Autor: The Dividend Post (Clemens)
22 Januar 2025
Warum mir ein Investment in Nexstar Media attraktiv erscheint und welche Argumente für den Kauf in der Entscheidungsfindung schlussendlich ausschlaggebend waren, liest du im folgenden Investment Case.
Außerdem habe ich die jüngsten Ereignisse, die letztlich für meinen Ausstieg bei BCE von Bedeutung waren, im zweiten Teil des Beitrags festgehalten. In den letzten Wochen trug das Management von Bell Canada kaum etwas Erbauliches dazu bei, deren Maßnahmen meine Zuversicht in die Unternehmensführung stärken würden.
Schließlich passend zum Sektor investierte ich die Hälfte der für den Januar verfügbaren Investmenttranche in Comcast. Die aktuellen Zahlen des Unternehmens verpackte ich im Kapitel Wettbewerbsvergleich.
Die verhältnismäßig recht junge Unternehmenshistorie von Nexstar Media ist geprägt von zahlreichen Akquisitionen, einschneidenden Umstrukturierungen und harten Bandagen in der US-amerikanischen Medienbranche. An Größe gewann das Unternehmen vor allem durch die offensive Akquisitionsstrategie in den 2010er Jahren. Doch alles der Reihe nach.
Die Nexstar Media Group wurde im Jahr 1996 von Perry A. Sook, noch heute CEO und mit knapp 20 Prozent größter Anteilseigner, gegründet. Mit finanzieller Unterstützung des Private-Equity-Unternehmens Abry Partners übernahm Nexstar die in Scranton, Pennsylvania, angesiedelte Fernsehstation WYOU. Das Unternehmen ging 2003 an die Börse, kurz nachdem es Quorum Broadcasting und andere Sender erworben hatte, wodurch sich das Senderportfolio von Nexstar verdoppelte.
Im Jahr 2005 sorgten Nexstar und Sook für eine Zäsur in der Branche, indem sie von Pay-TV-Diensten Zahlungen für die Weiterverbreitung lokaler Programme verlangten. Mit diesen „Retransmission Consent and Carriage Agreements“ war eine neue Art von Geschäftsbeziehung geschaffen, die nicht nur Nexstar, sondern allen lokalen Sendern zugutekam. Noch heute machen die Retransmission-Entgelte (sperrig ins Deutsch übersetzt: Weiterverbreitungsgebühren) einen beträchtlichen Teil der Einnahmen der lokalen Sender aus. Im Übrigen funktioniert der Mechanismus auch in die andere Richtung. Als Reverse Compensation bezeichnet man im US-amerikanischen Rundfunk die Praxis, dass ein kommerzieller Fernsehsender einem Fernsehnetzwerk als Gegenleistung für die Erlaubnis, mit diesem Netz zusammenzuarbeiten, Geld zahlt. Dazu gab es eine beinahe schon legendäre Auseinandersetzung zwischen Nexstar und Fox Anfang der 2010er Jahre.
Dessen ungeachtet stemmte Nexstar zwischen 2010 und 2015 mehrere Senderübernahmen. Die kontinuierliche Umsetzung der auf Expansion ausgerichteten Unternehmensstrategie führte im Jahr 2016 zum Kauf von 71 Fernsehsendern und den digitalen Medien von Media General. Diese Transaktion belief sich auf insgesamt 4,6 Mrd. USD und wurde in Form einer Bar- und Aktientransaktion abgewickelt.
Wenige Jahre später gelang durch den Abschluss der Übernahme von Tribune Media für 6,4 Mrd. USD der Aufstieg zum größten lokalen Fernsehsender und digitalen Medienunternehmen in den Vereinigten Staaten. Im Jahr 2020 schließt Nexstars Kabelnetzwerk WGN America die erste Übertragungsvereinbarung überhaupt mit den Internetvideo-Plattformen YouTube TV, FuboTV und Hulu ab. Darüber hinaus kauft Nexstar im Jahr 2020 das digitale Medium BestReviews, einem führenden Unternehmen für Produktbewertungen (Kaufpreis: 160 Mio. USD). Seit 2022 besitzt Nexstar außerdem einen Anteil von 75 Prozent an The CW Network, dem fünften großen Fernsehsender in den Vereinigten Staaten. Das strategische Kalkül dieser Transaktion erläutere ich im nächstfolgenden Kapitel.
Die Übernahme von The CW Network (Quelle: Presentation August 2022, S. 4)
Heute verfügt das Unternehmen über ein Portfolio von 200 eigenen oder Partner-Sendern in 116 Märkten, die 212 Millionen Menschen erreichen. Wer die einzelnen Meilensteine der Firmengeschichte nachlesen möchte, kann sich der Unternehmens-Website bedienen. Im nächsten Kapitel schauen wir uns das gegenwärtige Geschäftsmodell und die Unternehmensstrategie von Nexstar genauer an.
Übersicht Nexstar Media (Quelle: Presentation October 2023, S. 12)
Im Zentrum des Geschäftsmodells von Nexstar stehen die Produktion und der Vertrieb von lokalen und nationalen Nachrichten-, Sport- und Unterhaltungsinhalten über Fernseh- und Digitalplattformen sowie der operative Betrieb von Fernsehsender. Heute ist das Medienunternehmen die größte Sendergruppe in den Vereinigten Staaten und der führende Produzent von lokalen bzw. regionalen Nachrichtenprogrammen. Das Unternehmen betreibt 200 eigene oder Partner-Sender in 116 Märkten. In 40 verschiedenen Bundesstaaten haben über 210 Millionen Menschen, das sind 68 Prozent der US-Haushalte, Zugang zu einem oder mehreren Sendern des Unternehmens.
Die Value-Proposition von Nexstar Media im lokalen Fernsehen (Quelle: IR Presentation January 2023, S. 11)
In der geographischen Verteilung der Umsätze von Nexstar sucht man vergeblich nach einem Anteil des internationalen Geschäfts. Zurzeit wird der Gesamtumsatz in Höhe von 4,9 Mrd. USD ausschließlich im US-Heimatmarkt erzielt.
Das Unternehmen wählte bei der Definition der einzelnen Berichtssegmente eine Unterteilung in drei Bereiche. Dabei wird zwischen Broadcast, dem The CW Fernsehnetzwerk und Other (Sonstige Aktivitäten) differenziert. Das Segment Broadcast umfasst alle Fernsehsender und damit verbundene lokale Websites, die Nexstar in verschiedenen Märkten in den Vereinigten Staaten betreibt. Weiters ist darin das national ausgestrahlte Kabelnachrichtennetzwerk NewsNation inbegriffen. Das zweite Segment The CW ist der fünftgrößte Fernsehsender in den Vereinigten Staaten. Schließlich werden im Segment „Other“ die sonstigen Aktivitäten des Unternehmens wie beispielsweise die digitalen Assets, die sich auf den nationalen Markt konzentrieren, die Verwaltungsaktivitäten bestimmter Immobilien sowie zentrale Unternehmensfunktionen zusammengefasst.
Die Geschäftssegmente von Nexstar Media (Quelle: Annual Report 2023, S. 103)
Da diese Segmentierung kaum eine Aussagekraft zur Bedeutung der einzelnen Wertströme vermittelt, berichtet das Unternehmen im Geschäftsbericht auf einer granularen Ebene, aus der sich ein klareres Bild ergibt. Im Jahr 2023 erwirtschaftete Nexstar 57 Prozent der Einnahmen aus der Distribution bzw. Weiterverarbeitung (Retransmission-Gebühren). Als größter lokaler Fernsehsender mit großer Reichweite ist Nexstar ein wichtiger Partner für die großen Multichannel Video Programming Distributors („MVPDs“) und Online Video Distributors („OVDs“) sowie für Werbekunden.
Das Unternehmen erhält ein Entgelt von MVPDs und OVDs als Gegenleistung für die Zustimmung zur Weiterverbreitung der Signale seiner Fernsehsender und die Ausstrahlung vom nationalen Kabelprogramm NewsNation. Diese Einnahmen werden zu dem Zeitpunkt verbucht, zu dem das Sendesignal an die Verbreiter geliefert wird, und basieren auf einem Preis pro Abonnent.
Des Weiteren stammen 34 Prozent aus der klassischen Werbung (davon mehr als zwei Drittel von regionalen Kunden), 1 Prozent aus politischer Werbung und 10 Prozent aus digitaler Werbung und anderen Quellen. Die Werbeeinnahmen (Kern-, Politik- und Digitalwerbung) werden durch nationale und lokale politische Kampagnen und bestimmte Ereignisse wie die Olympischen Spiele oder den Super Bowl positiv beeinflusst. Dadurch sind die Erlöse aus dem Werbegeschäft der Unternehmenssender in der Regel im zweiten und vierten Quartal eines jeden Jahres am höchsten, was zum Teil auf den Anstieg der Verbraucherwerbung im Frühjahr und der Einzelhandelswerbung in der Zeit vor und einschließlich der Ferienzeit zurückzuführen ist. Wichtige Ergänzung: die Werbeeinnahmen sind im Allgemeinen in geraden Jahren höher, wenn US-Kongress- und/oder Präsidentschaftswahlen stattfinden und während der Olympischen Spiele Werbung ausgestrahlt wird. Blickt auf das Zahlenwerk aus dem Geschäftsjahr 2022, so belief sich der Umsatzanteil aus politischer Werbung auf fast 10 Prozent (versus 1 Prozent im Geschäftsjahr 2023).
Die individuellen Ertragsströme von Nexstar Media (Quelle: Annual Report 2023, S. 104)
Kein einzelner Kunde macht mehr als 15 Prozent und kein einzelner Markt mehr als 3 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Verträge, derer es abhängig vom Zusammenarbeitsmodell unterschiedlicher Typen gibt, für die Retransmission-Gebühren werden für einen Mehrjahreszeitraum abgeschlossen und gleichen dank eingebauter Preisanpassungen einem wiederkehrenden, wachsenden Umsatzstrom. Die Neuverhandlung zur Erneuerung der Verträge ist ein kontinuierlicher Prozess zwischen den großen Fernsehnetzwerken und Nexstar:
Aktuelle Vereinbarungen mit den Fernsehnetzwerken (Quelle: Annual Report 2023, S. 103)
Abseits des Abschöpfens des Bestandsgeschäfts, in dem Nexstar dank hoher Margen momentan (noch) gut verdienen, fußt die Unternehmensstrategie auf drei Wachstumstreiber:
Die langfristigen Prognosen und Szenarien für das lokale Broadcasting (Quelle: IR Presentation January 2023, S. 17)
Eine Perspektive für das lineare Fernsehen (Quelle: Presentation October 2023, S. 10)
The CW Network wurde in den 2000er Jahren als 50/50-Joint Venture zwischen CBS (heute Paramount Global) und Time Warner (heute Warner Bros. Discovery) gegründet. NXST erwarb einen 75-Prozent-Anteil im September 2022, während die vormaligen Eigentümer heute zu je 12,5 Prozent beteiligt sind.
Die Wachstumsstrategie für The CW besteht darin, das Programm kosteneffizienter zu entwickeln und die Inhalte für das Fernsehpublikum zu attraktiveren. Beim Gelingen des schwierigen Spagats wäre die logische Konsequenz daraus: höhere Einschaltquoten steigert Werbeerlöse und Lizenzeinnahmen. Dies soll unter anderem durch die im Jahr 2023 gegründete Programmsparte CW Sports erreicht werden. Anstatt zu versuchen, mit den vier großen Netzwerken oder den Streaming-Giganten zu konkurrieren, bemüht sich Nexstar verstärkt um sogenannte sekundäre Sportrechte. Diese erhält ein Medienunternehmen von Sportrechteinhabern, die die Reichweite einer landesweiten Berichterstattung über die maximale Monetarisierung stellen.
Der Turnaround-Kandidat im Portfolio: The CW Network (Quelle: IR Presentation January 2023, S. 15)
Ein wichtiger Vorteil durch den erworbenen Anteil an The CW besteht darin, dass NXST nun den Programmplan so gestalten kann, dass dieser für die eigenen CW-Tochterstationen dank größerer Entscheidungsfreiheit beim Buchen interessanter Sendeplätze attraktiver werden soll. Die derzeitig gelebte Usance sieht vor, dass die großen Fernsehnetzwerke wie ABC oder FOX ihren Tochtergesellschaften einen gewissen Anteil für deren Programme (z. B. Lokalnachrichten, Wetter usw.) überlassen, jedoch sie den Großteil der abendlichen Primetime für ihre eigenen Inhalte reservieren.
Wichtig zu erwähnen ist, dass bisher The CW chronisch defizitär ist. Als Nexstar den Sender übernahm, wollte man bis 2025 die schwarze Null erreichen. Offensichtlich ging der ursprüngliche Maßnahmenplan in der Umsetzungsphase nicht so auf wie gedacht, denn das Unternehmen hat das Ziel nun auf 2026 verschoben.
Der Maßnahmenplan für die Integration von The CW Network (Quelle: Presentation August 2022, S. 6)
Derweilen arbeitet das Nexstar-Management bereits am nächsten Schritt in der Monetarisierung der bestehenden Assets. Durch die Implementierung des ATSC 3.0-Standards („NextGen-TV“) möchte man im B2B-Geschäft Nutzentgelt für die auf die moderne Technologie basierten Frequenzen, die beispielsweise im Bereich der Datenübertragung für das „Internet-of-Things“ eine Rolle spielen könnten, lukrieren. Zitiert wird aus einer Studie von BIA Advisory Services mit einem bemerkenswerten Szenario, dass die Expansion der traditionellen Rundfunkanstalten in die Märkte für Hochgeschwindigkeits-Breitband der Branche bis zum Jahr 2030 Einnahmen von bis zu 15 Mrd. USD bescheren könnte. Das übersteigt die derzeitigen Einnahmen aus Retransmission-Gebühren.
Die Wachstumsopportunität ATSC 3.0 (Quelle: IR Presentation January 2023, S. 16)
Als ein wesentlicher Hebel für die Realisierung der Wachstumspläne standen in der Vergangenheit die zahlreichen Akquisitionen im Fokus der Unternehmensstrategie. Dafür nahm das Management ordentlich Fremdkapital in die Hand. In der Kapitalallokation von Nexstar spielen die üblichen Handlungsfelder bestehend aus organischem Wachstum, M&A, Schuldenmanagement, Dividenden und Aktienrückkäufe allesamt eine Rolle. Bemerkenswert: in den letzten fünf Jahren reduzierte das Unternehmen die ausstehenden Aktien um fast ein Drittel und erhöhte die Dividende im selben Zeitraum um den Faktor 3,8.
Die Kapitalallokation von Nexstar Media (Quelle: Presentation October 2023, S. 13)
Beim Blick auf die Eigentümerstruktur von Nexstar Media fällt zunächst der hohe Anteil an Institutionellen Investoren auf. Dieser beträgt rund 93 Prozent der Aktien und speist sich für gewöhnlich aus den „üblichen Verdächtigen“ der Vermögensverwalter. An dritter Stelle des Aktionariat-Tableaus reiht sich der Vorstandsvorsitzende Perry Sook ein. Erwähnenswert scheint mir, dass das Medienunternehmen vor einiger Zeit die beiden Aktien-Gattungen Class-B und Class-C eliminierte. Somit existiert nur die an der Börse gehandelte Gattung Common-Stock.
Eigentümerstruktur von Nexstar Media (Quelle: tikr.com)
Anteil von Investoren-Gruppen von Nexstar Media (Quelle: Seeking Alpha*)
Der spezielle Charakter des Geschäftsmodells von Nexstar in Verbindung mit meinen auserwählten Parametern macht den Vergleich mit der börsennotierten Konkurrenz recht schwierig. Denn diese ist wesentlich kleiner in der Skalierung aufgestellt. Zumal anzumerken ist, dass der äußerst intensive Wettbewerb in der Fernsehbranche auf mehreren Ebenen stattfindet: Wettbewerb um Zuschauer, Wettbewerb um Programminhalte und Wettbewerb um Werbung.
Im Geschäftsbericht besteht der Peer-Group-Index aus den folgenden an der Börse gehandelten Unternehmen: Gray Television, Inc, Tegna, Inc, Sinclair, Inc, The E.W. Scripps Company, Fox Corporation und Paramount Global. Diese Selektion könnte um andere Kommunikations-Dienstleister, die ihren Fokus auf beispielsweise auf das Streaming-Geschäft legen, erweitert werden. Das entscheidet am besten jeder Anleger für sich selbst.
Da ich die Hälfte der für den Januar verfügbaren Investmenttranche in Comcast investierte, verpackte ich die aktuellen Zahlen des Unternehmens in die folgende Gegenüberstellung. Hervorzuheben ist, dass es sich dabei um keinen Wettbewerbsvergleich im herkömmlichen Sinne mit dem Fokus auf ein ähnliches Geschäftsmodell handelt, gleichwohl die beiden Unternehmen auf manchen Gebieten konkurrieren aber auch miteinander kooperieren.
Kennzahlenvergleich von Nexstar Media und Comcast (Quelle: eigene Darstellung)
Anmerkungen zu den in der Tabelle enthaltenen Werten:
Nachdem wir uns einen Überblick über die Branche im Allgemeinen verschafften sowie das Unternehmen, das Management und den Wettbewerb als entscheidungsgebende Faktoren näher betrachteten, werfen wir einen Blick in die Bilanz und den daraus abgeleiteten Finanzkennzahlen von Nexstar Media. Der Fokus liegt hierbei auf die Aspekte Wachstum, Profitabilität und Finanzierung.
Zur Analyse des finanziellen Lagebilds sehen wir uns im ersten Schritt die Entwicklung von Umsatz, Gewinn und Free Cash-Flow an. Zur unternehmensinternen Verteilung der Umsätze je Segment ging ich bereits weiter oben im Kapitel über das Geschäftsmodell ein. Im Durchschnitt wuchs die Top Line in den letzten fünf Jahren um 13,8 Prozent p.a. an.
Entwicklung des Umsatzes von Nexstar Media (Quelle: Aktienfinder)
Beim Gewinn pro Aktie sehen wir seit zehn Jahren eine zyklische Entwicklung, die ich weiter unten bei den Margen erläutere. Ziehen wir das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 heran, so sank der bereinigte Gewinn pro Aktie um mehr als 60 Prozent (9,64 vs. 24,14 USD). Nexstar Media erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 346 Mio. USD (2022: 943 USD). Vier Gründe sind dafür auszumachen: 1) Umsatzrückgang im Werbegeschäft (kein Wahljahr), 2) höhere Fixkosten, 3) höherer Zinsaufwand und 4) Abschreibung der Übertragungsrechte aus der Übernahme von CW Network.
Entwicklung des Gewinn pro Aktie von Nexstar Media (Quelle: Aktienfinder)
Der dem Unternehmen zur Verfügung stehende Free Cash-Flow kann für Kapitalinvestitionen in organisches Wachstum, Rückzahlung von Schulden, Expansion via Unternehmenszukäufe, Ausschüttungen von (steigenden) Dividenden oder Aktienrückkäufe verwendet werden. In absoluten Zahlen – auf die ich primär gerne zurückgreife – drückt sich das Bild aus Operativen und Freien Cash Flow sowie Kapitalinvestitionen (CapEx) für den Zeitraum 2016 bis 2023 folgendermaßen aus:
Entwicklung des Free Cash-Flow von Nexstar Media (Quelle: tikr.com)
In den vergangenen sechs Jahren reduzierte das Management durch massive Aktienrückkäufe die Anzahl an ausstehenden Aktien um insgesamt 31 Prozent (!).
Aktienrückkäufe von Nexstar Media (Quelle: aktien.guide*)
Das im Jahr 2022 genehmigte und im Pouvoir beinahe gänzlich ausgeschöpfte Aktienrückkaufprogramm wurde im Juli 2024 um die Gesamtsumme von 1,5 Mrd. USD ausgeweitet.
In der Kostenstruktur von Nexstar Media fällt auf, dass einhergehend mit langfristig steigenden, jedoch volatilen Gesamtumsätzen in den letzten Jahren im verhältnismäßig stärkeren Ausmaß die damit verbundenen Kostenpositionen COGs (Cost of Goods Sold) und SG&As (Selling General & Admin expenses) anstiegen. Dieser ungünstige Trend in der Kostenentwicklung erklärt sich aus dem hohen Anteil an Fixkosten für Fernsehlizenzen und Personal, während auf der Einnahmenseite insbesondere das Geschäft mit bezahlter Werbung größeren Schwankungen unterliegt. Im Dezember 2024 kündigte das Management eine Reduktion des Personalstands um zwei Prozent an.
Aufwendungen von Nexstar Media (Quelle: tikr.com)
Ein Blick auf die Verschuldenssituation zeigt uns, dass auf die zinstragenden Finanzverbindlichkeiten 7 Mrd. USD entfallen, denen liquide Mittel und Wertpapiere von 0,2 Mrd. USD gegenüberstehen. Teilen wir die verbleibenden Nettoschulden von 6,8 Mrd. USD durch das zuletzt erwirtschaftete EBITDA von 1,7 Mrd. USD ergibt sich ein Ratio von 4. Dieser Wert liegt über dem als kritisch erachteten Schwellenwert von 3 (allerdings branchenabhängig). Zwar ist ein höherer Verschuldungsgrad bei Unternehmen aus dem Kommunikationsbereich aufgrund der Kapitalintensität des Geschäftsmodells keine Seltenheit, allerdings engt dieser Umstand die strategischen Optionen von Nexstar Media ein. Immerhin baute NXST einen nicht unerheblichen Teil der langfristigen Schulden ab. Zu Ende des Geschäftsjahres 2019 betrugen die Brutto-Schulden insgesamt noch 8,7 Mrd. USD.
Entwicklung der Netto-Verschuldung und EBITDA von Nexstar Media (Quelle: tikr.com)
Um das Thema Verschuldung und Fremdfinanzierung vollends abzuschließen, macht es Sinn, sich das Zinsprofil und die Fälligkeitsstruktur der laufenden Verbindlichkeiten näher anzusehen. Schließlich gilt es einzuschätzen, wie stark vulnerabel das Unternehmen auf steigende Leitzinsen erscheint und inwiefern Neufinanzierungen bzw. Umschuldungen der bestehenden Schulden in näherer Zukunft anstehen. Die gesamten Fälligkeiten der langfristigen Verbindlichkeiten betragen im Zeitraum 2024 bis 2026 insgesamt ca. 1,9 Mrd. USD. In den Jahren 2027 und 2028 stehen die Zahlungen der beiden ausgegebenen Anleihen in Höhe von insgesamt 2,7 Mrd. USD an. Rund zwei Drittel der langfristigen Schulden sind variabel verzinst und unterliegen somit dem Zinsänderungsrisiko.
Fremdkapitalstruktur von Nexstar Media (Quelle: Annual Report 2023, S. 42)
Standard & Poor‘s bestätigte im Oktober 2024 das Kreditrating des Unternehmens mit dem Non-Investment Grade BB+. Rein technisch gesehen kann anhand der vorherrschenden Ratingskalen eine Anleihe von NXST als High-Yield-Bond bzw. despektierlich in der Umgangssprache als „Junk Bond“ klassifiziert werden. Darunter werden (hoch-)spekulative und damit bei entsprechend hohem Ausfallrisiko hochverzinsliche Anleihen subsumiert. Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass Nexstar nur einen Notch unter dem Investment Grade von S&P rangiert.
Zuletzt betrachten wir die Profitabilität von Nexstar Media anhand der Entwicklung von Brutto-, Operativer- und Netto-Margen. Die volatile Entwicklung zieht sich von Brutto-Marge bis zur Betriebsmarge durch. Das alternierende Muster zwischen Anstieg und Rückgang bei den Margen spiegelt zweifellos den positiven Einfluss der Werbeeinnahmen, die das Unternehmen in Wahljahren zusätzlich erzielt, in der Erfolgsrechnung wider.
Entwicklung der Margen von Nexstar Media (Quelle: Aktienfinder)
Wie in den letzten Investment Cases möchte ich die Chancen und Risiken kurz und prägnant gegenüberstellen. Die einzelnen Punkte obliegen (m)einer subjektiven Wahrnehmung (sowie eigentlich alle Texte hier) und verlangen auf das Deutlichste einer eigenen Prüfung. Die dargestellten Chancen sind das Spiegelbild der wahrgenommenen Risiken (vice versa):
Meines Erachtens bietet der 10-K Report eine erste Anlaufstelle für die Eigenanalyse und Ableitung allfälliger Risiken daraus, welche in Verbindung mit einem Investment in NXST stehen.
Basierend auf einem gegenwärtigen, von Sondereffekten bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6,9 ist auf den ersten Blick eine deutliche Unterbewertung von Nexstar im Vergleich mit dem historischen Durchschnittswert von 13,8 für die letzten zehn Jahre bzw. 10,6 für fünf Jahre festzuhalten.
Fairer Wert von Nexstar Media (Quelle: Aktienfinder)
Da ich bei „pro Aktie“ Kennzahlen, welche erheblich von Aktienrückkäufen verzerrt werden können, bevorzuge ich bei der Bewertung von Unternehmen gleicher Branchen gerne den sogenannten Enterprise Value (EV). Der EV kennzeichnet bei einer Übernahme den Betrag (also den Marktwert), der für den Kauf des betriebsnotwendigen Vermögens benötigt wird bzw. das nicht-betriebsnotwendige Vermögen herausgerechnet wird. Diese Kennzahl setze ich ins Verhältnis zum operativen Cash Flow (vor Steuern, Zinsen und Investitionen (CAPEX)), ausgedrückt durch das EBITDA. Die Heuristik und vorherrschende Meinung besagt, dass ein Wert von unter 10 eine „gesunde Bewertung“ signalisiert – wie immer bei generischen Daumenregeln muss der unternehmensindividuelle Kontext in der Analyse vom sorgfältigen Investor selbst mitgedacht werden. Im Anwendungsfall von Nexstar Media sehen wir, dass ein Bewertungsergebnis von 7 im Zeitraum der letzten beiden Jahre keine Ausnahme darstellt. Bei perfektem Market-Timing konnten bei einem Multiple von 6,5 die Aktien des Medienunternehmens erworben werden.
Enterprise Value zu EBITDA von Nexstar Media (Quelle: Seeking Alpha*)
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den EV ins Verhältnis zum kaum manipulierbaren Free Cash-Flow (FCF) zu setzen. Ein hohes EV/FCF Multiple deutet auf eine hohe Bewertung hin, während ein niedriges Resultat eine preisgünstige Bewertung signalisiert. Da wir uns den Gesamtkontext in diesem Investment Case genauer ansehen und diese Kennzahl nicht isoliert als das alleinbestimmende Kriterium definieren, bereichert es unseren Analyseansatz. Aus der Darstellung im aktien.guide* erkennen wir gut, dass die Aktie von Nexstar Media mit einem Wert von 13,2 für das EV/FCF-Ratio sich unterhalb des Durchschnittwertes der letzten sechs Jahre befindet.
Enterprise Value zu Free Cash Flow von Nexstar Media (Quelle: aktien.guide*)
Der Blick auf den aktuellen Chart zeigt uns eine Kursperformance von 224,1 Prozent im Zehnjahresüberblick bzw. 12,5 Prozent Kursgewinn (ohne Dividenden) pro Jahr:
Aktienchart von Nexstar Media (Quelle: aktien.guide*)
Der maximale Rückgang in den letzten sechs Jahren betrug ca. 62 Prozent im Zuge des Ausbruchs der Coronapandemie Anfang 2020:
Unterwasser-Chart von Nexstar Media (Quelle: aktien.guide*)
Im Zehnjahres-Zeitraum brachte ein Investment in Nexstar Media gemessen am Total Return, also inklusive erhaltener Dividenden, eine Gesamt-Performance von rund 270 Prozent für den Anleger:
Total Return von Nexstar Media (Quelle: Seeking Alpha*)
Bei der Betrachtung der makellosen Dividendenhistorie fällt auf, dass Nexstar einen Track Record von zwölf Jahren wachsender Dividenden ausweist.
Auf Basis des Dividenden-Alarms im Aktienfinder erkennen wir mit freiem Auge, dass die aktuelle Dividendenrendite deutlich über dem Mittelwert im Fünfjahre-Korridor liegt. In den letzten zehn Jahren gab es keinen Zeitpunkt, an welchem durch den Kauf der Aktie eine höhere Dividendenrendite zu erzielen gewesen wäre.
Dividendenhistorie von Nexstar Media (Quelle: Aktienfinder)
Bei einem aktuellen Kurs von 152,86 USD errechnet sich eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent. Die Fünfjahres-Dividendenwachstumsrate beträgt beeindruckende 30,3 Prozent p.a. bzw. 27,4 Prozent p.a. im Zehnjahres-Zeitraum. Das Unternehmen erhöhte zuletzt im Januar des letzten Jahres um 25,2 Prozent die Dividende. Zum Abrunden noch die letzten fünf Dividendenerhöhungen im Überblick:
Die quartalsweise ausgeschüttete Dividende beträgt aktuell 1,69 USD pro Aktie und wird in den Monaten zu Quartalsmitte ausbezahlt (Februar, Mai, August, November).
Ziehen wir den Durchschnittswert des Free Cash Flow der letzten drei Jahre als Grundlage für die Ermittlung der Ausschüttungsquote heran, landen wir bei einem komfortablen Ergebnis von 14,3 Prozent für das Payout Ratio von Nexstar Media. In den kommenden Jahren – und eingedenk der Verschuldungssituation – würde ich daher ausreichend Spielraum für Dividendenerhöhungen in der Bandbreite zwischen 10 und 15 Prozent sehen.
Zuletzt ein Blick auf die von Seeking Alpha* bereitgestellte Dividend Scorecard. In dieser werden eigentlich innerhalb des unternehmensspezifischen Sektors die vier unterschiedlichen Kriterien (Dividenden-Sicherheit, -wachstum, -rendite und -kontinuität) nach dem US-Schulnotensystem bewertet. Das Ergebnis von Nexstar Media schaut in Relation zu anderen Kommunikationsunternehmen formidabel aus:
Dividend Scorecard von Nexstar Media (Quelle: Seeking Alpha*)
Zusammenfassend möchte ich die ausschlaggebenden Gründe und Überlegungen für meine Entscheidung in Nexstar Media zu investieren hervorstreichen, wobei die Reihenfolge der einzelnen Punkte keinen Rückschluss auf eine spezielle Gewichtung der Argumente darstellt.
Wie im letzten Newsletter kommuniziert, habe ich mich zum Verkauf von BCE durchgerungen. In den letzten Wochen trug das Management des kanadischen Telekommunikationsanbieters kaum etwas Erbauliches dazu bei, deren Maßnahmen meine Zuversicht in die Unternehmensführung stärken würden. Dabei war die Ausgangslage für das Investment in BCE klar dargelegt: ein Cash-Flow-starkes Geschäftsmodell, dass aufgrund der kapitalintensiven Natur und hohen regulatorischen Anforderungen ein Oligopol in Kanada darstellt. Hinzu kommt eine konservative Kapitalallokation bestehend aus hoher Dividende mit moderatem Wachstum in den letzten zwei Jahrzehnten.
Zunächst folgte eine für den externen Beobachter willkürlich wirkende Anhebung des Verschuldungsgrades im Rahmen der Q1-Zahlen 2024. Diese konnte vom Vorstand nicht plausibilisiert werden. Im September erfolgte die Veräußerung des 37,5-Prozent-Anteils an Maple Leaf Sports & Entertainment (MLSE). Für 4,7 Mrd. CAD erhielt der Mitbewerber Rogers Communications den Zuschlag. Der Hoffnungsschimmer aus der offiziellen Pressemitteilung: „BCE currently intends to direct proceeds of this sale towards reducing debt levels“.
Dieser Beitrag zur finanziellen Gesundung der Bilanz wäre auch nicht unvorteilhaft gewesen. Falsch gedacht! Anfang November gab BCE die Übernahme von Ziply Fiber, dem führenden Glasfaser-Internetanbieter im Nordwesten der Vereinigten Staaten, um fünf Milliarden CAD bekannt. Über die recht üppige Bewertung – ein Multiple von 14,3x des EBITDA – des Akquisitionsziels war sich „der Markt“ mit einem Tagesverlust von zehn Prozent einig.
Die Genese eines Exits im Falle von BCE (Quelle: eigene Darstellung)
Der zusätzliche Ballast für eine ohnehin mit Fremdkapital aufgeladene Bilanz inklusive der allfälligen Kosten für die Integration von Ziply Fiber und den damit in Verbindung stehenden Wachstumsplänen für Glasfaser, zeitigten bereits konkrete Auswirkungen auf die zukünftigen Dividenden. Denn diese werden für 2025 vorerst konstant bleiben und nicht erhöht. Was darüber hinaus passiert, kann zum heutigen Zeitpunkt nicht seriös beantwortet werden. Wie betont hatte ich BCE in das Portfolio aufgenommen, weil das Unternehmen für ein äußerst kapitalintensives Geschäft neben den Qualitäts-relevanten Faktoren eine hohe Dividendenrendite mit niedrigen, aber konstantem Dividendenwachstum mitbrachte.
Schließlich kommen wir noch zur Auflösung des Rätsels, wohin denn eigentlich die für den Januar verfügbare Investmenttranche floss. Mit dem „kostenneutralen“ Austausch von BCE durch Nexstar, unterzog ich meinem Primär-Investment für diese Branche einem kurzen Check. Da die wesentlichen Thesen einer kritischen Prüfung mühelos standhielten, habe ich meinen Bestand in Comcast um 15 Aktien zum Stückpreis von 36,50 USD aufgestockt. Mit der anderen Hälfte der Tranche besserte ich die Liquiditätsreserve auf. Somit stehen mir zusätzlich 4.000 Euro im Falle interessanter (Nach-)Kaufchancen zur Verfügung.
Aktienchart von Comcast (Quelle: aktien.guide*)
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In diesem Sinne: Auf eine prosperierende Investmentkultur und vielen Dank für euren Besuch auf Dividend Post!
PS: Für Feedback zu diesem Format bin ich sehr dankbar. Für Ideen, Ergänzungen und sonstige Anregungen lasst es mich einfach in den Kommentaren wissen oder schreibt mir eine E-Mail.
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Disclaimer & Transparenzhinweis:
Ein potentieller Interessenskonflikt ist aufgrund eigener Investments in den besprochenen Aktien und ETFs nicht auszuschließen. Der Kauf und Verkauf von Aktien, Aktienfonds und anderen Finanzinstrumenten kann zu Verlusten, bis hin zum Totalverlust, führen und sollte stets im Einklang mit dem eigenen Risikoappetit erfolgen. Meine auf dividendpost.net veröffentlichten Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, sondern dienen schlichtweg der Unterhaltung und Information. Das Handeln mit Wertpapieren erfolgt auf eigene Gefahr. Ich tätige Börsengeschäfte ausschließlich als Privatanleger. Meine Einschätzungen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, dafür übernehme ich keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der präsentierten und bereitgestellten Inhalte. Eigene Recherche und Due Diligence sind Schlüsselfaktoren für einen selbstbestimmten Vermögensaufbau. Unbezahlte Werbung durch Markennennung.
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