Summe 4,4 Mrd. CHF gegenüberstehen. Teilen wir nun die verbleibenden Nettoschulden von 55,2 Mrd. CHF durch das zuletzt erwirtschaftete EBITDA von 18,6 Mrd. CHF ergibt sich ein Ratio von 2,9. Dieser Wert liegt nahe am als kritisch erachteten Schwellenwert von 3 (allerdings branchenabhängig).
Entwicklung der Netto-Verschuldung und EBITDA von Nestlé von 2018 bis 2022 (Quelle: tikr.com)
Um das Thema Verschuldung und Fremdfinanzierung dennoch vollends abzuschließen, macht es Sinn, sich das Zinsprofil und die Fälligkeitsstruktur der laufenden Verbindlichkeiten kurz anzusehen. Schließlich gilt es einzuschätzen, wie stark vulnerabel das Unternehmen auf die anhaltend steigenden Leitzinsen erscheint und inwiefern Neufinanzierungen bzw. Umschuldungen der bestehenden Schulden in näherer Zukunft anstehen. Eine neue revolvierende Kreditfazilität in Höhe von 3 Mrd. USD und 3,5 Mrd. EUR wurden mit einem anfänglichen Fälligkeitstermin im Oktober 2023 fällig. Nestlé besitzt die Möglichkeit, diese Fazilitäten, welche primär als finanzielle Absicherung für die kurzfristigen Finanzschulden dienen, in einen Einjahreskredit umzuwandeln.
Fremdkapitalstruktur von Nestlé (Quelle: Konzernrechnung Nestlé-Gruppe 2022, S. 136)
Im Zusammenhang mit der Verschuldung von Nestlé ist zu erwähnen, dass Nestlé in der Schweiz noch deutlich günstigere Konditionen für neues Fremdkapital vorfindet als beispielsweise in Nordamerika oder in der Eurozone. Hintergrund ist die zurückhaltende Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank, die die Leitzinsen bisher nur moderat auf 1,75 Prozent anhob. An den im Jahr 2023 begebenen Anleihen ist dieser Zinsunterschied (Spread) zwischen den in Schweizer Franken bzw. in Euro wie US-Dollar denominierten Schuldverschreibungen offensichtlich. Standard & Poor‘s bestätigte im November 2022 das Kreditrating des Unternehmens mit dem Investment Grade AA- bei weiterhin stabilem Ausblick.
Neuemissionen von Nestlé im 1. Halbjahr 2023 (Quelle: HY1 2023, S. 33)
Zuletzt betrachten wir die Profitabilität von Nestlé anhand der Entwicklung von Brutto-, Operativer- und Netto-Margen. Gut erkennbar ist der Anstieg der Netto-Marge beginnend mit dem Jahr 2017. Die positiven Effekte der strategischen Restrukturierung des Produktportfolios spiegeln sich in der folgenden Grafik wider:
Entwicklung der Margen von Nestlé (Quelle: Aktienfinder)
Wie in den letzten Investment Cases möchte ich die Chancen und Risiken kurz und prägnant gegenüberstellen. Die einzelnen Punkte obliegen (m)einer subjektiven Wahrnehmung (sowie eigentlich alle Texte hier) und verlangen auf das Deutlichste einer eigenen Prüfung. Die dargestellten Chancen sind das Spiegelbild der wahrgenommenen Risiken (vice versa):
Chancen:
Risiken:
Basierend auf einem gegenwärtigen, von Sondereffekten bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20,3 ist auf den ersten Blick eine leichte Unterbewertung von Nestlé im Vergleich mit dem historischen Durchschnittswert von 22 für die letzten zehn Jahre festzuhalten.
Fairer Wert von Nestlé (Quelle: Aktienfinder)
Da ich bei „pro Aktie“ Kennzahlen, welche erheblich von Aktienrückkäufen verzerrt werden können, bevorzuge ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV). Der EV kennzeichnet bei einer Übernahme den Betrag (also den Marktwert), der für den Kauf des betriebsnotwendigen Vermögens benötigt wird bzw. das nicht-betriebsnotwendige Vermögen herausgerechnet wird. Diese Kennzahl setze ich ins Verhältnis zum operativen Cash Flow (vor Steuern, Zinsen und Investitionen (CAPEX)), ausgedrückt durch das EBITDA. Die Heuristik und vorherrschende Meinung besagt, dass ein Wert von unter 10 eine „gesunde Bewertung“ signalisiert – wie immer bei generischen Daumenregeln muss der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Im Anwendungsfall von Nestlé müssen wir für eine ähnlich attraktive Bewertung von 17,2 bis in das Jahr 2020, also während des Ausbruchs der Coronapandemie bzw. davor in die Jahre bis 2019, zurückblicken:
Enterprise Value zu EBITDA von Nestlé (Quelle: Seeking Alpha*)
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den EV ins Verhältnis zum kaum manipulierbaren Free Cash Flow (FCF) zu setzen. Ein hohes EV/FCF Multiple deutet auf eine hohe Bewertung hin, während ein niedriges Resultat eine preisgünstige Bewertung signalisiert. Da wir uns den Gesamtkontext in diesem Investment Case genauer ansehen und diese Kennzahl nicht isoliert als das alleinbestimmende Kriterium definieren, bereichert es unseren Analyseansatz. Aus der Darstellung im aktien.guide* erkennen wir gut, dass die Aktie von Nestlé mit einem Wert von 37,6 für das EV/FCF-Ratio über dem durchschnittlichen Niveau von 33,6 der letzten sechs Jahre bewertet ist.
Enterprise Value zu Free Cash Flow von Nestlé (Quelle: aktien.guide*)
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine Kursperformance von lediglich 16,6 Prozent im Fünfjahresüberblick, was einem Kursgewinn von 3,3 Prozent (ohne Dividenden) pro Jahr entspricht:
Aktueller Aktienchart von Nestlé (Quelle: aktien.guide*)
Der maximale Rückgang in den letzten sechs Jahren betrug ca. 23 Prozent just im Herbst 2023:
Unterwasser-Chart von Nestlé (Quelle: aktien.guide*)
Im Zehnjahres-Zeitraum brachte ein Investment in Nestlé gemessen am Total Return, also inklusive erhaltener Dividenden, eine Gesamt-Performance von 99,1 Prozent für den Anleger:
Total Return von Nestlé (Quelle: Seeking Alpha*)
Seit mittlerweile 28 Jahren zahlt Nestlé eine jährlich höhere Dividende an seine Aktionäre. Mit dieser Serie an Dividendenerhöhungen darf sich das Schweizer Unternehmen im Kreise der recht spärlichen europäischen Dividend Champions einreihen, welche zumindest seit 25 Jahren ununterbrochen die Dividende in jedem Jahr steigerten.
Bei einem aktuellen Kurs von 99,38 CHF errechnet sich eine Dividendenrendite von 2,97 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt 4 Prozent p.a. bzw. 3,7 Prozent p.a. im Zehnjahres-Zeitraum. Das Unternehmen erhöhte zuletzt im Februar diesen Jahres um 5,4 Prozent die Dividende. Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen im Überblick:
Die Dividende wird einmal pro Jahr ausgeschüttet. Diese beträgt aktuell 2,95 CHF pro Aktie und wird im April ausbezahlt. Auf Basis des Dividenden-Alarms im Aktienfinder sehen wir, dass die aktuelle Dividendenrendite sehr deutlich über dem Mittelwert des Fünfjahre-Korridors liegt. In den letzten Jahren gab es kaum einen Zeitpunkt, an welchem durch den Kauf der Aktie eine in etwa gleich hohe wie derzeit mögliche Dividendenrendite erzielbar wäre.
Dividenden-Historie von Nestlé (Quelle: Aktienfinder)
Ziehen wir den Durchschnittswert des Free Cash Flow der letzten drei Jahre als Grundlage für die Ermittlung der Ausschüttungsquote heran, landen wir bei einem Ergebnis von 89,5 Prozent für das Payout Ratio von Nestlé. In den kommenden Jahren würde ich daher einen gewissen Spielraum für Dividendenerhöhungen im ähnlichen Ausmaß wie in der jüngeren Vergangenheit sehen, d.h. im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ausschlaggebend für das im Auge zu behaltene Payout Ratio sind die ambitionierten Aktienrückkäufe, welche insbesondere im Geschäftsjahr 2022 außerordentlich hoch waren.
Zuletzt ein Blick auf die von Seeking Alpha* bereitgestellte Dividend Scorecard. In dieser werden eigentlich innerhalb des unternehmensspezifischen Sektors die vier unterschiedlichen Kriterien (Dividenden-Sicherheit, -wachstum, -rendite und -kontinuität) nach dem US-Schulnotensystem bewertet. Die hervorragenden Resultate für Dividendenwachstum und Dividendenkontinuität werden durch den schwachen Wert für das Payout-Ratio relativiert. Obgleich die Aussagekraft solcher simplifizierten Darstellungen mit Vorsicht zu genießen sind, bietet diese Scorecard einen kursorischen Überblick zur Dividendenqualität eines Unternehmens:
Dividend Scorecard von Nestlé (Quelle: Seeking Alpha*)
Zusammenfassend möchte ich die ausschlaggebenden Gründe und Überlegungen für meine Entscheidung in Nestlé zu investieren hervorstreichen, wobei die Reihenfolge der einzelnen Punkte keinen Rückschluss auf eine spezielle Gewichtung der Argumente darstellt.
Auf Grundlage der zusammengetragenen Fakten habe ich am 09.11.2023 in zehn Nestlé Aktien zum Kurs von 99,75 CHF investiert.
Für den November-Nachkauf fiel meine Wahl auf Texas Instruments. Der Kurs des Halbleiter-Herstellers lief nach meinem Einstieg im Juli weiter gen Süden. An meiner ursprünglichen Einschätzung sehe ich keinen fundamentalen Veränderungsbedarf. Dank der hinzugefügten vier Aktien für den Preis von 144,9 USD pro Stück beläuft sich der Bestand auf eine runde Gesamtzahl von zehn Stück im Echtgeld-Portfolio.
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