Autor: The Dividend Post (Clemens)
3 August 2025
Während die kanadischen Banken im Mai routinemäßig ihre Dividenden anhoben, rückt im sechsten Monat des Kalenderjahres der Stresstest in den Vereinigten Staaten ins Blickfeld. Jahr für Jahr überprüft die amerikanische Notenbank Federal Reserve (FED) die Robustheit und Widerstandsfähigkeit der größten Banken des Landes, wobei hier auch die großen internationalen Player, die in den USA ihren Bankgeschäfte nachgehen, geprüft werden. Anhand unterschiedlicher, hypothetischer Szenarien wie der Simulation einer Wirtschaftsrezession mit daraus abgeleiteten Folgen für die Wirtschaft (Anstieg der Arbeitslosigkeit, Einbruch des Immobilien- wie Kapitalmarktes, etc.) werden die Bankbilanzen „gestresstestet“.
Auf Basis dieser Berechnungen ergeben sich neue Kapitalanforderungen für jedes einzelne der 22 am Stresstest teilnehmenden Bankinstitute. Diese Zahl steht im Vergleich zu 32 Banken im Jahr 2024, da die Teilnahme für Institute mit Vermögenswerten zwischen 100 Mrd. USD und 250 Mrd. USD nur alle zwei Jahre verpflichtend ist. Das Resultat aus dem Stresstest wirkt sich unmittelbar auf die Shareholder-Value-Politik des Finanzdienstleisters aus, indem sich die Höhe der geplanten Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe als auch die Bonuszahlungen an den neu ermittelnden Anforderungen auszurichten haben (keine Wahlmöglichkeit!).
Was hat das nun mit dem Juli zu tun? Nun, in diesem Jahr gaben die Banken ihre Updates zur Kapitalallokation in der ersten Juli-Woche bekannt, d.h. anders als in den Jahren davor sind heuer alle jüngsten Dividendenerhöhungen der Finanzhäuser dem Juli zuzurechnen. Somit handelt es sich bei der Aktie des Monats um eine Großbank, die wie das Gros der Branchenkollegen beim diesjährigen Bankenstresstest besonders gut abgeschnitten hat. Außerdem gebe ich einen Ausblick zu kommenden Dividendenerhöhungen im August.
Den Auftakt bildet routinemäßig der Monats-Überblick zu jenen Unternehmen, die ihre Anteilseigner in den letzten Wochen am stärksten durch erhöhte Dividenden am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben ließen. In Verbindung mit meinem persönlichen Regelwerk strukturiere ich mir eine adäquate Auswahl investitionswürdiger Einzeltitel, indem ich u.a. die aktuellen (in Eigenregie verifizierten) Informationen, die im DGI Screener einpflegt und im Dividend Post Monats-Report veröffentlicht werden, mitberücksichtige. Dies ist ein wichtiger Bestandteil meines Investment-Prozesses. Nun aber zum besagten Monats-Ranking:
(Quelle: eigene Darstellung)
Dies ist eine Liste von Unternehmen gereiht nach ihrer jüngsten Dividendenerhöhung. Auch wenn das eine oder andere Unternehmen attraktiv erscheint, bedeutet das keineswegs, dass man ohne seine eigene Recherche um jeden Preis in sie investieren sollte – ungeachtet der individuellen Bewertungsfrage der Aktien.
Zunächst nähern wir uns dem Monats-Resümee puristisch quantitativ mit der Anzahl an bekanntgegebenen Dividendenerhöhungen an. Im Juli waren es insgesamt 57 Unternehmen, die seit mindestens zehn Jahren ihre Dividende erhöhen und dies nun 2025 zum wiederholten Male sehr zur Freude ihrer Aktionäre ebenso leisteten.
„Wer bei Goldman Sachs arbeitet, spielt in der Champions League der Finanzwelt.“ In der Öffentlichkeit wird der in der Fachwelt durchwegs angesehenen Investmentbank ein komplexes und teils widersprüchliches Image attestiert. Ob das an den vielen ehemaligen Goldman-Sachs-Führungskräfte liegt, die hohe Ämter in Regierungen und Finanzinstitutionen bekleiden? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sei auf den deutschsprachigen Wikipedia-Beitrag verwiesen, der mit genügend Lesestoff zum (vermeintlichen oder tatsächlichen) Einfluss der Bank und der daran angeknüpften Unternehmenskritik aufwarten kann.
Verlassen wir lieber diesen schmalen Grat und widmen uns den trivialen Themen. Denn dank einer Dividendenerhöhung von exakt einem Drittel platzierte sich Goldman Sachs (GS) ein klein wenig steigern.
Die Bank wurde ursprünglich im Jahr 1869 von Marcus Goldman, einem aus Bayern in die USA ausgewanderten Unternehmer, in New York gegründet. Anfangs vermittelte die Firma Wechselgeschäfte für kleine Unternehmen, wuchs jedoch rasch zu einem bedeutenden Akteur im Handel mit Wertpapieren bzw. sogenannten „Commercial Papers“, also Geldmarktpapiere für die Beschaffung kurzfristiger Liquidität von Unternehmen, heran. Ende des 19. Jahrhunderts trat Sam Sachs, Goldmans Schwiegersohn, in das Unternehmen ein – daraus entstand der bis heute bekannte Name Goldman, Sachs & Co..
In den 1920er-Jahren zählte Goldman Sachs zu den innovativsten Investmenthäusern an der Wall Street und begleitete schon damals die größten Börsengänge in einer Phase unregulierten Wachstums. 1928 gründete die Bank den Goldman Sachs Trading Corporation, einen geschlossenen Investmentfonds, der in der Hochphase der Börsenblase enorme Zuflüsse verzeichnete. Doch mit dem Börsencrash von 1929 und der darauffolgenden Great Depression brach der Wert des Fonds massiv ein. Goldman Sachs erlitt enorme Reputations- und Finanzschäden, konnte sich jedoch in den folgenden Jahrzehnten durch konservativeres Investmentbanking und die Pflege von Großkundenbeziehungen wieder erholen, gleichwohl es über ein Jahrzehnt dauerte bis die Bank wieder dauerhaft Gewinne verbuchen konnte.
Goldman Sachs ging am 4. Mai 1999 an die Börse. Bis dahin war die Bank 130 Jahre lang ein Private Partnership, d. h. im Besitz ihrer Partner. Das IPO stellte eine große Zäsur in der Unternehmensgeschichte dar. Was war das Kalkül dahinter? Der Schritt wurde unter anderem unternommen, um mehr Eigenkapital für Wachstum, Übernahmen und die Expansion in neue Geschäftsfelder zu beschaffen – und um im Wettbewerb mit bereits börsennotierten Investmentbanken wie Morgan Stanley oder damals noch bestehenden Merrill Lynch konkurrenzfähig zu bleiben.
Ein anderer entscheidender Moment in der neueren Geschichte war die Finanzkrise 2008. Goldman Sachs geriet, wie viele andere Banken, durch die Turbulenzen auf den Kredit- und Hypothekenmärkten unter massiven Druck. In dieser kritischen Phase trat Warren Buffett auf den Plan: Über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway investierte er fünf Mrd. USD in Form von „Preferred Shares“ in Goldman Sachs. Dieser Schritt wurde nicht nur als dringend benötigte Finanzspritze gesehen, sondern vor allem als starkes Vertrauenssignal an den Markt – der „Buffett-Effekt“ half, den Kurs zu stabilisieren. Goldman Sachs zahlte Buffett später nicht nur das Kapital, sondern auch hohe Dividenden und einen lukrativen Bonus für die Einlösung der Aktien zurück.
Heute ist Goldman Sachs eine der einflussreichsten Investmentbanken der Welt. Die Bank vereint traditionelles Investmentbanking mit globalem Handel, Vermögensverwaltung und digitalen Finanzdienstleistungen. Trotz wiederkehrender Kritik – von der Rolle in Finanzkrisen bis hin zu Fragen nach politischem Einfluss – gilt Goldman Sachs weiterhin als Synonym für finanzielle Schlagkraft, strategisches Geschick und globale Reichweite.
Überblick zu Goldman Sachs (Quelle: Q4 2024 Presentation, S. 3)
Goldman Sachs ist eine weltweit führende Investmentbank und Finanzdienstleisterin, deren Geschäftsmodell auf drei Hauptsäulen beruht: Global Banking & Markets (Investment Banking), Asset & Wealth Management und Platform Solutions (z. B. über die Plattform Marcus und (noch) bestehende Partnerschaften wie die Apple Card). Das Unternehmen verdient hauptsächlich sein Geld durch Beratungsgebühren bei Fusionen und Übernahmen (M&A), durch den Handel mit Wertpapieren, Devisen und Rohstoffen, durch Vermögensverwaltung für institutionelle und wohlhabende Privatkunden sowie durch Zinseinnahmen aus der Kreditvergabe. Während Goldman Sachs weiterhin hochverzinsliche Sparkonten und Zertifikate anbietet, hat die Bank beschlossen, nach dem Ende des Konsumentenkreditgeschäfts, welches mit Verlust veräußert wurde, auch das Marcus Invest-Geschäft (Robo-Advisor) aufzugeben und an Betterment zu verkaufen.
Die Geschäftssegmente von Goldman Sachs (Quelle: Annual Report 2024, S. 1)
Die Unternehmensstrategie zielt darauf ab, führend bei komplexen, margenstarken Finanztransaktionen zu bleiben, die Präsenz im Vermögens- und Privatkundengeschäft auszubauen und sich technologisch zu modernisieren. Gleichzeitig strebt Goldman Sachs eine Diversifizierung der Ertragsquellen an, um weniger abhängig von schwankungsanfälligen Handelsgewinnen zu sein.
Bei einem aktuellen Aktienpreis von 709,57 USD errechnet sich eine Dividendenrendite von 2,3 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt beeindruckende 22,6 Prozent per annum. Die Bank steigert seit 15 Jahren kontinuierlich die Dividende.
Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen von Goldman Sachs im Überblick:
Dividendenhistorie von Goldman Sachs (Quelle: aktien.guide*)
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine beeindruckende Kursperformance von 255,9 Prozent im Fünfjahresrückblick bzw. 28,9 Prozent Kursgewinn pro Jahr:
Performance der Goldman Sachs Aktie (Quelle: aktien.guide*)
Obwohl ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV) bevorzuge, macht dieser Ansatz bei Banken aufgrund der hohen Verbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden (was im Wesentlichen deren Einlagen entspricht) keinen Sinn. Das Geschäftsmodell von Banken basiert nun mal auf der Nutzung eines hohen Hebels und sorgfältigem Risikomanagement. Genauso wenig zu gebrauchen sind allfällige Kennzahlen in Verbindung mit dem Free Cash-Flow (FCF). Der von Banken erwirtschaftete Cash-Flow ist nicht so wie der von Produktions- oder Dienstleistungsunternehmen zu ermitteln. Die Mittelzuflüsse und -abflüsse werden durch Änderungen der Zinssätze, der Kreditnachfrage und des Kundenverhaltens im Einlagengeschäft beeinflusst, was den Sinn einer Anwendung des FCF als Multiple obsolet macht.
In Verbindung mit dem bereinigten KGV möchte ich für die Bewertungsanalyse von Banken auf das Kurs-Buchwert-Multiple (Price-to-Book-Value) zurückgreifen. Grundsätzlich bedeutet ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von weniger als 1, dass das Unternehmen an der Börse weniger wert ist als sein Buchwert. Im Gegensatz zeigt ein KBV von mehr als 1, dass der Markt den Wert des Unternehmens über seinem Buchwert bewertet. Wie immer muss bei generischen Daumenregeln der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Unbestritten dient das KBV nicht als zentrales Kriterium für eine Kaufentscheidung, weil die Kennzahl den wahren wirtschaftlichen Wert vieler Unternehmen nicht korrekt widerspiegelt. Insbesondere europäische aber auch manche kanadischen Banken handeln seit längerem unter ihrem Buchwert, unabhängig davon, dass diese Unternehmen in den letzten Jahren solide Gewinne erwirtschaften konnten und mit ausreichend Eigenkapital ausgestattet sind.
Im Anwendungsfall von Goldman Sachs müssen wir für ein günstigeres Multiple als das aktuelle Bewertungsergebnis von 2,1 nicht weit in die Vergangenheit zurückblicken. Von Mitte 2022 bis Oktober 2023 bewegte sich die Bank rund um ein KBV von 1.
Kurs-Buchwert-Verhältnis von Goldman Sachs (Quelle: Seeking Alpha*)
Im Zehnjahres-Zeitraum brachte ein Investment in Goldman Sachs gemessen am Total Return, also inklusive erhaltener Dividenden, eine Gesamt-Performance von rund 327 Prozent für den Anleger:
Total Return von Goldman Sachs (Quelle: Seeking Alpha*)
Kommen wir zum nächsten Abschnitt. Zusätzlich erstelle ich für jedes Monat eine Auflistung bestehend aus jenen Unternehmen, die durch ihr dynamisches Dividendenwachstum innerhalb ihres zugeordneten GICS-Sektors jeweils am kräftigsten die Dividende anhoben:
(Quelle: eigene Darstellung)
Im Vergleich zum Juni Monats-Report gab es auf Ebene der Einzelwerte die keine Abgänge innerhalb der elf Sektoren zu vermelden.
Abrunden möchte ich den Beitrag mit folgenden Unternehmen, die entgegen ihrem normalen Rhythmus bisher (noch) nicht ihre Dividende anhoben und somit die Dividende seit mindestens vier Quartalen unverändert blieb. Mit diesem Monatsende haben 20 Unternehmen aus dem DGI-Screener seit über einem Jahr ihre Dividende nicht erhöht. Aktuell entspricht dies rund drei Prozent der im DGI-Screener gelisteten Unternehmen.
Die drei Jahreszahler DSV, Brenntag und Bechtle werden mit Ende des Jahres nicht mehr im Screener geführt werden, weil sie 2025 eine konstant bleibende Dividende im Vergleich zum Vorjahr bereits bekanntgaben.
5. Quartal unverändert | 6. Quartal unverändert | 7. Quartal unverändert | 8. Quartal+ unverändert |
---|---|---|---|
Insperity | Southside Bancshares | Hershey Company | AGCO |
Albemarle | TriCo Bancshares | Bechtle | Dillard's |
Amphenol | Dentsply Sirona | Brenntag | UGI Corporation |
AptarGroup | Diageo | DSV A/S | Johnson Outdoors |
First Community Bankshares | Gladstone Land | The Interpublic Group of Companies | |
United Bankshares |
Neues Monat, neue Dividendenerhöhungen. Diesem Muster folgend habe ich fünf Werte für den Monat August auf meinem Instagram-Kanal kurz und bündig präsentiert (der Beitrag auf meinem Profil ist verlinkt):
Bleibt mir nur noch zu sagen: Auf eine prosperierende Investmentkultur und vielen Dank für deinen Besuch auf Dividend Post!
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