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Dividend Post Interview mit Sumit Kumar von parqet

Autor: The Dividend Post (Clemens)
18 März 2023

Mit Sumit Kumar habe ich einen beeindruckenden Startup-Gründer im Dividend Post Interview zu Gast. Sumit erzählt über sein Zeitmanagement als Familienvater und Gründer von parqet, seinen Weg an die Börse und warum er dem Mediengiganten Disney skeptisch gegenübersteht.

Lieber Sumit, herzlich Willkommen zum Dividend Post Interview! Am besten Du stellst Dich mit Deinen eigenen Worten den Lesern vor.

Sumit: Vielen Dank für die Einladung, Clemens. Mein Name ist Sumit Kumar und bin Gründer von parqet, welches aktuell mein größtes Projekt ist. Parqet ist eine real-time Portfolio-Tracking Software. Wie alle meine Projekte ist parqet vollkommen bootstrapped, was bedeutet das Projekt aus den erwirtschafteten Erträgen zu finanzieren, ohne auf Venture-Kapital angewiesen zu sein. Parqet unterscheidet sich wohl von einigen anderen Firmen, weil wir das Unternehmen als Open-Startup führen und somit viele Insights wie beispielsweise die monatlichen Umsätze mit unserer Community und allen anderen Menschen, die sich dafür interessieren, öffentlich teilen. Der Großteil meiner Arbeitszeit fließt in das Wachstum und Weiterentwicklung von parqet. Zudem teile ich die gesammelten Erfahrungen auf meiner Gründerreise auf Twitter und YouTube.

Erzähl uns von Deinem Weg an die Börse? Seit wann investierst Du?

An der Börse investiere ich seit dem Jahr 2018. Bei mir begann es zunächst damit, dass ich mich im ersten Schritt um die persönlichen Finanzen kümmerte. Davor ging all mein Einkommen bis zum Monatsende wieder raus. Kein Notgroschen, keine Ersparnisse. Während andere Menschen in meinem Freundeskreis deutlich fünfstellige Summen wegsparten, war da gar nichts bei mir. Irgendwann unterhielt ich mich mit meiner heutigen Frau, dass wir schleunigst was ändern müssten, sollten wir uns zu einem späteren Zeitpunkt einmal eine Immobilie oder andere Großanschaffungen leisten wollen. Ich saugte die einschlägige Finanzliteratur auf und startete das nun verbliebene Delta aus Einkommen und Ausgaben in Einzelaktien und ETFs zu investieren. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Aktie: Nokia. Mittlerweile bin ich bei meiner präferierten Anlagestrategie angekommen und ziehe diese durch.

Im Jahr 2020 hast Du parqet gestartet. Erzähle uns über Deine Motivation und Beweggründe, warum Du dieses Produkt begonnen hast zu entwickeln?

Wenn ich Sachen von langer Dauer verfolge, liebe ich es den Fortschritt zu tracken. Ich mache das beim Trainieren, Joggen, Unternehmen gründen oder eben auch beim Vermögensaufbau. Das motiviert mich ungemein, wenn sich der Graph von links unten nach rechts oben entwickelt. Zunächst begann ich damit im Excel, wechselte dann auf die kostenlose Open-Source Software von Portfolio Performance. Ein tolles Tool von und für die Community, das ich selbst für einige Zeit nutzte. Als Frontend-Developer dachte ich mir, dass ich etwas anderes bauen möchte. Gar nicht besser, darum ging es mir nicht. Sondern ein Design, welches mich anspricht, vollkommen online-basiert, für mobile Endgeräte optimiert, stärker in den Funktionen automatisiert – sprich ein Tool, das ich selber gerne hätte. Damit erhoffte ich eine andere Zielgruppe anzusprechen, die meine Präferenzen in ähnlicher Form teilt. Seit der ersten Stunde, als ich mit der Entwicklung der App startete, gibt es online auf meinem YouTube-Kanal zahlreiche Videos zur Produktentwicklung.

Und wie zufrieden bist Du mit der Entwicklung? Welche Resonanz aus Deinem Umfeld und Bekanntenkreis gibt es zu Deinem Engagement bisher?

Aus der Familie und meinem Bekanntenkreis gar nicht mal so viel Feedback. Ich habe es auch nicht groß an die Glocke gehängt. Zumindest wäre mir nicht bekannt gewesen, dass in meinem Umfeld so viele Leute ihr Geld an der Börse anlegen. Daher suchte ich aktiv im Internet nach den Zielgruppen. Das Feedback war sehr gemischt. In einem Forum fiel es durchweg positiv aus, auf einem anderen Kanal wurde ich quasi zerrissen. Seitdem teilen wir offen, an was gerade gearbeitet wird und welche Features als nächstes live gehen. Die Community kann über die jeweiligen Features abstimmen und wir berücksichtige das Voting in unserer Priorisierung.

Blicke ich zurück, bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung. Heute arbeiten unterschiedliche Menschen als Mitarbeiter für parqet. Wir sind nach wie vor eigenfinanziert. Im letzten Sommer konnte ich meinen Vollzeitjob aufgeben und mich voll und ganz auf parqet fokussieren. Was will man mehr, wenn sich ein Nebenprojekt zu einem vollwertigen Unternehmen entwickelt.

In der Minimal Empires Community teilst Du Deine selbstgemachten Erfahrungen mit. Was ist ein wichtiger Tipp, den Du den Menschen da draußen mitgeben möchtest?

Was ich immer wieder bei Leuten sehe, die sich mit der Gründungsfrage beschäftigen, ist der Fokus auf potentielle Hürden, die einem davon abhalten überhaupt loszulegen. Sinnvoll wäre es doch, die Idee auf den minimalsten Zweck, der den Kunden einen Nutzen stiftet, runter zu brechen. Möglichst rasch diese Idee zu validieren, ob das Business funktionieren kann ohne viel Aufwand in die eigentliche Produktentwicklung zu stecken. Ich bin fest überzeugt davon, wenn jemand dieses Risiko nimmt und dabei auf Fremdkapital verzichtet, würden viel mehr Menschen in Deutschland ihr Unternehmen gründen. Mein Tipp: sprecht mit Leuten darüber, die ohne Kapital begonnen haben und hört euch ihre Geschichten an. Das ist viel dabei, was einem ermuntert selbst loszulegen!

Mittlerweile beteiligst Du Dich an vielen unterschiedlichen Formaten – Chapeau zu Deinem Zeitmanagement. Die Frage an den Familienvater: wie geht sich das alles aus?

Es war gefühlt tausendmal schwieriger als ich mit den Nebenprojekten anfing. Zu dieser Zeit kam gerade unsere Tochter zur Welt, ich begann meinen Job bei Stripe. Als Silicon-Valley-Startup war es eine intensive Arbeitszeit dort. Gar nicht wegen vieler Überstunden, aber diese unglaubliche Intensität während der produktiven Zeit war wirklich auspowernd. Und dabei „nebenher“ parqet mit anfangs tausend und relativ rasch zehntausenden Nutzern aufzubauen, war im Rückblick vielmehr anstrengender als sich die Situation heute für mich darstellt. Der Verzicht auf Sport, das Treffen von Freunden etc. waren alles Konsequenzen daraus. Denn der Fokus lag auf unsere junge Familie, meinen Stripe-Job und eben parqet. Bis spät in die Nacht entwickeln war für zwei Jahre genug an persönlichem Zeit-Investment und Verzicht. Als ich bei Stripe kündigte, hatte ich plötzlich acht Stunden mehr am Tag zur Verfügung. Sechs davon stecke ich in meine Projekte und zwei investiere ich in mich für Sport, Dinge mit Freunden zu unternehmen oder letztens sogar Computerspielen 😊

Parqet wächst trotzdem, weil ein hochkompetentes, selbstorganisiertes Team mit tollem Commitment am Produkt arbeitet. Heute leiden andere Nebenprojekte von mir, aber nicht die Familie und parqet. Für alle, die sich überlegen ein Side-Project zu starten, kann ich folgenden Tipp mitgeben: reduziert zuerst die Konsumzeit für Netflix, Zocken und Co. am Abend. Ich möchte aber nichts beschönigen, der Anfang war eine harte Zeit, die ich ohne einer verständnisvollen Partnerin an meiner Seite wohl kaum so durchgedrückt hätte.

Kommen wir wieder zurück zum Investieren. Wie würdest Du Deine Anlagestrategie definieren und welches Warum verfolgst Du damit?

Generell steht der Cash Flow im Mittelpunkt meiner Anlagestrategie. Dazu zählen aktuell Wertpapiere und die eigenen Unternehmensgründungen, die allesamt profitabel sind und Cash Flows liefern. Immobilien stehen derzeit noch nicht im Fokus. Im Bereich der Wertpapiere konzentriere ich mich auf ausschüttende ETFs und Einzelwerte, die eine Dividende zahlen. Die Kursgewinne sind im Verhältnis zu den erhaltenen Ausschüttungen weniger von Bedeutung, da ich sie anders als bei Cash Flows nicht für neue Investments oder zur Deckung von Ausgaben nutzen kann. Bei Dividenden motiviert mich der Gedanke, alle unsere Kosten des Lebens zu finanzieren. Diesen Rückfluss an Geld durch neue Investitionen konstant zu erhöhen ist definitiv eine tolle Sache. Momentan erhalte ich ca. 500 Euro pro Monat aus dem Wertpapierbestand, die wir für unser privates Konsumbudget verwenden.

Auf welchen wesentlichen Aspekten beruhen Deine Entscheidungen in Deinem Investment-Prozess bzw. Regelwerk?

Ich lasse da die Kirche im Dorf, denn weder bin ich ein Aktienprofi noch ein Börsenexperte. Als Normalsterblicher halte ich es relativ simpel: in Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell wie McDonald’s, Johnson&Johnson und Microsoft investiere ich mit einem schnöden Sparplan. Daneben mache ich ein paar „other bets“. Da fallen Titel darunter wie Tesla oder Netflix. Zuletzt befinden sich Unternehmen in meinem Depot, wo ich meine, einen bestimmten Level an Industrie-Knowhow zu besitzen, um mit gutem Gefühl in spezielle Einzelwerte zu investieren. Bei diesen Unternehmen setze ich mich stark mit dem Management, Geschäftsmodell und den Produkten auseinander. Streng quantitativ hole ich mir Inputs von außen durch Aktienanalysen und erspare mir das Durchwühlen durch die Bilanz.

In einem Video stellst Du Dein gesamtes Portfolio der Community vor. Warum schreibst Du dem Thema Diversifikation so eine hohe Bedeutung zu?

Mir ist bewusst, dass ich zur besseren Streuung des Verlustrisikos durch Diversifikation ein gutes Stück an Performance im Vergleich zu einem konzentrierten Einzelwertportfolio abgebe. Völlig fein für mich. Ich schaue zuerst auf die Downside, dann auf die Upside. Bei meinen „other bets“ setze ich auf eine Kursverdopplung oder mehr, damit sich die eingegangenen Risiken durch eine entsprechende Rendite im Portfolio bemerkbar macht. Dennoch halte ich das Fundament breit gestreut, obwohl ich momentan doch in zu vielen Titel investiert bin. Das ist eine Konsequenz aus meiner Experimentierphase in den Anfangsjahren.

Was sind aus Deiner Sicht die Vor- und Nachteile dieser Strategie(n)?

Die positive Motivation an steigenden Cash Flows passt zu meinem Charakter und ist daher ein rein subjektiver Vorteil, den ich aus dieser Strategie ziehe. Andererseits möchte ich mich ja auch wohl mit meiner Anlagestrategie fühlen, sonst macht es wohl wenig Sinn. Den Nachteil, am Weg des Investierens etwas Rendite liegen zu lassen, kann und möchte ich nicht abstreiten. Vielleicht liegt es aber auch an meiner Perspektive, da ich den größten Hebel im Kapitaleinsatz sehe und weniger darin, ob ich nun ein oder zwei Prozent mehr Kursrendite durch irgendwelche Optimierungen rauskitzle. Aktuell geht es darum mehr Kapital zu investieren, um die Basis für mehr Dividendenerträge zu erweitern.

Welche Rolle spielt dabei das Dividendenwachstum für Dich?

Die Dividendenkontinuität und das Wachstum der Dividende sind Parameter bei der Unternehmensauswahl. Somit ist das Dividendenwachstum eine initiale Metrik, aber nachdem die Investmententscheidung einmal getroffen ist, spielt es keine allzu große Rolle mehr für mich. Wie gesagt sehe ich mich als normalen Privatinvestor und keinen Börsenexperte, der sich permanent über alle möglichen Metriken am laufenden halten muss.

An der Börse bilden wir uns als Investoren eine bestimmte Meinung, bevor wir in ein Unternehmen, ETF, Fonds, o.ä. unser Geld investieren. Wann hat sich Deine Meinung zu einem Investment das letzte Mal geändert?

Zuletzt war das bei Disney der Fall. Ich bin überzeugt vom Content und dem Streaming-Dienst, den sie verhältnismäßig rasch als Antwort auf Netflix & Co. aus dem Boden gestampft haben. Das war eine hervorragende Leistung. Für mich bleibt der Eindruck hängen, dass Disney sich mit all den Diskussionen abseits des Kerngeschäfts zu einer „kranken Organisation“ in eine Abwärtsspirale manövrierte. Negative Unternehmensentwicklung, falscher Fokus. Nachdem sie die Dividende strichen, legte ich den Sparplan auf Eis. Nun mit der Rückkehr von CEO Bob Iger beobachte ich die weitere Entwicklung. Gleichwohl ich wirklich von Kind auf ein großer Fan der Disney-Filme bin, muss ich als Privatanleger die unternehmerische Entwicklung von Disney anders beurteilen und entsprechende Entscheidungen treffen.

Welche Medienempfehlungen möchtest Du den Lesern mitgeben?

Leider war ich in der Vergangenheit nie jemand, der regelmäßig Bücher las. Heute mache ich es deutlich konstanter, ohne ein einzelnes Werk unbedingt hervorzuheben. Jeder und jede, die im Finanzbereich die selbstgemachten Erfahrungen teilen, ermöglichen ein breites Angebot. Es steht allen Leuten frei, dieses für sich selbst zu nützen. Man kann dann selbst entscheiden, ob da für mich was Passendes dabei ist. Selbst habe ich einige YouTube-Kanäle abonniert wie Homo Oeconomicus und The Joseph Carlson Show. Aktuell probiere ich Morning Brew aus, um mir einen guten Überblick zu Geschehnissen in vordefinierten Themengebieten wie Wirtschaft und Finanzen zu verschaffen.

Was hast Du für die Zukunft geplant?

Bei den großen Zielen mit den Aktivitäten weitermachen wie bisher. Den Fokus halten, obwohl ich viele Ideen für neue Projekte hätte. Weiterhin möchte ich meinen eingeschlagenen Weg mit der Community teilen und damit potentiellen Gründern helfen, sei es durch Motivation, Inspiration oder konkreten Rat. Es gibt genügend Business Modelle, die ich noch gerne ausprobieren möchte. In Zukunft wird sicherlich was dazu kommen. Ob das nun im Rahmen von parqet oder anderswo sein wird, darauf möchte ich mich heute nicht festlegen.

Zum Schluss: worum geht’s im Leben?

(Lacht) Darüber hatte ich erst am Wochenende eine interessante Unterhaltung mit meiner Frau, die in eine ähnliche Richtung ging. Vor der Gründung machte ich mir viele Gedanken darüber, wie ein idealer Alltag aussehen könnte. Wie möchte ich die 24 Stunden pro Tag leben, was für eine Person bin bzw. soll ich sein, an welchen Projekten will ich arbeiten… das habe ich für mich notiert. Ich nenne es einmal Lifestyle-Design. Aktuell liebe ich jeden Tag. Daher fühlt sich das Leben momentan gut an, was die persönlichen Ziele betrifft. Aufzustehen, an Dingen zu arbeiten, die mir eine Freude bereiten, neue Projekte voranzutreiben, Produkte zu bauen, Herausforderungen zu meistern – das macht es für mich aus. Darin finde ich definitiv Erfüllung im Leben.

Sumit, vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!






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2 Kommentare wurden geposted.
31. März 2023 11:21 - Noah @ WiseStacker.com  

Hi Clemens, habe Deinen Blog gerade via Deinem Interview mit dem Finanzrocker gefunden. Gutes Gespräch bzgl. Unilever - für mich auch eine der besten Consumer Goods Aktien in Europa. Habe dazu auch gerade einen Artikel geschrieben! Habe auch Reckitt-Benckiser, und beschäftige mich gerade mit L'Oréal. Bitte so weitermachen - super Content! Grüsse aus Singapore, Noah (WiseStacker.com)

Antworten
6. April 2023 14:04 - (Clemens) The Dividend Post  

Hallo Noah,

vielen Dank für Deinen Besuch und die lobenden Worte! Die Entwicklung von Unilever ist sehr zufriedenstellend die letzten Monate. L'Oréal klingt spannend!

Schöne Grüße nach Singapur, Clemens

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