Autor: The Dividend Post (Clemens)
11 Juli 2023
Über 90 Jahre reicht die Unternehmensgeschichte von Texas Instruments (kurz TI bzw. TXN) zurück. Als „Geophysical Service Incorporated“ (GSI) im Jahr 1930 gegründet, entwickelte sich das seit den frühen 1950er Jahren umfirmierte Unternehmen zu einem der größten, global agierenden Technologiekonzernen. Dabei stellt TI ein breites Angebot an analogen und digitalen Halbleitern seinen Kunden zur Verfügung, welche in vielen Dingen des täglichen Lebens ihre – oftmals unbemerkte – Anwendung finden: der wohl allseits bekannte Taschenrechner, in Fahrassistenzsystemen bei Autos, in Laptops und PCs sowie in Küchengeräten usw.
Das Unternehmen blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Zu Beginn lag der Schwerpunkt auf die Entwicklung von Datenverarbeitungslösungen in der boomenden Ölbranche. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und einen Eigentümerwechsel erweiterte GSI seine Dienstleistungen um elektronische Gerätschaften für die U.S. Army und U.S. Navy.
In der Nachkriegszeit stellte TXN im Jahr 1954 den weltweit ersten kommerziellen Transistor her und entwickelte und produzierte im selben Jahr das erste Transistorradio. Der spätere Nobelpreisträger Jack Kilby erfand 1958 den ersten integrierten Schaltkreis, während er in den zentralen Forschungslabors von TXN arbeitete. Eine frühe Erfolgsgeschichte für TI-GSI war 1965, als GSI im Rahmen eines streng geheimen Regierungsvertrags in der Lage war, die unterirdischen Atomwaffentests der Sowjetunion im Kontext des Projekts Vela zu überwachen, um die Einhaltung des Atomteststoppvertrags zu überprüfen.
Ab den späten 1960er Jahren erfanden die Wissenschafter von TXN auch den Taschenrechner. Wenige Jahre später stellte TXN den ersten Ein-Chip-Mikrocontroller vor, der alle Elemente der Datenverarbeitung auf einem Stück Silizium vereinte. 1987 erfand TI das Digital Light Processing Device (auch bekannt als DLP-Chip), das als Grundlage für die DLP-Technologie des Unternehmens dient. 1990 brachte TI den beliebten Taschenrechner TI-81 auf den Markt und wurde damit zum Marktführer im Bereich der grafischen Taschenrechner. Das Verteidigungsgeschäft, in dem TXN beispielsweise bei der Entwicklung einer Panzerabwehrlenkrakete maßgeblich beteiligt war, wurde 1997 an die heutige Raytheon Technologies verkauft.
Geographische Verteilung der Produktionsstandorte von Texas Instruments (Quelle: Offizielle Website)
Nach der Übernahme von National Semiconductor im Jahr 2011 für 6,5 Mrd. USD verfügte der Konzern über ein kombiniertes Portfolio von 45.000 Analogprodukten und Design-Tools für seine Kunden. Heute ist das in Dallas ansässige Unternehmen eines der größten Halbleiterunternehmen der Welt mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden US-Dollar. Die elektronischen Komponenten und Bausteine werden bei Texas Instruments von ca. 33.000 Mitarbeitern an 15 Produktionsstandorten weltweit, mit 12 Wafer-Fabriken, sieben Montage- und Testfabriken vor allem für Industrieanwendungen, die Automobilindustrie, Unterhaltungselektronik, Kommunikationstechnik sowie Unternehmensinfrastruktur entwickelt, produziert, getestet und vertrieben.
Märkte und Segmente von Texas Instruments (Quelle: Offizielle Website)
Das Geschäftsmodell von Texas Instruments besteht im Kern aus zwei berichtspflichtigen Segmenten: Analog und Embedded Processing, die jeweils Gruppen von diversen Produkten auf der Grundlage ähnlicher Design- und Entwicklungsanforderungen, Produkteigenschaften, Fertigungsprozesse und Vertriebskanälen zusammenfassen. Eine kurze Beschreibung dieser zwei bzw. um „Sonstige“ ergänzt drei Segmente:
Umsatzverteilung nach Geschäftssegmenten von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Etwa 65 Prozent des Umsatzes stammt von Kunden mit Hauptsitz außerhalb der Vereinigten Staaten. Was TXN mit anderen Branchenvertretern wie Analog Devices oder Broadcom verbindet, ist ein auffallend hoher Anteil am Gesamtumsatz, der auf China entfällt. Zwar ging dieser von 55 Prozent im Jahr 2021 auf mittlerweile 49 Prozent zurück, dennoch wirkt dieser Klumpen nach wie vor hoch. Genauer hingesehen macht der Umsatz mit Endkunden mit Hauptsitz in China lediglich ein Viertel des Gesamterlöses aus. Somit relativiert sich das China-Exposure.
Geographische Umsatzverteilung von Texas Instruments (Quelle: Annual Report 2022, S. 30)
Die Strategie von Texas Instruments unterliegt dem Ziel, das langfristige Wachstum des Free Cash-Flows je Aktie zu maximieren und setzt sich aus drei Elementen zusammen:
Unternehmensstrategie von Texas Instruments (Quelle: Capital Management Presentation, S. 4f)
Der „Halbleiterzyklus" bezieht sich auf die periodische Schwankung von Angebot und Nachfrage sowie auf den Aufbau und Abbau von Lagerbeständen. Der Halbleitermarkt war in der Vergangenheit durch Perioden mit knappem Angebot aufgrund steigender Nachfrage und/oder unzureichender Produktionskapazitäten gekennzeichnet, gefolgt von Perioden mit überschüssigen Lagerbeständen aufgrund schwächerer Nachfrage und/oder überschüssiger Produktionskapazitäten. Diese Phasen werden üblicherweise als Auf- und Abschwünge im Halbleiterzyklus bezeichnet. Die Halbleiterzyklen werden maßgeblich durch den erheblichen Zeit- und Kostenaufwand für den Bau und die Instandhaltung von Produktionsanlagen beeinflusst.
Halbleiterzyklus seit 1989 (Quelle: Capital Management Presentation, S. 13)
Die strategische Fokussierung auf die Marktsegmente Industrie und Automotive hat langfristig zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. Der Umsatz aus den kombinierten Industrie- und Automobilmärkten machte 2022 etwa 65 Prozent des Erlöses aus, gegenüber 42 Prozent im Jahr 2013. Die Industrie- und Automobilkunden setzen zunehmend auf Analog- und Embedded-Technologien, um ihre breit gefächerten Endprodukte sicherer, vernetzter und effizienter zu entwickeln. Diese Trends haben und werden auch in Zukunft – so zumindest die Meinung von Texas Instruments – zu einem wachsenden Anteil an Chips pro Anwendung führen, was das Wachstum im Vergleich zu anderen Märkten, die der Halbleiterkonzern sonst bedient, beschleunigen wird.
Strategische Fokussierung von Texas Instruments (Quelle: Capital Management Presentation, S. 19)
An der Eigentümerstruktur von Texas Instruments fällt der ausgesprochen hohe Anteil an Institutionellen Investoren auf. Dieser beträgt über 86 Prozent und speist sich für gewöhnlich aus den „üblichen Verdächtigen“ der Vermögensverwalter. Der recht hohe Anteil an Institutionellen Investoren kann legitimerweise als Wertschätzung des Unternehmens von Seiten der professionellen Kapitalmarktvertreter interpretiert. Der ehemalige Langzeit-CEO und President Richard K. Templeton hält als größter Privatinvestor 0,12 Prozent an ausstehenden Aktien.
Eigentümerstruktur von Texas Instruments (Quelle: CNN Business)
Anteil von Investoren-Gruppen von Texas Instruments (Quelle: Seeking Alpha*)
Seit 2023 führt Haviv Ilan als Chief Executive Officer und Präsident des Board of Directors die Geschäfte von Texas Instruments. Neben ihm sind weitere Personen als sogenannte „Named Executive Officers“ (NEO) angeführt:
Neben der personellen Ausstattung des Vorstands spielen die Vergütungsprinzipien der verantwortlichen Top-Manager eine entscheidende Rolle, um als Außenstehender eine Ahnung davon zu bekommen, warum welche Entscheidungen auf Vorstandsebene womöglich getroffen wurden. Die persönliche Incentivierung in Form von Bonuszahlungen durch das Erreichen vordefinierter Ziele sind in der Regel im Sinne einer funktionierenden Corporate Governance öffentlich einsehbar.
Performance-Metriken von Texas Instruments (Quelle: Proxy Statement 2023, S. 28f)
Texas Instruments orientiert sich in der Gestaltung der Vorstandskompensation an einer brancheneinschlägigen Peer Group bestehend aus den folgenden 18 Unternehmen:
Peer Group von Texas Instruments (Quelle: Proxy Statement 2023, S. 30)
Neben dem obligatorischen Grundgehalt (base salary) gesellen sich zwei variable Komponenten, deren Auszahlungshöhe maßgeblich vom Abschneiden im Vergleich zur gewählten Peer Group determiniert wird: der jährliche Cash-Bonus (Bonus & Profit Sharing) und sogenannte langfristige Incentivierungen (Equity Compensation), die wie der Name schon verrät durch zu erhaltene Aktien (Stock-based Compensation) vergütet und über einen Mehrjahreszeitraum verteilt an die Executives ausbezahlt werden. Der Großteil der jährlichen Gesamtvergütung des Top-Managements erfolgt in Form von variablen Bar- und Aktienvergütung. Die variable Barvergütung ist an die kurzfristige Leistung des Unternehmens gebunden, und der Wert des Aktienpakets ist an die langfristige Performance des Unternehmens gekoppelt.
Vergütungsverteilung 2022 von Texas Instruments (Quelle: Proxy Statement 2023, S. 37)
Unterfüttert mit Zahlen ergibt sich folgende Auflistung für die Entlohnung des Top Managements von Texas Instruments für das Geschäftsjahr 2022 (und der Vergleich mit den Jahren 2021 und 2020):
Total Compensation von Texas Instruments (Quelle: Proxy Statement 2023, S. 41)
Die Charakteristik des Geschäftsmodells von Texas Instruments macht den Vergleich mit der börsennotierten Konkurrenz möglich, wobei weitere differenzierende Faktoren wie beispielsweise der Grad der Internationalisierung, die Absatzsegmente oder allfällige Besonderheiten im Produktangebot gesondert in einer Detailanalyse bewertet werden müssen.
Ich entschied mich für die beiden Mitbewerber Analog Devices und NXP Semiconductors als adäquate Orientierungsgeber in einem ersten Vergleich. Ob diese nun um andere Branchengrößen wie Intel, Microchip Technology, Qualcomm etc. erweitert wird, kann jeder Anleger für sich entscheiden. Die von mir ausgewählte Peer Group dient zur leichteren, allgemeinen Einordnung und begründet sich aus dem Umstand, dass für die meisten Menschen nun mal nur limitierte Geldressourcen, sprich das zu investierende Kapital, zur Verfügung stehen und diese Mittel entsprechend nutzbringend eingesetzt werden. Für alle Fälle macht euch selbst ein Bild auf Basis der evaluierten Fundamentaldaten:
Wettbewerbsvergleich mit Analog Devices und NXP Semiconductors (Quelle: Eigene Darstellung)
Anmerkungen zu den in der Tabelle enthaltenen Werten:
Nachdem wir uns einen Überblick über die Branche im Allgemeinen verschafften sowie das Unternehmen, das Management und den Wettbewerb als entscheidungsgebende Faktoren näher betrachteten, werfen wir einen Blick in die Bilanz und den daraus abgeleiteten Finanzkennzahlen von Texas Instruments. Der Fokus liegt hierbei auf die Aspekte Wachstum, Profitabilität und Finanzierung.
Zur Analyse des finanziellen Lagebilds sehen wir uns im ersten Schritt die Entwicklung von Umsatz, Gewinn und Free Cash Flow an. Zur unternehmensinternen Verteilung der Umsätze je Segment ging ich bereits weiter oben im Kapitel über das Geschäftsmodell ein. Im Durchschnitt wuchs die Top Line in den letzten fünf Jahren um 5,1 Prozent p.a. an.
Entwicklung des Umsatzes von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Beim Gewinn pro Aktie sehen wir seit zehn Jahren eine dynamische Entwicklung nach oben. Ziehen wir das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 heran, so stieg der bereinigte Gewinn pro Aktie um über 14,5 Prozent (9,71 vs. 8,48 USD). Texas Instruments erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 8,7 Mrd. USD (2021: 7,74 Mrd. USD).
Entwicklung des Gewinn pro Aktie von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Der dem Unternehmen zur Verfügung stehende Free Cash Flow kann für die Rückzahlung von Schulden, Expansion via Unternehmenszukäufe, Ausschüttungen von (steigenden) Dividenden oder Aktienrückkäufe verwendet werden. In absoluten Zahlen – auf die ich primär gerne zurückgreife – drückt sich das Bild aus Operativen und Freien Cash Flow sowie Kapitalinvestitionen für den Zeitraum 2018 bis 2022 folgendermaßen aus:
Entwicklung des Free Cash Flow von Texas Instruments (Quelle: tikr.com)
Die Anzahl an ausstehenden Aktien reduzierte sich um 1,4 Prozent pro Jahr bzw. 8,4 Prozent akkumuliert in den vergangenen sechs Jahren.
Aktienrückkäufe von Texas Instruments (Quelle: aktien.guide*)
Das aktuelle Aktienrückkaufprogramm beinhaltet das dem Management eingeräumte Pouvoir von 21,4 Mrd. USD für Aktienrückkäufe:
Aktienrückkaufprogramm von Texas Instruments (Quelle: 10-Q Report Q1 2023, S. 20)
In der Kostenstruktur von Texas Instruments sind mir keine gravierenden Punkte aufgefallen. Einhergehend mit langfristig steigenden Umsätzen wachsen im verhältnismäßig geringeren Ausmaß die damit verbundenen relevanten Kostenpositionen COGs (Cost of Goods Sold), R&D (Research & Development) und SG&As (Selling General & Admin expenses / Operating expenses) mit.
Aufwendungen von Texas Instruments (Quelle: tikr.com)
Ein Blick auf die Verschuldungssituation sagt uns, dass auf Basis des letzten Geschäftsjahres Texas Instruments einen Anteil an zinstragenden Finanzverbindlichkeiten von 9,15 Mrd. USD aufweist, dem wiederum liquide Mittel und Wertpapiere von in Summe 9,07 Mrd. USD gegenüberstehen. Teilen wir nun die verbleibenden Nettoschulden von lediglich 0,08 Mrd. USD durch das zuletzt erwirtschaftete EBITDA von 11,02 Mrd. USD… Das können wir uns sparen, denn man braucht kein großes Mathematik-Genie zu sein, um zu erkennen, dass Texas Instruments quasi schuldenfrei dasteht.
Entwicklung der Netto-Verschuldung und EBITDA von Texas Instruments (Quelle: tikr.com)
Um das Thema Verschuldung und Fremdfinanzierung dennoch vollends abzuschließen, macht es Sinn, sich das Zinsprofil und die Fälligkeitsstruktur der laufenden Verbindlichkeiten kurz anzusehen. Schließlich gilt es einzuschätzen, wie stark vulnerabel das Unternehmen auf die anhaltend steigenden Leitzinsen erscheint und inwiefern Neufinanzierungen bzw. Umschuldungen der bestehenden Schulden in näherer Zukunft anstehen. Die gesamten Fälligkeiten der langfristigen Verbindlichkeiten bis Ende 2025 betragen 1,85 Mrd. USD. Standard & Poor‘s bestätigte im Mai 2023 das Kreditrating des Unternehmens mit dem Investment Grade A+ im Rahmen der Emission von zwei neuen Anleihen.
Fremdkapitalstruktur von Texas Instruments (Quelle: 10-Q Report Q1 2023, S. 12)
Zuletzt betrachten wir die Profitabilität von Texas Instruments anhand der Entwicklung von Brutto-, Operativer- und Netto-Margen. Der stete Aufwärtstrend auf sehr hohem Niveau ist schlichtweg beeindruckend und erinnert in dem Muster an ein anderes Investment im Echtgeld-Portfolio: Microsoft.
Entwicklung der Margen von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Wie in den letzten Investment Cases möchte ich die Chancen und Risiken kurz und prägnant in tabellarischer Form gegenüberstellen. Die einzelnen Punkte obliegen (m)einer subjektiven Wahrnehmung (sowie eigentlich alle Texte hier) und verlangen auf das Deutlichste einer eigenen Prüfung. Die dargestellten Chancen sind das Spiegelbild der wahrgenommenen Risiken (vice versa):
Chancen und Risiken von Texas Instruments (Quelle: eigene Darstellung)
Meines Erachtens bietet der 10-K Report eine gute Basis für die Abwägung allfälliger Risiken, die in Verbindung mit dem Unternehmen Texas Instruments stehen.
Basierend auf einem gegenwärtigen, von Sondereffekten bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18,8 kann auf den ersten Blick keine Unterbewertung von Texas Instruments ausfindig gemacht werden. Die dynamische Aktienbewertung im Aktienfinder ergibt ein weniger vielversprechendes „Kurspotential“ bis Ende 2025 von 0,6 Prozent p.a. Wohlgemerkt basieren diese Kursprognosen auf Schätzungen von Analysten, darauf muss sich jeder Anleger selbst einen Reim machen.
Fairer Wert von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Da ich bei „pro Aktie“ Kennzahlen, welche erheblich von Aktienrückkäufen verzerrt werden können, eher zu einer skeptischen Haltung neige, verwende ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV). Der EV kennzeichnet bei einer Übernahme den Betrag (also den Marktwert), der für den Kauf des betriebsnotwendigen Vermögens benötigt wird bzw. das nicht-betriebsnotwendige Vermögen herausgerechnet wird. Diese Kennzahl setze ich ins Verhältnis zum operativen Cash Flow (vor Steuern, Zinsen und Investitionen (CAPEX)), ausgedrückt durch das EBITDA. Die Heuristik und vorherrschende Meinung besagt, dass ein Wert von unter 10 eine „gesunde Bewertung“ signalisiert – wie immer bei generischen Daumenregeln muss der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Im Anwendungsfall von Texas Instruments müssen wir für eine ähnliche Bewertung von Ergebnis von 15,2 bis in das Jahr 2018 zurückblicken:
Enterprise Value zu EBITDA von Texas Instruments (Quelle: Seeking Alpha*)
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den EV ins Verhältnis zum kaum manipulierbaren Free Cash Flow (FCF) zu setzen. Ein hohes EV/FCF Multiple deutet auf eine hohe Bewertung hin, während ein niedriges Resultat eine preisgünstige Bewertung signalisiert. Da wir uns den Gesamtkontext in diesem Investment Case genauer ansehen und diese Kennzahl nicht isoliert als das alleinbestimmende Kriterium definieren, bereichert es unseren Analyseansatz. Aus der Darstellung im aktien.guide erkennen wir gut, dass die Aktie von Texas Instruments mit einem Wert von 35,9 für das EV/FCF-Ratio deutlich über dem Niveau der letzten sechs Jahre bewertet ist.
Enterprise Value zu Free Cash Flow von Texas Instruments (Quelle: aktien.guide*)
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine Kursperformance von 54,9 Prozent im Fünfjahresüberblick bzw. 11 Prozent Kursgewinn (ohne Dividenden) pro Jahr:
Aktueller Aktienchart von Texas Instruments (Quelle: aktien.guide*)
Der maximale Rückgang in den letzten sechs Jahren betrug ca. 26,2 Prozent im März 2020 sowie im Oktober 2022.
Unterwasser-Chart von Texas Instruments (Quelle: aktien.guide*)
Im Zehnjahres-Zeitraum brachte ein Investment in Texas Instruments gemessen am Total Return, also inklusive erhaltener Dividenden, eine Gesamt-Performance von 505 Prozent:
Total Return von Texas Instruments (Quelle: Seeking Alpha*)
Im Rahmen der Präsentation der letzten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 gab das Management einen Einblick in die operative Geschäftsentwicklung von Texas Instruments wieder:
Ergebnis für das 1. Quartal 2023 von Texas Instruments (Quelle: Q1 2023 Press Release)
Zur weiteren Entwicklung von Texas Instruments für das laufende Geschäftsjahr gab CFO Rafael Lizardi seine Sichtweise auf den Marktzyklus in der Halbleiterbranche preis und rückte den Fokus auf das langfristige Wachstum in den Vordergrund:
“The more important thing is […] how we think about planning for the long term, so through semiconductor -- the ups and downs of the semiconductor cycle. And that informs how we manage inventory, also informs that we are investing in CapEx. So, we're thinking through the cycles over the long term. But certainly, inventory is one of those things that we take that trend into account. In the near term, we expect to have an upward bias on inventory as we prepare for long-term growth.” (Quelle: Transcript Q1 2023)
Seit mittlerweile 19 Jahren zahlt Texas Instruments eine jährlich höhere Dividende an seine Aktionäre. Somit handelt es sich beim Technologiekonzern um einen sogenannten Dividend Contender, welche zwischen 10 und 24 Jahren die Dividende anheben.
Bei einem aktuellen Kurs von 173,70 USD errechnet sich eine Dividendenrendite von 2,86 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt 17,2 Prozent p.a. bzw. 20,6 Prozent p.a. im Zehnjahres-Zeitraum. Das Unternehmen erhöhte zuletzt im September 2022 um 7,8 Prozent die Dividende. Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen im Überblick:
Die quartalsweise ausgeschüttete Dividende beträgt aktuell 1,24 USD pro Aktie und wird in den Monaten zu Quartalsmitte ausbezahlt (Februar, Mai, August, November). Auf Basis des Dividenden-Turbos im Aktienfinder sehen wir, dass die aktuelle Dividendenrendite sehr deutlich über dem Mittelwert des Fünfjahre-Korridors liegt. In den letzten Jahren gab es vereinzelt Zeitpunkte, durch den Kauf der Aktie eine in etwa gleich hohe Dividendenrendite zu erzielen.
Dividenden-Historie von Texas Instruments (Quelle: Aktienfinder)
Ziehen wir den Durchschnittswert des Free Cash Flow der letzten drei Jahre als Grundlage für die Ermittlung der Ausschüttungsquote heran, landen wir bei einem moderaten Ergebnis von 72,6 Prozent für das Payout Ratio von Texas Instruments. In den kommenden Jahren würde ich daher ausreichend Spielraum für Dividendenerhöhungen im ähnlichen Ausmaß wie in den letzten beiden Jahren sehen, d.h. im hohen einstelligen Prozentbereich.
Zuletzt ein Blick auf die von Seeking Alpha* bereitgestellte Dividend Scorecard. In dieser werden innerhalb des unternehmensspezifischen Sektors vier unterschiedliche Kriterien (Dividenden-Sicherheit, -wachstum, -rendite und -kontinuität) nach dem US-Schulnotensystem bewertet. Das exzellente Ergebnis von Texas Instruments kann sich meines Erachtens sehen lassen. Obgleich die Aussagekraft solcher simplifizierten Darstellungen mit Vorsicht zu genießen sind, bietet diese Scorecard einen kursorischen Überblick zur Dividendenqualität eines Unternehmens:
Dividend Scorecard von Texas Instruments (Quelle: Seeking Alpha*)
Zusammenfassend möchte ich die ausschlaggebenden Gründe und Überlegungen für meine Entscheidung in Texas Instruments zu investieren hervorstreichen, wobei die Reihenfolge der einzelnen Punkte keinen Rückschluss auf eine spezielle Gewichtung der Argumente darstellt.
Auf Grundlage der zusammengetragenen Fakten habe ich am 07.07.2023 in sechs Texas Instruments Aktien zum Kurs von 173,95 USD investiert.
Für den Juli-Nachkauf fiel meine Wahl auf Unilever. Obwohl mir ein Nachkauf unter 46 Euro deutlich lieber gewesen wäre, bewerte ich die Entwicklung des britischen Konsumgüterkonzerns in den Monaten sehr positiv. Dank der neuen zehn Aktien für den Preis von 46,74 Euro pro Stück beträgt nun die Gesamtzahl 35 Aktien im Echtgeld-Portfolio.
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Schöne Analyse. Hat mir den letzten Schubser gegeben zu investieren, seit Freitag bin ich auch dabei. Danke für die Arbeit!
Entschuldigung, ich dacht mein Kommentar gestern ist verschluckt worden.
Sehr gute Analyse. Du hast mir bei meiner finalen Investitionsentscheidung sehr geholfen. Bin seit Freitag nun ebenfalls investiert. Vielen Dank!
Hallo Chris,
vielen Dank für das Lob und es freut mich wenn Dich der Investment Case bei Deinen Recherchen unterstützte!
Liebe Grüße,
Clemens
Cool, ich bin seit Mai 2020 dort investiert. Momentan ist die Aktie aber ganz schön teuer für sinkende Umsatz- und Gewinnzahlen. Ich werde evtl. ein paar Gewinne mitnehmen.
Die Aktie schwankt in letzter Zeit zwischen 160 und 185 Dollar.
Hallo Benjamin,
in meinem privaten Depot hatte ich ebenso Mitte 2020 das letzte Mal die Aktie von Texas Instruments gekauft. Für einen Verkauf fehlen mir selbst ausschlaggebende Gründe, die mein Vertrauen in die langfristige Entwicklung von TXN signifikant mindern. Saisonale Schwankungen sind - wie im Beitrag dargestellt - Usus in der Halbleiterbranche. Eventuell wird es für einen Nachkauf nochmals günstiger in der nahen Zukunft, aber wer weiß schon was die Zukunft tatsächlich bringt.
Liebe Grüße
Clemens