Beitragsbild Echtgeld-Portfolio Check_202505

#1 Portfolio-Update Mai 2025: Wann ich bei Aktien nachkaufe

Autor: The Dividend Post (Clemens)
30 Mai 2025

Wenn der Mai tatsächlich alles neu macht, dann kann ich dieser Redewendung insofern was abgewinnen, dass der aktuelle Monat bisher außerordentlich arbeitsintensiv für mich ist. Darüber hinaus bleibt es garantiert abwechslungsreich und noch einige unerwartete Haken sind im mühseligen Zollzickzack zu schlagen. Darauf hat man sich auf und abseits der Börsen nun mal einzustellen. Solche Phasen der stärker wahrgenommenen Unsicherheit werden uns als Privatinvestoren mit einem langfristigen Anlagehorizont noch öfters begegnen, soviel ist gewiss. Trotz alledem reicht eine sanfte Erinnerung wohl aus: We play the long game!

Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema des Investierens. Dem wie eingangs geschildert beruflich herausfordernden Mai inklusive einer unfallfreien Seminar-Premiere im Rahmen meiner Tätigkeit für die Wiener Börse Akademie zolle ich dahingehend Tribut, dass ich das Marktgeschehen nur peripher beobachte(te). Nun verwundert es kaum, dass auf Basis der jüngsten Unternehmenszahlen und recht positiven Analysteneinschätzungen das Bewertungsniveau im US-Leitindex S&P 500 auf einem ungebrochen ambitionierten Level verharrt.

Demnach sorgt meine Entscheidung, das nächste Investment im Echtgeld-Portfolio in den Juni zu verschieben, für keine allzu große Überraschung. Die Füße temporär stillzuhalten und konsequenterweise meine Liquiditätsreserve aufzustocken, bedeutet jedoch nicht, dass ich mir keine Gedanken über die weitere Vorgehensweise machte. Deshalb möchte ich erstmals – noch so eine Premiere – meinen Zugang für die Bestandsanalyse teilen und in welche vier Einzelschritte ich diesen Prozess gliedere. Das Durchforsten der bestehenden Positionen auf mögliche Nachkaufkandidaten wird ab sofort als monatlicher Beitrag einen neuen Standard auf dem Blog bilden.

Zuvor blicke ich auf die Indexebene anhand des S&P 500, um ein erstes Stimmungsbild für die Bewertung gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis zu gewinnen. Streng genommen macht der historische Vergleich von unterschiedlichen Zeiträumen für einen Index nur eingeschränkt Sinn. Das liegt schlicht an der produktimmanenten Dynamik innerhalb der Indices. Zum einen verändert sich die Gewichtung der nach Marktkapitalisierung gelisteten Unternehmen permanent. Zum anderen gilt derselbe verzehrende Effekt, der durch die periodisch veränderte Zusammensetzung des Index ausgelöst wird. Diese Unzulänglichkeiten der S&P-Bewertung bewusst in Kauf nehmend, reicht mir ein erster Rundblick zur groben Orientierung.

S&P500_Bewertung_202505

(Quelle: aktienfinder.de)

Weitaus aussagekräftiger finde (wohl nicht nur) ich die folgende Darstellung, in welcher die Earnings Yield des S&P 500 mit der Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen (Treasuries) verglichen wird.

S&P500_Earnings Yield versus 10Y-UST_202505

(Quelle: gurufocus.com)

Die Earnings Yield des S&P 500, berechnet als umgekehrtes KGV, gibt an, wie viel Gewinn ein Investor für jeden investierten Dollar erhält. Im Vergleich zur Rendite von US-Staatsanleihen hilft sie zu beurteilen, ob Aktien im Vergleich zu Anleihen attraktiv bewertet sind. (Noch) gelten US-Staatsanleihen als risikoarm, während Unternehmensaktien mit höherem Risiko verbunden sind. Eine höhere Earnings Yield im Vergleich zur Anleihenrendite kann darauf hindeuten, dass Investoren für das zusätzliche Risiko von Aktien besser kompensiert werden. Insgesamt bietet der Vergleich Einblicke in die relative Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren. Persönlich ist dieser Vergleich für meine Anlageentscheidung nicht ausschlaggebend, erweitert allerdings als Datenpunkt meine subjektive Einschätzung der gegenwärtigen Börsenlage.


Mein Prozess für Nachkäufe im Echtgeld-Portfolio

Von entscheidender Bedeutung, ob ich meine Bestandspositionen aufstocke, sind der selbstgewählte Investmentprozess und das zugrundeliegende Regelwerk. Die Qualitätsfrage der einzelnen Unternehmen wurde im Rahmen der Investment Cases ausführlich beantwortet. Dieser Check stellt gleichzeitig den ersten Schritt der Bestandsanalyse dar. Denn nur wenn ich von der Qualität eines Unternehmens nach wie vor überzeugt bin, kommt dieses für einen Nachkauf in die engere Auswahl.

Bekanntermaßen verfolge ich einen Top-Down-Ansatz, wobei ich zur Gänze auf die Analyse von makroökonomischen Faktoren wie die Untersuchung großer wirtschaftlicher Trends und Indikatoren, wie Zinssätze, Inflation, geopolitische Ereignisse und wirtschaftliches Wachstum, etc., verzichte.

Die Unternehmensauswahl orientiert sich anhand eines diversifizierten Portfolios bestehend aus unterschiedlichen Sektoren und Branchen. Je Sektor gibt es eine vordefinierte Zielallokation (beispielsweise für den Sektor Basiskonsum ca. 15 Prozent des eingesetzten Kapitals), die ich als Bandbreite betrachte, d.h. eine Abweichung im Ausmaß von +/- 1 Prozent von der Zielallokation ist kein Sakrileg. Fällt ein Unternehmen in einen Sektor, der noch nicht übergewichtet ist, kann der zweite Prozessschritt als erledigt gewertet werden und fortgesetzt werden.

EP_Ziel-Allokation versus Ist-Status_202505

(Quelle: eigene Darstellung)

Zum Dritten habe ich mir als Regel auferlegt, niemals mehr als maximal 5 Prozent in einen Einzelwert zu investieren. Momentan trifft dies nur auf ein Unternehmen zu: Rio Tinto.

Ist dieses Kriterium ebenso erfüllt, schaue ich mir im vierten und letzten Schritt die Bewertung an. Hierbei ziehe ich den Enterprise Value (EV) als Ausgangswert heran. Diese Kennzahl setze ich ins Verhältnis zum operativen Cash-Flow (vor Steuern, Zinsen und Investitionen) ausgedrückt durch das EBITDA. Das Ergebnis vergleiche ich mit dem Dreijahresdurchschnitt, um zu erkennen, ob momentan ein passender Zeitpunkt für eine Aufstockung der Position vorliegt oder eine Phase der Überbewertung anhält. Generell kann der EV auch durch Free Cash-Flow geteilt werden. Bei Banken verwende ich das Kurs-Buchwert-Multiple.

Dieses einfache Schema werde ich wie erwähnt zukünftig jedes Monat für die Ermittlung potentieller Nachkäufe verwenden und auf dem Blog dokumentieren. Kurz festgehalten die vier Prozessschritte:

1) Qualitäts-Check => der Investment Case ist weiterhin valide? ✅

2) Der Sektor ist im Verhältnis zur Zielallokation nicht übergewichtet? ✅

3) In den Einzelwert sind nicht mehr als 5 % des eingesetzten Kapitals investiert? ✅

4) Die aktuelle Bewertung liegt unter bzw. nahe dem Dreijahresdurchschnitt (EV / EBITDA bzw. KBV bei Banken)? ✅

Basierend auf den Daten Ende Mai ergibt sich der folgende Status:

EP_Check_202505

(Quelle: eigene Darstellung)

Fazit: Von insgesamt 33 Unternehmen kommen 10 Unternehmen für einen Nachkauf in Frage. Insbesondere die dem Versorger-Bereich zugeordneten Einzelwerte American Water Works und Brookfield Renewable sind angesichts der aktuellen Untergewichtung dieses Sektors konkrete Nachkauf-Kandidaten. Im Mai führte ich keine Transaktion im Echtgeld-Portfolio durch und baute somit die Cash-Reserve auf nun rund 4.000 Euro aus.

Zum Abschluss dieses Newsletter erlaube ich mir auf das kommende Leser-Treffen in Wien hinzuweisen. Der nächste Termin für den Austausch unter Privatanlegern findet am Dienstag, 17. Juni, statt. Treffpunkt: 17.30 Uhr im Campus-Bräu. Falls du dabei sein möchtest, bitte mir einfach via Email antworten!


Status Echtgeld-Portfolio

Seit einiger Zeit findest du das Echtgeld-Portfolio auf meinem Blog in „real-time“. Dank der Lösung von Parqet* kann ich mit überschaubarem Zeiteinsatz dieses Portfolio tracken. Gerade das Thema Allokation wird so übersichtlich dargestellt – insbesondere beim fortlaufenden Aufbau des Depots in den nächsten Monaten. Zudem gefällt mir das Dividenden-Dashboard mit der Darstellung von persönlicher Dividendenrendite und Dividendenwachstum.

Hier findest du den Status zum 23.5.2025 als Screenshot eingepflegt:

Parqet 20250523


In welche Werte hast du in diesem Monat investiert? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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