Autor: The Dividend Post (Clemens)
4 September 2022
Bei diesen Fragen gingen mir ad-hoc zweierlei Dinge durch den Kopf: erstens festigte sich über die Jahre in mir eine klare Vorstellung, wie die einzelnen Elemente, die diesen durchweg komplexen strategischen Ansatz charakterisieren, ähnlich einem Puzzle, ineinandergreifen. Dem Versäumnis es zu Papier zu bringen, komme ich mit diesem Beitrag nun nach. Zweitens gliedert sich eine kurzweilige Erklärung dieser Investmentstrategie als ein schwieriges Unterfangen. Den ganzheitlichen Charakter des Investierens in Dividendenwachstumswerte auf eine rein Kennzahlen-basierte Vorgehensweise herunterzubrechen oder es ausschließlich auf die Dichotomie von „Dividendenrendite versus Dividendenwachstum“ als die unterscheidenden Faktoren zu vereinfachen, sind meines Erachtens nach nicht zielführend.
Im folgenden Teil des Beitrags möchte einerseits in einem Versuch den Basisrahmen für eine auf Dividendenwachstum fokussierte Strategie anhand typischer Merkmale abstecken. Diese Merkmale eines Grundkonzepts umfassen relevante Punkte wie Investment-Prozess/-Fokus, Risikomanagement, Anlageinstrumentarium, Prinzipien/Regelwerk, Bewertung, Wissen/Kompetenz, Zeithorizont und Ziele. Sie sollen den ersten Überblick eines gedanklichen Entwurfs geben. Zu jedem Kernpunkt plane ich einen detaillierten Einzelbetrag zu verfassen. Andererseits möchte ich das subjektive Element in der Umsetzung eines strategischen Konzepts nicht bewusst aussparen, denn ich denke, dass gerade diese Nuancen und punktuellen Feinheiten die Definitionsgrundlage von Begriffen wie „Dividendenwachstumsstrategie“ prägen und schlussendlich den entsprechenden Raum für die individuellen Ausformungen verdienen.
Bevor wir in den Kern des Themas einsteigen, sei erwähnt, dass ich in meiner Beschreibung a priori vom Investieren in Einzelunternehmen ausgehe. Eine Allgemeingültigkeit dieser Gedanken sind keineswegs als Motivationsgrundlage für diesen Text misszuverstehen, sondern lediglich meine persönliche Interpretation der Dinge. Als Ausgangspunkt habe ich für mich die grundlegenden Punkte, die ich als übergeordnete Leitplanken für die Definition in Betracht ziehe, einer Strategie visuell aus einer höheren Flughöhe dargestellt:
Kernpunkte einer Investmentstrategie (Quelle: eigene Darstellung)
Analog zu Unternehmensstrategien verstehe ich meine Anlagestrategie als definierte Handlungsmuster, welche die grundsätzliche Ausrichtung meiner Investments betreffen. Dazu zählen Standards, Prinzipien und Strukturen, die ich in konkretes Handeln umsetze. Gleichzeitig verbinde ich damit das Festhalten an einer langfristigen Investmentstrategie sowie deren Anwendung, Regelwerk und Handlungsmaßnahmen zur Verwirklichung selbstgesteckter Ziele.
In Anlehnung an die Erkenntnisse aus der Spieltheorie ist die Betrachtung der Handlungen anderer Marktteilnehmer für die eigene Handlungsentscheidung im ersten Moment als bedeutsam zu werten. Doch insbesondere bei der Wahl der eigenen – langfristig ausgerichteten – Investmentstrategie sehe ich die Berücksichtigung von Vermutungen über die Entscheidungen anderer Spieler (bzw. Anleger/Investoren) und der Aktionen aller Akteure im Markt nicht erforderlich (wenngleich das im Management der investierten Unternehmen eine gänzlich andere Geschichte zu sein scheint…). Beginnen wir mit dem ersten Kernpunkt einer (Dividend Growth) Investmentstrategie, wobei die Reihenfolge der einzelnen Punkte keinen Rückschluss auf eine spezielle Gewichtung der Argumente suggerieren soll.
Im Rahmen meines festgelegten Investmentprozesses sind die entscheidungsgebenden Parameter für das Spektrum an investitionswürdigen Unternehmen und geeigneten Vehikel konkret definiert. Unter Vehikel verstehe ich die unterschiedlichen Instrumente (Exchange Traded Funds (ETFs), Closed-End-Funds (CEFs), alternative Investments, etc.) als Weg, wie investiert werden kann.
Am Beispiel der im Vordergrund meiner Überlegungen stehenden Dividend Growth Investing Strategie sind die (steigenden) Dividenden nur eine, doch gleichfalls sehr erfreuliche abgeleitete Funktion von langfristigen und nachhaltig steigenden Unternehmensgewinnen. Ein nicht irrelevanter Grund für die Bedeutung des Dividendenwachstums: steigende Ausschüttungen können die wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens als anzeigender Indikator zum Ausdruck bringen. Diese wirtschaftliche Korrelation ist nicht von der Hand zu weisen. Profitable Unternehmen zeichnen sich in der Regel durch funktionierende Geschäftsmodelle aus, verfügen über langfristig erarbeitete Wettbewerbsvorteile und führen eine solide Bilanz.
Setze ich meinen Fokus auf die für meine Bedürfnisse in Frage kommenden Unternehmen, läuft der Prozess. Das Reinvestieren von erhaltenen Dividenden als Teil des Rebalancings sowie das monatliche Investieren aus anderen Einkünften in Dividendenwachstumswerte sind heute etablierte Abläufe, die einer übergeordneten Strategie folgen. Hierbei bin ich flexibel und plane nicht in Monaten voraus, in welche Unternehmen mein hart erarbeitetes Geld investiert wird. Ein maßgeblicher Vorteil der Dividendenwachstumsstrategie kann in der weitestgehend unbedenklichen Ausklammerung von Kursschwankungen an der Börse bei den laufenden, bereits in der Vergangenheit getätigten Investments verortet werden. Dazu zum späteren Zeitpunkt mehr.
Zum Zweiten widmen wir uns der Analyse und Bewertung von potentiell ins Beuteschema passenden Unternehmen. Da ich mich in den Ausführungen ausschließlich auf börsengelistete Einzelunternehmen beziehe, möchte ich diesen Kernpunkt in zwei unterschiedliche Aktivitäten unterteilen. Einer Preisbewertung der gehandelten Aktien des Unternehmens ist der Erkenntnisgewinn durch die Leitfrage „Verstehe ich das Unternehmen“ anhand des operativen Geschäftsmodells (Produkte, Dienstleistungen, etc.), Umfeldfaktoren (Markt, Positionierung, Werttreiber, Trends, …) und handelnder Entscheidungsträger (u.a. Management, Vergütung, Strategie, Eigentümer, Historie) vorgelagert. Daneben gesellt sich mit der Fundamentalanalyse die detaillierte Betrachtung der aus der Bilanz abgeleiteten Kennzahlen. Relevante Aspekte, die ich versuche, sorgsam zu prüfen, sind beispielsweise der – falls vorhanden – Wachstumstrend bei Umsatz, Gewinn und Free Cash Flow, die Unternehmensverschuldung, die Kapitalstruktur, die Investitionspolitik, die Profitabilität oder die vom Management priorisierte Kapitalallokationsstrategie (Aktienrückkäufe, Dividenden, anorganisches Wachstum durch Akquisitionen). In puncto Dividendenpolitik rücken die Leistbarkeit (aktuelle Ausschüttungsquote), Nachhaltigkeit (schüttete das Unternehmen auch in wirtschaftlichen Krisen die Dividende aus) und Entwicklung (letzten Dividendensteigerungen) in den Mittelpunkt meiner Analyse.
In diesem ersten Teil spiegelt sich meines Erachtens die Essenz des unternehmerischen Investierens wieder. Als strategische Grundausrichtung spielt die Beteiligung an solide wirtschaftenden Sachwerten dank kontinuierlich wachsenden Cash Flows eine zentrale Rolle.
Der zweite Part umfasst den breiten Fundus an unterschiedlichen Bewertungsmodellen, um den „richtigen“ – wahlweise „fairen“ – Preis für die Aktie des Unternehmens zu ermitteln. Wer sich auf Finanzblogs oder einschlägigen Portalen die Zeit vertreibt, dürfte die schiere Vielfalt an Bewertungstechniken gut kennen. Dividend Discount Model, selbstgestrickte Scoring-Modelle, sophistizierte Fair-Value-Verfahren… Ich denke je nach persönlicher Ausgewogenheit und Geschmack kann der analytisch quantitative Aspekt zur Ermittlung des kaufwürdigen Preises in unterschiedlicher Intensität verfolgt werden. Ich bevorzuge den Vergleich anhand von Sektor-spezifischen Fundamentaldaten und Multiples im Verhältnis zu den Branchenmitbewerbern. Da ich bei „pro Aktie“ Kennzahlen eher zu einer kritischeren Reflexion neige, verwende ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV).
In zahllosen Gesprächen, wann nun eine Aktie von Unternehmen XYZ unterbewertet und bestenfalls mit einem Sicherheitsaufschlag (Margin of Safety) zu kaufen wäre, bin ich zu dem nüchternen Entschluss gekommen, bei der Investmententscheidung auf meine eigenen Gedanken und Vorstellungen für den Preis zu vertrauen. Getroffene Annahmen zum Kaufzeitpunkt und fein kalkulierte Zukunftserwartungen verlieren zusehends an Halbwertszeit in einer global vernetzten Wirtschaft mit komplexen, geopolitischen Verflechtungen und kaum berechenbaren Einflussfaktoren. Je weiter wir in die Zukunft blicken, desto stärker wirken die Beschränkungen in einem ohnehin prognose-feindlichen Gebiet wie dem Long-term Investing.
In Zeiten ökonomischer Unsicherheit und Verwerfungen am Markt zeichnen sich jene Unternehmen aus, die – neben einem funktionierenden Geschäftsmodell – ein adäquates Management ihrer Risiken an den Tag legen. Für mich als Investor spielen zwei zentrale Aspekte eine Rolle: die Kenntnis meines Risikoappetits (vulgo: „was bin ich bereit zu riskieren“) und meiner Risikotragfähigkeit (vulgo: „was ertrage ich tatsächlich an Risiko mitten im Sturm“). Letzteres kann man ohne die Erfahrung einer Marktbaisse nur ex ante erahnen, bis zu dem Zeitpunkt „when the shit hits the fan“.
Mit dem Fokus auf dividendenwachstumsstarke Einzelwerte sehe ich zwei signifikante Hebel beim Investieren. Einerseits die Festlegung der Positionsgröße. Hier bevorzuge ich einen mehrstufigen Ansatz. Was meine ich damit: bis eine Position voll investiert ist, habe ich zumindest zwei-, öfters mehrmals in ein Unternehmen in unterschiedlichen Tranchen investiert. Zudem differenziere ich zwischen unterschiedlichen Positionshöhen, abhängig davon, ob es sich um einen Core- oder Non-Core-Wert handelt.
Andererseits verfolge ich den Ansatz eines breit diversifizierten Welt-Portfolios. Ich lege die Anzahl meiner investitionswürdigen Unternehmen nicht auf 20 oder 30 Titel fest, sondern bewege mich mittlerweile im fast dreistelligen Bereich. Entlang unterschiedlicher Ausprägungen der Diversifikation investiere ich in verschiedenen Branchen, Ländern, Währungen oder Unternehmensgrößen. Die Portfolio-Diversifikation scheint mir der probate Weg um dem unsystematischen Risiken entgegenzuwirken.
Nun steht für die Dividendenwachstumsstrategie das Investieren in Unternehmen mit einem langzurückreichenden Track Record an gesteigerten Dividendenzahlungen an prominenter Stelle. Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Nichtsdestotrotz sind solche Dividendenwachstumssträhnen (Dividend Growth Streak) nicht als Selbstläufer zu werten oder per se als ein alleinentscheidendes Qualitätsmerkmal heranzuziehen, ohne beispielsweise die oben skizzierte Unternehmens- und Fundamentalanalyse zu inkludieren.
Der Survivorship Bias kann sich als großer Fallstrick für Dividend Growth Investoren erweisen. Der (kritische) Blick gilt der Zukunft, nicht der Vergangenheit, gleichwohl sie uns interessante Ansatzpunkte für unsere Entscheidungen liefert und uns als langfristig-orientierte Investoren maßgeblich beeinflusst. Einer auf Dividendenwachstum fokussierten Investmentstrategie bleibt ein nicht zu unterschätzendes Risiko inhärent: der Anlagehorizont. In einem möglichst prognosefreien Ansatz und dem Legen des Schwerpunkts auf Ist-Daten – gepaart mit einer ordentlichen Portion Demut – kann ein ausdiversifiziertes Portfolio der Grundstein dafür sein, dass die Volatilität über den Großteil der Anlagedauer unter Kontrolle gehalten wird.
„Time in the market beats timing the market”. Alles gesagt, oder? Ganz so einfach ist es nicht, obgleich der wahre Kern dieses geflügelten Statements die Bedeutung des Anlagehorizonts bzw. die Dauer des Investiert-Sein gut auf den Punkt bringt. Als Dividend Growth Investor ist die Geduld eine Tugend für die langfristigen Vermögensaufbau und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen. Über die Jahre den Fokus aufrechtzuerhalten, bis sich die Kraft des Zinseszinseffekts im Depot manifestiert, schreibt sich hier leichter als es in der Realität ist. Ich weise explizit darauf hin, dass man einen langen Atem und einen gewissen Zeithorizont braucht, um den Erfolg seiner präferierten Investmentstrategie zu beurteilen.
Das führt mich auch zu einem Argument, welches gerne gegen das Investieren in Dividendenwachstumswerte ins Treffen geführt wird und gleichzeitig die Brücke zur persönlichen Zielsetzung schlägt. Ich habe noch Jahrzehnte bis zur Rente, bin also auf das Kapital in meiner jetzigen Lebensphase nicht akut angewiesen. Ohnehin verfolge ich bzw. wir einen generationsübergreifenden Vermögensaufbau, sozusagen die Bildung unseres Familiendeckungsstockes. In verschiedenen Lebenssituationen mag vielleicht ein anderes Anlagekonzept angebrachter sein, wenn man nicht willens oder in der Lage ist, solch relativ langen Phasen des Investiert-Seins („Time in the market“) mit anfangs kleineren, doch konstant wachsenden Ausschüttungen zu durchschreiten.
Einmal ganz abgesehen vom kontext-getriebenen Hintergrund ist es eigentlich am wichtigsten, überhaupt für sich persönlich eine Betrachtungsweise zu gewinnen, die einem vor allem psychologisch die nötige Durchhaltefähigkeit verschafft, die getätigten Investitionen über Jahrzehnte hindurch zu halten. Langfristiger, risikobewusster Vermögensaufbau mit kontinuierlich wachsenden Ausschüttungen infolge von Investments in wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen klingt sehr vielversprechend. In Anlehnung an den „Inspect & Adapt“-Ansatz (I&A) sind partielle Korrektureingriffe im Interesse eines souveränen Portfolio-Managements über einen langem Anlagehorizont wohl unvermeidbar.
Basierend auf den bereits oben erwähnten Beschreibungen zur Analyse und Bewertung möchte ich mit der wichtigsten Ressource nicht lange herum lamentieren. Die eigene Zeit gestaltet sich als unermesslicher Inputfaktor für eine Dividendenwachstumsstrategie – stets unter der Prämisse des Investierens in Einzelwerte. Zeit im Sinne des Anlagehorizonts, Zeit für das Evaluieren investitionswürdiger Alternativen, Zeit für den eigenen Wissensaufbau.
Ich selbst habe 2014/15 damit begonnen, mich in die Materie zu vertiefen und einzuarbeiten. Mit fortschreitender Dauer entwickelte ich eine Struktur, ich lernte aus einigen (vermeidbaren) Hopplas an der Börse, verbesserte meine Dokumentation und entwickelte mich vor allem durch den Austausch mit anderen Menschen zu einer anderen Version als Investor als anno 2014/15. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Anlegertyps und die Ausweitung des Kompetenzkreises durch u.a. unbedachte Investments können schmerzhaft sein, doch sind solche Erfahrungen keineswegs in irgendeiner Form zu simulieren. Neben der Aneignung von Wissen und dem effizienten Einsatz meiner limitierten Zeit-Ressourcen, bildet wohl meine Leidenschaft für das unternehmerische Investieren eine Quelle intrinsischer Motivation. Retrospektiv hat dies wohl maßgebend den Ausschlag für das Dividend Growth Investing gegeben. Ich identifiziere mich vollends mit meinem eingeschlagenen Weg des Investierens. Dennoch ist der nicht unbeträchtliche Initialaufwand vor allem zu Beginn dieser Investmentstrategie hervorzuheben.
Zuletzt möchte ich noch kurz auf den Einsatz von diversen Hilfsmittel eingehen. Für die angestrebte Optimierung des Investmentprozesses gibt es mittlerweile eine Vielfalt an kostenlosen bzw. preiswerten Tools im WWW. Informationsportale, Aktien-Screener, Finanzblogs, Portfolio-Management-Software, … Ich verwende einige Werkzeuge, die mich auf Basis meiner vordefinierten Selektionskriterien bei der Fundamentalanalyse von Unternehmen sinnvoll unterstützen. Es spart mir schlichtweg einiges an Zeit, was mir die investierten Euros wert ist.
Ein Regelwerk mit festgehaltenen Prinzipien dient mir als Anker in hektischen Zeiten. Setzen wir die Bereitschaft beim Anleger voraus, sich mit notwendiger Disziplin den eigenen Regeln im Handeln auch zu verpflichten, möchte ich inhaltlich den Orientierungsrahmen für ein mögliches Regelwerk kurz umschreiben und die eventuell eine Handlungsnotwendigkeit im Portfolio bedingen (die Detaillierung erfolgt im dedizierten Beitrag):
Die Beantwortung dieser Fragestellungen mündet in ein übersichtliches Regelwerk, das notwendigenfalls durch einfache Prinzipien eine direkte Handlungsempfehlung beinhaltet. Ähnlich wie andere Kernpunkte sorgt eine sauber ausformulierte Sammlung der relevantesten Regeln für Stringenz im Entscheidungsmuster. Dennoch gestalten sich von Zeit zu Zeit allfällige Nachschärfungen oder Präzisierungen aus neu gewonnen Erkenntnissen als ein dauerhafter Begleiter im Alltag eines Investors.
So subjektiv dieser Beitrag gehalten ist, hängen viele Entscheidungen im Leben – und davon sind unsere Investments nicht ausgenommen – vom persönlichen Kontext und den eigenen Umfeldbedingungen ab. Wenn pauschalisierend von „richtig“ oder „falsch“ erzählt wird, sollte stets die individuelle Vorstellung im Vordergrund stehen.
Bei der Analyse einer gegenwärtigen Situation könn(t)en folgende Fragestellungen die eigene Meinung in der Entscheidungsfindung beeinflussen, über die Außenstehende schlichtweg keine Ahnung haben (können) – hier ein kursorischer Einblick in den persönlichen Kontext:
Ohne Kenntnis dieser und weiterer Parameter wäre es unseriös, hierzu eine Empfehlung zu geben. Den Freiraum für die Gestaltung einer auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichteten Strategie braucht diese seriöse Betrachtung von kontextualisierten Faktoren unbedingt. Ein tieferes Verständnis über die wesentlichen Umfeldbedingungen nimmt – unabhängig von der eigentlichen Investmentstrategie – einen zentralen Rang ein. Dies gilt selbstverständlich auch für das Dividend Growth Investing.
Bin ich jetzt ein Dividend Growth Investor oder belassen wir es beim kaum mit dem Begriff Dividende assoziierten unternehmerischen Investieren? Ich denke, dass Letzteres nach der obigen Definition bei der Fokussierung auf Dividendenwachstumswerte unerlässlich ist. Zwar öffnet das unternehmerische Investieren den Umfang potentieller Aktienkäufe zunächst auf alle börsengelistete Einzelwerte – nach den an der eigenen Strategie angewendeten Selektionskriterien stehen die verbleibenden Investitionsopportunitäten zur Verfügung.
Die flexible Handhabung in der Umsetzung durch eigenständige Gewichtung der Faktoren trägt maßgeblich zur Entwicklung eines individuellen Investmentansatzes bei. Die relative Offenheit des Systems der auf Dividendenwachstum konzentrierten Investmentstrategie macht es wohl weniger greifbar im Vergleich zu anderen Investitionsansätzen, die wiederum durch ein deutlich rigideres, weil standardisiertes Regelwerk geprägt sind.
Dasselbe gilt für den bevorzugten Methodeneinsatz: antizyklisch, analytisch-quantitativ, Momentum, puristisches Value-Investing, … De facto könnte ein Blumenstrauß an in unterschiedlichen Marktphasen funktionierenden Methoden in den Ring geworfen werden. Schlussendlich treffen wir uns an einem bestimmten Punkt wieder, an welchen die individualisierte Parametrisierung dem persönlichen Investmentansatz den eigenen Stempel aufdrückt. Die Trennschärfe büßt in der Umsetzung der eigens definierten Strategie des Investierens in Dividendenwachstumswerte ihre markante Klarheit ein, gewinnt jedoch an persönlichem Profil.
“Successful dividend growth investing is sometimes as exciting as watching paint dry on the wall.” Treffender lässt sich die Langatmigkeit oder Fadheit des Dividendenwachstums-zentrierten Investierens wohl kaum beschreiben. Vielleicht ist es gerade dieser Spielraum in der Definierung einer persönlichen Investmentstrategie, die das Dividend Growth Investing im Vergleich zu anderen Investmentansätzen von einem fast schon religiösem Eifer und fundamentalem Imperativ fernhält. Es existiert schlicht und ergreifend keine reine Lehre - und so soll es auch bleiben!
Das unternehmerische Investieren mit der konkreten Fokussierung auf Unternehmensbeteiligungen an wirtschaftlich erfolgreichen Geschäftsmodellen als Kernausrichtung macht für mich den wesentlichen Charakter dieser Investmentstrategie aus. Es ist im Prinzip ein feiner Kompromiss aus Wachstum und Dividende – oder in anderen Worten eine bis dato beachtliche Synthese aus einer Vielfalt von Methoden und Techniken.
Summa summarum können wir festhalten, dass sich ein Grundkonzept durch einen klar erkennbaren Akzent basierend auf der persönlich angepassten Strategie und den dargestellten Kernpunkten auszeichnet. Eventuell ist das Dividend Growth Investing auch lediglich eine brauchbare, weil pragmatische Entscheidungsvariante im Hier und Jetzt als eine perfekte Entscheidung, die nie kommt.
Ich schaue bis auf Weiteres der Farbe beim Trocknen zu.
In den nächsten Wochen werde ich zu den acht genannten Kernpunkten jeweils einen eigenen Beitrag veröffentlichen. Stay tuned!
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Hallo Clemens,
ein erstklassiger Artikel – gefällt mir sehr gut. Da sollten wir unbedingt auch mal im Podcast drüber sprechen. 😊
Liebe Grüße
Lisa
Hi Lisa,
vielen Dank für Dein Feedback! Machen wir gerne 😀
Liebe Grüße ins Saarland 😅
Clemens