Autor: The Dividend Post (Clemens)
19 Oktober 2024
Daher wird es dich wenig überraschen, dass ich in dem nördlichsten Land Amerikas fündig geworden bin. Die Toronto-Dominion-Bank (TD) ist nicht nur eines der ältesten Finanzinstitute des Landes, sondern gilt nach dem Platzhirschen Royal Bank of Canada als das zweitgrößte Bankhaus in Kanada.
Der heutige Unternehmensname der Toronto-Dominion Bank führt direkt zu den beiden Ursprungsbanken, aus denen die heute zweitgrößte Bankengruppe Kanadas gebildet wurde. Im Jahr 1855 entstand die Bank of Toronto als Zusammenschluss von regionalen Getreidehändlern und -müller. Konservativ in der Expansion geführt, bestand das Kernklientel aus Landwirten, Händlern und Verarbeitern von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (insbesondere Müller, Brauereien, Brennereien).
In derselben Stadt wurde im Jahr 1869 die Dominion-Bank gegründet. Im Zuge der wirtschaftlichen Prosperität Kanadas wuchsen beide Banken in Richtung Westen innerhalb des Landes. Während die Dominion-Bank in Winnepeg eine Dependance eröffnete, expandierte die Toronto-Bank bis nach British Columbia in die vom Goldrausch beseelte Minenstadt Rossland.
Nachdem zwei Weltkriege inklusive der Ausgabe von Kriegsanleihen sowie die Wirtschaftskrise in der Zwischenkriegszeit überstanden waren, sahen sich beide Banken mit einer ähnlichen Ausgangslage konfrontiert. „Zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel“ bringt es auf den Punkt. Für weiteres Wachstum reichte die Skalengröße nicht mehr aus. Eine Fusion der Mitbewerber aus der gleichen Stadt schien als eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung des Problems. Nach langandauernden Verhandlungen zwischen den beiden Banken und dem kanadischen Finanzministerium markiert der 1. Februar 1955 jenen Tag als die Toronto-Dominion Bank offiziell die Bankgeschäfte der nun miteinander verschmolzenen Bankinstitute fortsetzte.
In den darauffolgenden Jahrzehnten bis in die 1990er Jahre wuchs TD im kanadischen Heimatmarkt. Einerseits wurden kleinere Banken übernommen, andererseits etablierte sich das Finanzunternehmen in anderen Geschäftssegmenten (z.B. das Wertpapiergeschäft mit TD Securities oder Kooperationen mit Visa). Im Jahr 1998 scheiterte eine Fusion mit der Canadian Imperial Bank of Commerce aufgrund des Veto seitens der kanadischen Regierung – im Übrigen ebenso der schlussendlich nicht realisierte Zusammenschluss der Royal Bank of Canada und der Bank of Montreal. Immerhin ging die Übernahme von Canada Trust für TD unter Einhaltung von einigen Bedingungen erfolgreich über die Bühne.
Im Jahr 2004 stieg die TD Bank in das US-amerikanische Privatkundengeschäft ein, indem sie eine bekanntgegebene Vereinbarung über den Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an der in Neuengland ansässigen Banknorth für insgesamt 3,8 Mrd. US-Dollar umsetzte. Im Januar 2006 veräußerte das Unternehmen sein US-amerikanisches Brokerage-Geschäft unter der Marke TD Waterhouse, das es 1984 erworben hatte, an Ameritrade. Das Geschäft wurde in TD Ameritrade umbenannt und TD hielt über 40 Prozent daran. Als TD Ameritrade wiederum im Jahr 2020 von Charles Schwab übernommen wurde, verringerte sich der Anteil der TD Bank nach der Übernahme auf zunächst 13 Prozent am fusionierten Unternehmen. Mehr über die reichhaltige Akquisitionshistorie inklusive der jüngsten Übernahme von Cowen (heute TD Cowen) kann auf der offiziellen Website nachgelesen werden.
Die Geschäftsexpansion von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 9)
Mit dem Zugewinn an Bedeutung kommen auch eine größere Verantwortung und somit Wahrnehmung vonseiten der Regulatoren in Nordamerika. Seit 2019 wird die Toronto-Dominion Bank vom Financial Stability Board auf der Liste global systemrelevanter Banken geführt. Sie unterliegt damit einer besonderen Überwachung und strengeren Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital.
Heute ist Toronto-Dominion ein All-Finanzdienstleister, gebaut auf den zwei starken Säulen in Kanada und den Vereinigten Staaten. Gemessen an der Bilanzsumme handelt es sich um die sechstgrößte Universalbank in Nordamerika. Im nächsten Kapitel schauen wir uns das Geschäftsmodell und die Unternehmensstrategie von TD genauer an.
Überblick zu Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 6)
Beginnt man mit der Analyse des Geschäftsmodells einer Bank, stellt sich als allererste Frage, um welchen Banktypen es sich überhaupt handelt. Während in Europa das Universalbankenwesen, das a priori alle Bankgeschäfte und diese allen Kundensegmenten anbietet, stark verbreitet ist, war für viele Jahrzehnte in den Vereinigten Staaten das Trennbankensystem vorherrschend. Durch neue regulatorischen Bestimmungen wollten die staatlichen Aufseher nach der Bankenkrise im Zuge der „Great Depression“ in den frühen 1930er Jahren das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft vom Wertpapiergeschäft, sprich dem Investment Banking, trennen. Erst unter der US-Präsidentschaft von Bill Clinton wurde dieser Glass-Steagall-Act im Jahr 1999 endgültig aufgehoben.
Zu dem erweiterten Kreis von Trennbanken können vereinfacht erklärt auch Spezialbanken gezählt werden, die sich mit ihren Finanzdienstleistungen auf bestimmte Bankgeschäfte konzentrieren wie z.B. Hypothekenbanken, Bausparkassen, Förderbanken.
Mit einem akkumulierten Marktanteil von ca. 93 Prozent teilen sich den kanadischen Bankenmarkt die sogenannten „Big Six“ auf. Dazu zählen neben TD weiters die Royal Bank of Canada, Bank of Montreal, Bank of Nova Scotia, Canadian Imperial Bank of Commerce und National Bank of Canada. Letztere findet sich mancherorts nicht in der Auflistung der üblichen kanadischen Banken-Schwergewichte wie beispielsweise auf Wikipedia, wo „nur“ von den „Canadian Big Five“ geschrieben wird. Ich halte mich ganz streng an die Definition des lokalen Regulators, der unter den „Domestic Systemically Important Banks“ (D-SIB) die sechs genannten Institute zusammenfasst.
Bei Toronto-Dominion handelt es sich zweifellos um eine Universalbank. Diesen Umstand trägt auch die Struktur des Geschäftsmodells Rechnung, welche sich in vier Segmente unterteilen lässt:
Die vier Geschäftssegmente von Toronto-Dominion (Quelle: TD Investor Day 2023, S. 5)
Die Umsatz- und Gewinnverteilung der Geschäftssegmente von Toronto-Dominion (Quelle: Annual Report 2023, S. 34)
Die Unternehmensstrategie von TD teilt sich auf drei Säulen auf, die aber wohl besser als schlagwort-taugliche Orientierungsgeber betrachtet werden können. Denn das anvisierte Wachstumsziel pro Geschäftssegment wird in den einzelnen Substrategien mit dazugehörigen Meilensteinen innerhalb des Jahresberichts konkretisiert.
Die drei Säulen der Unternehmensstrategie von Toronto-Dominion (Quelle: TD Investor Day 2023, S. 4)
Einer der zentralen Punkte der Unternehmensstrategie ist die Initiative mit dem plakativen Titel „OneTD“. Hierbei geht es um das Ausschöpfen des Potentials des gesamten Produktportfolios in den beiden Kernmärkten Kanada und den USA. Darunter kann man sich das Profitieren von Skaleneffekten durch die Nutzung einer zentralen Produktplattform vorstellen oder das Bündeln von unterschiedlichen Produkten und Beratungsleistungen für dieselbe Zielgruppe („cross-selling“).
Die OneTD-Initiative von Toronto-Dominion (Quelle: TD Investor Day 2023, S. 9)
Wenngleich der konservative Risikoappetit recht prominent in der Strategie betont wird, dürfte zuletzt ein unrühmlicher Vorfall in den USA einem der drei Kernprinzipien namens „Do not risk harming the TD brand“ zuwiderlaufen. So gab die Bank im August 2023 bekannt, dass einige US-Behörden in Zusammenarbeit mit dem US-Justizministerium Ermittlungen gegen das kanadische Unternehmen wegen seines Anti-Geldwäsche-Programms einleitete. Konkret wird TD beschuldigt, chinesischen Drogenhändlern bei der Wäsche von mehr als 650 Mio. USD aus illegalen Drogenverkäufen keine Handhabe geleistet zu haben. Im Mittelpunkt steht das synthetische Opioid Fentanyl, durch dessen Missbrauch zigtausende Menschen pro Jahr in den USA sterben.
Nun hat die Bank bei den US-Behörden Einverständniserklärungen abgegeben und mit dem US-Justizministerium sowie der US-Staatsanwaltschaft für den Bezirk New Jersey einen Vergleich geschlossen, der TD in Summe 3,1 Mrd. USD kosten wird. Zudem musste das Bankinstitut einen Asset-Cap für das US-Retailgeschäft akzeptieren, der für die weitere Expansion kurz- bis mittelfristig einen harten Rückschlag bedeutet. Die gesamte Restrukturierung des US-Portfolios kann der Bank bis zu 1,5 Mrd. USD kosten. Abschließend ist ein höherer Auftrieb bei den Kosten für zusätzliches Personal und erforderliche Investments in die IT für den Compliance-Bereich zu berücksichtigen.
Die Auswirkungen auf das US-Geschäft von Toronto-Dominion (Quelle: Resolution AML Investigations, S. 7)
Damit liegen die ehrgeizigen Wachstumspläne für das US-Geschäft, insbesondere für die Regionen im Südosten des Landes, vorerst auf Eis. Da vor etwas mehr als einem Jahr die Übernahme von First Horizon letztendlich scheiterte, wählte das Management von TD den Weg des organischen Wachstums. Nun muss der designierte CEO in den Retourgang schalten. Für die nächsten Jahre rückt somit notgedrungen der kanadische Heimatmarkt, der knapp zwei Drittel zum Gesamtumsatz beitragt, in den Fokus. Nachdem der Wettbewerber National Bank die Canadian Western Bank im Verlauf des nächsten Jahres integrieren wird, bleiben neben kleinen Regionalbanken lediglich die Laurentian Bank und Equitable Bank als potentielle Übernahmeziele übrig. Allerdings sind die Chancen dahingehend als äußerst gering einzuschätzen, da die kanadischen Wettbewerbshüter einer weiteren Konzentration im oligopolartigen Bankenmarkt sehr kritisch gegenüberstehen.
Die Ambitionen für das Kanada-Geschäft von Toronto-Dominion (Quelle: Resolution AML Investigations, S. 11)
Beim Blick auf die Eigentümerstruktur von Toronto-Dominion fällt zunächst der für einen Blue-Chip typisch hohe Anteil an Institutionellen Investoren auf. Dieser speist sich für gewöhnlich aus den „üblichen Verdächtigen“ der Vermögensverwalter wie Vanguard oder BlackRock. Generell kann man aus der Eigentümerschaft der „Big Six“ gut herauslesen, dass sich die kanadischen Banken mit ihren Investmentgesellschaften jeweils stark untereinander investiv engagieren.
Eigentümerstruktur von Toronto-Dominion (Quelle: tikr.com)
Anteil von Investoren-Gruppen von Toronto-Dominion (Quelle: Seeking Alpha*)
Die Charakteristik der Geschäftsmodelle von Banken macht einen Vergleich der verschiedenen Wettbewerber auf Basis der wesentlichen Kennzahlen ohne gröbere Probleme möglich. Inhaltliche Unterscheidungsmerkmale in der Gewichtung der einzelnen Geschäftssegmente wie beispielsweise das Kapitalmarktgeschäft oder Großkundengeschäft sind dabei natürlich zu berücksichtigen und die relevanten Zahlen in den passenden Kontext zu setzen.
Im Falle des kanadischen Bankenmarktes stellt sich die Frage, welches Sample man für die Vergleichsgruppe wählt. Ich habe mich dafür entschieden, die beiden führenden Institute Kanadas gegenüberzustellen: die Toronto-Dominion Bank und die Royal Bank of Canada. Da ich mich für diesen Vergleich einiger branchenspezifischer Kennzahlen bediene, verweise ich auf das nächste Kapitel „Finanzlagebild“. Hierin gehe ich auf die Aussagekraft und Bedeutung dieser Kennwerte kurz ein.
Wettbewerbsvergleich von TD und Royal Bank of Canada (Quelle: eigene Darstellung)
Anmerkungen zu den in der Tabelle enthaltenen Werten:
Nachdem wir uns einen Überblick über die Branche im Allgemeinen verschafft sowie das Unternehmen, das Management und den Wettbewerb als entscheidungsgebende Faktoren näher betrachtet haben, werfen wir einen Blick in die Bilanz und den daraus abgeleiteten Finanzkennzahlen von Toronto-Dominion. Der Fokus liegt hierbei auf die Aspekte Wachstum, Profitabilität, Kosteneffizienz sowie Kreditportfolio und -qualität.
Zur Analyse des finanziellen Lagebilds sehen wir uns im ersten Schritt die Entwicklung von Umsatz und Gewinn an. Zur unternehmensinternen Verteilung der Umsätze je Segment ging ich bereits weiter oben im Kapitel über das Geschäftsmodell ein. Im Durchschnitt wuchs die Top Line in den letzten fünf Jahren um 6,6 Prozent p.a. an.
Entwicklung des Umsatzes von Toronto-Dominion (Quelle: Aktienfinder)
Beim Gewinn pro Aktie sehen wir seit zehn Jahren eine dynamische Entwicklung nach oben. Ziehen wir das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 heran, so reduzierte sich jedoch der bereinigte Gewinn pro Aktie um -4,5 Prozent (7,99 vs. 8,36 CAD). Toronto-Dominion erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 10,8 Mrd. CAD.
Entwicklung des Gewinn pro Aktie von Toronto-Dominion (Quelle: Aktienfinder)
Die Anzahl an ausstehenden Aktien reduzierte sich um insgesamt 4,3 Prozent in den vergangenen sechs Jahren.
Aktienrückkäufe von Toronto-Dominion (Quelle: aktien.guide*)
Die Kernaufgabe von Banken ist ihre Risiken zu managen. Somit kann das Risiko-Exposure gemessen am Anteil einzelner Industrien (Gewerbeimmobilien, privater Wohnbau, etc.) am gesamten Kreditvolumen bzw. die Gewichtung einzelner Kundengruppen (Privatkunden, Kleinunternehmer, Immobilienentwickler, etc.), die auf ein beträchtliches Konzentrationsrisiko hinweisen, bewertet werden.
Derzeit hat die Bank 311,1 Mrd. CAD an Wohnhypothekendarlehen, wobei sich der überwiegende Teil dieses Segments mit etwa 270 Mrd. CAD in Kanada befindet. Insgesamt beläuft sich das Engagement der Toronto-Dominion Bank im Immobilienbereich auf über 400 Mrd. CAD.
Die Toronto-Dominion Bank verfügt über ein gewerbliches Immobilienportfolio iHv. 97 Mrd. CAD, das in etwa zehn Prozent der gesamten Bruttokredite entspricht. Diese Kredite verteilen sich auf Kanada (56 Prozent) und die Vereinigten Staaten (44 Prozent). Der zuletzt mit Sorgenfalten betrachtete Bereich der Büroimmobilien macht nur ein Prozent der gesamten Bruttokredite der Bank aus.
Das Kreditportfolio von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 22)
Außerdem schaue ich mir das Ausmaß der Wertberichtigungen und der gebildeten Rückstellungen für potentielle Kreditausfälle in den letzten Quartalen genauer an. Bei TD scheint sich der negative Trend bei den Rückstellungen im letzten Quartal wieder zu stabilisieren, während hingegen bei den effektiven Wertberichtigungen die Risiken sich zulasten der Bank stärker niederschlagen.
Die Qualität des Kreditportfolios von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 56)
Die Eigenkapitalquote spielt eine wesentliche Rolle, um zu ermitteln, welchen Kapitalpuffer bzw. welches Kernkapital die Bank (Common-Equity-Tier (CET)-1-Ratio) vorhält, um bei überdurchschnittlich hohen Kreditausfällen weiterhin profitabel zu wirtschaften oder zumindest die finanzielle Stabilität zu bewahren. Eine andere Fragestellung lautet, inwieweit diese Kapital-Kennzahlen über die regulatorisch-bedingten Mindestwerte liegen, welche im Rahmen von turnusmäßigen Stresstests auf ihre Werthaltigkeit geprüft werden. Aktuell liegt das CET1-Ratio mit 12,8 Prozent deutlich über dem regulatorischen Minimum von 11,5 Prozent. In der Vergangenheit lag diese Kennzahl über 13 Prozent.
Die Kapitalsituation von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 40)
Die Frage, mit wieviel Aufwand die Bank den deklarierten Rohertrag erzielen kann, wird durch das Efficiency Ratio (auch Cost-Income-Ratio bezeichnet) ausgedrückt. Daumenregel: je geringer der Wert, desto effizienter wirtschaftet die Bank. Sondereffekte sind hierbei zu beachten, wenn ein Wert nach oben wie nach unten deutlich ausreißt. Für eine Universalbank liegt diese Effizienzkennzahl typischerweise bei etwa 60 Prozent. In den Zahlen von TD ist ein langfristiger Abwärtstrend bei der Effizienzquote zu erkennen, was als eine positive Entwicklung bewertet werden kann.
Die Kostenaufteilung und das Efficiency-Ratio von Toronto-Dominion (Quelle: Annual Report 2023, S. 29)
Im Rahmen des vor Kurzem abgeschlossenen Kosteneinsparungsprogramms, welches u.a. einen Personalabbau von drei Prozent der Vollzeitäquivalente und die Optimierung des Immobilienportfolios umfasste, soll die Kostenbasis ab dem Geschäftsjahr 2025 iHv. 800 Mio. CAD (vor Steuern) reduziert werden.
Kosteneinsparungsprogramm von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 67)
Die Bewertung der Bonität von TD wird durch Rankings der vier relevanten Ratingagenturen ausgewiesen. Kreditratings wirken sich auf die Kreditkosten der Bank und ihre Fähigkeit zur Mittelbeschaffung aus. Eine Herabstufung des Ratings könnte zu höheren Finanzierungskosten, höheren Anforderungen an die Verpfändung von Sicherheiten und einem eingeschränkten Zugang zu den Kapitalmärkten führen und auch die Fähigkeit der Bank zum Abschluss von Derivatgeschäften beeinträchtigen.
Ratings von Toronto-Dominion (Quelle: Q3 2024 Investor Presentation, S. 40)
Wie in den letzten Investment Cases möchte ich die Chancen und Risiken kurz und prägnant gegenüberstellen. Die einzelnen Punkte obliegen (m)einer subjektiven Wahrnehmung (sowie eigentlich alle Texte hier) und verlangen auf das Deutlichste einer eigenen Prüfung. Die dargestellten Chancen sind das Spiegelbild der wahrgenommenen Risiken (vice versa):
Chancen:
Risiken:
Basierend auf einem gegenwärtigen, von Sondereffekten bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9,9 ist auf den ersten Blick eine Unterbewertung von Toronto-Dominion im Vergleich mit dem historischen Durchschnittswert von 11,2 für die letzten zehn Jahre festzuhalten.
Fairer Wert von Toronto-Dominion (Quelle: Aktienfinder)
Obwohl ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV) bevorzuge, macht dieser Schritt bei Banken aufgrund der hohen Verbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden (im Wesentlichen deren Einlagen) keinen Sinn. Das Geschäftsmodell von Banken basiert nun mal auf der Nutzung eines hohen Hebels und sorgfältigem Risikomanagement. Genauso wenig zu gebrauchen sind allfällige Kennzahlen in Verbindung mit dem Free Cash-Flow (FCF). Der von Banken erwirtschaftete Cash-Flow ist nicht so einfach zu ermitteln wie der von Produktions- oder Dienstleistungsunternehmen. Die Mittelzuflüsse und -abflüsse können durch Änderungen der Zinssätze, der Kreditnachfrage und des Kundenverhaltens beeinflusst werden, was eine sinnvolle Anwendung des FCF erschwert.
In Verbindung mit dem bereinigten KGV möchte ich für die Bewertungsanalyse von Banken auf das Kurs-Buchwert-Multiple (Price-to-Book-Value) zurückgreifen. Grundsätzlich bedeutet ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von weniger als 1, dass das Unternehmen an der Börse weniger wert ist als sein Buchwert. Im Gegensatz zeigt ein KBV von mehr als 1, dass der Markt den Wert des Unternehmens über seinem Buchwert bewertet. Wie immer muss bei generischen Daumenregeln der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Unbestritten dient das KBV nicht als zentrales Kriterium für eine Kaufentscheidung, weil die Kennzahl den wahren wirtschaftlichen Wert vieler Unternehmen nicht korrekt widerspiegelt. Insbesondere europäische aber auch teilweise nordamerikanische Banken handeln seit langem unter ihrem Buchwert, unabhängig davon, dass diese Unternehmen solide Gewinne erwirtschaften und gut kapitalisiert sind.
Im Anwendungsfall von Toronto-Dominion müssen wir für ein Bewertungsergebnis von 1,3 nicht weit zurückschauen. Im Jahr 2020 gab es das Unternehmen günstiger als aktuell.
Kurs-Buchwert-Verhältnis von Toronto-Dominion (Quelle: Seeking Alpha*)
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine Kursperformance von 47,4 Prozent im Zehnjahresüberblick:
Aktueller Aktienchart von Toronto-Dominion (Quelle: aktien.guide*)
Der maximale Rückgang in den letzten sechs Jahren betrug ca. 32 Prozent im zurückliegenden Juni:
Unterwasser-Chart von Toronto-Dominion (Quelle: aktien.guide*)
Im Zehnjahres-Zeitraum brachte ein Investment in Toronto-Dominion gemessen am Total Return, also inklusive erhaltener Dividenden, eine Gesamt-Performance von 118,3 Prozent für den Anleger:
Total Return von Toronto-Dominion (Quelle: Seeking Alpha*)
Bei der Betrachtung der makellosen Dividendenhistorie von Toronto-Dominion fällt einem ins Auge, dass das kanadische Bankhaus seit 13 Jahren eine jährlich wachsende Dividende ausschüttet. Darüber hinaus ist mir beim Blick auf die offizielle Dividendenhistorie, die sich auf der Firmen-Website bis in das Jahr 1973 zurückverfolgen lässt, keine Kürzung bekannt. Das ist für eine Bank als klassisch zyklisches Unternehmen durchaus bemerkenswert.
Auf Basis des Dividenden-Alarms im Aktienfinder sehen wir, dass die aktuelle Dividendenrendite über dem Fünfjahre-Korridor liegt. In den letzten zehn Jahren gab es nur selten einen Zeitpunkt, an welchem durch den Kauf der Aktie eine signifikant höhere Dividendenrendite zu erzielen gewesen wäre.
Dividendenhistorie von Toronto-Dominion (Quelle: Aktienfinder)
Bei einem aktuellen Kurs von 78,48 CAD errechnet sich eine Dividendenrendite von 5,2 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt 8,4 Prozent p.a. bzw. 9,1 Prozent p.a. im Zehnjahres-Zeitraum. Das Unternehmen erhöhte zuletzt im November letzten Jahres um 6,3 Prozent die Dividende. Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen im Überblick:
Die quartalsweise ausgeschüttete Dividende beträgt aktuell 1,02 CAD pro Aktie und wird in den Monaten zu Quartalsbeginn ausbezahlt (Januar, April, Juli, Oktober).
Ziehen wir den Durchschnittswert des Gewinns der letzten drei Jahre als Grundlage für die Ermittlung der Ausschüttungsquote heran, landen wir bei einem komfortablen Ergebnis von 39,9 Prozent für das Payout Ratio von Toronto-Dominion. In den kommenden Jahren würde ich prinzipiell ausreichend Spielraum für Dividendenerhöhungen im ähnlichen Ausmaß wie in den letzten Jahren sehen, d.h. zumindest im mittleren einstelligen Prozentbereich. Allerdings unterliegen die Gewinne von Banken sehr starken Schwankungen. Zudem sind die Auswirkungen des AML-Skandals für die zukünftige Kapitalallokation nicht auszuklammern.
Zuletzt ein Blick auf die von Seeking Alpha* bereitgestellte Dividend Scorecard. In dieser werden eigentlich innerhalb des unternehmensspezifischen Sektors die vier unterschiedlichen Kriterien (Dividenden-Sicherheit, -wachstum, -rendite und -kontinuität) nach dem US-Schulnotensystem bewertet. Das Ergebnis von Toronto-Dominion weist ein sehr gutes Gesamtresultat auf:
Dividend Scorecard von Toronto-Dominion (Quelle: Seeking Alpha*)
Zusammenfassend möchte ich die ausschlaggebenden Gründe und Überlegungen für meine Entscheidung in Toronto-Dominion zu investieren hervorstreichen, wobei die Reihenfolge der einzelnen Punkte keinen Rückschluss auf eine spezielle Gewichtung der Argumente darstellt.
Auf Grundlage der zusammengetragenen Fakten habe ich am 23.08.2024 in 25 Toronto-Dominion Aktien zum Kurs von 80,30 CAD investiert.
Mein Nachkaufkandidat war eigentlich schon länger „fällig“. Über die internen Turbulenzen dieses Agrarindustrie-Giganten hatte ich ausgiebig hier in den vorhergehenden Newsletter-Aussendungen berichtet und auch meine Einschätzung detailliert dargelegt. Ein Dreivierteljahr nach dem plötzlichen Ausscheiden (wie hieß es so blumig im offiziellen Firmenstatement: „administrative leave“) des Finanzvorstands haben sich die Wogen allmählich geglättet. Mit dem Ex-3M-Manager Monish Patolawala wurde ein Nachfolger gefunden, das Ergebnis der internen Untersuchung fällt in die Kategorie „unter ferner liefen“. Der Kurs des Unternehmens hinkt dem Ausgangswert zu Jahresbeginn aber noch deutlich hinterher.
Kurzum: am 6. September stockte ich meinen Bestand von Archer Daniels Midland um weitere zehn Aktien auf. Pro Stück zahlte ich dafür 59,90 USD.
Aktueller Kurschart von Archer Daniels Midland (Quelle: aktien.guide*)
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